Seit dem Einmarsch der türkischen Armee in Nordsyrien ruft die türkische Religionsbehörde Dyanet zu Gebeten für den Sieg auf. Der ZDF-Redakteur und Islamkenner Abdul-Ahmad Rashid hat recherchiert, ob und was in Moscheen in Deutschland zum Krieg gepredigt wird. Im Deutschlandfunk sagte er:
"Die Ditib hat nach eigener Aussage ihre Mitgliedsvereine angewiesen, keine Siegesgebiete in den Moscheen zu sprechen. Die Freitagsgebete haben sich mit spirituellen Themen beschäftigt, diese Predigten kann man auf der Homepage der DITIB nachlesen."
Man müsse zwischen den DITIB-Predigten und denen der Religionsbehörde Dyanet unterscheiden. Die Dyanet veröffentliche ihre Predigten in verschiedenen Sprachen, darunter auch auf Deutsch. Diese dürfe man nicht mit den DIBIT-Predigten verwechseln, so Rashid. "Die DITIB in Deutschland veröffentlicht ihre eigenen Predigten."
Unterstützung für die türkische Armee in Deutschland
Dennoch habe es in Moscheegemeinden in Deutschland Unterstützung für die türkische Armee gegeben, zum Beispiel durch Postings von Siegesgebeten durch Gemeindemitglieder. Diese seien mittlerweile wieder von den facebook-Seiten heruntergenommen worden, "auch deshalb, weil ich die DITIB-Zentrale in Köln darauf aufmerksam gemacht habe", sagte Rashid.
Die DITIB könne nicht jede Moscheegemeinde in Deutschland kontrollieren. Dies hat praktische, aber auch struktuelle Gründe: Die Imame seien nicht bei ihr, sondern beim türkischen Staat angestellt. "Wenn ein Imam sich entscheidet, für den Sieg der türkischen Armee zu predigen, dann kann er es tun", so Rashid.
Die Gebete gehen zurück auf die Koran-Sure 48 "Der Sieg". Dort sei jedoch der Zusammenhang ein anderer, sagte Rashid. "Es ist keine islamischen Tradition, es ist unüblich, dass in einer Moschee für den Sieg einer Armee gebetet wird". Es sei eine türkische beziehungsweise eine osmanische Tradition, die im späten Mittelalter im osmanischen Reich entstanden ist. Der Islamexperte betonte:
"Solche Traditionen haben in Moscheen in Deutschland nichts zu suchen. Wenn der Islam zu Deutschland gehören soll, müssen solche Dinge aufhören."