Zwei Mal hat Banu Güven in den vergangenen Monaten wegen ihrer regierungskritischen Haltung ihren Job verloren – zuletzt vor drei Wochen. Erst im Frühjahr hatte sie bei einem neuen Privatfernsehsender angefangen, dort war ihr redaktionelle Unabhängigkeit zugesichert worden - anders als bei ihrem vorletzten Arbeitgeber, dem regierungstreuen Sender NTV.
Doch auch an ihrem neuen Arbeitsplatz sollte sie allzu kritische Passagen aus Sendungen herausschneiden. Güven lehnte ab und ist nun eine von insgesamt 59 Journalistinnen und Journalisten, die nach Angaben der türkischen Journalistengewerkschaft seit Beginn der Gezi-Proteste aus ihrem Job gedrängt wurden. Und so etwas kann in der Türkei schnell gehen:
"Da kommt ein Anruf vom Büro des Ministerpräsidenten und es wird gesagt, dass diese Person bitte nicht mehr schreiben sollte. Na ja, 'bitte' wäre zu viel. Sie sagen: Die Person soll nicht mehr schreiben. Die Chefredakteure üben Selbstzensur aus und das geht dann weiter über auf die Redakteure."
Selbstzensur und Rausschmiss – damit sind die meisten Zeitungen und Fernsehsender wieder auf Regierungslinie gebracht worden. Aber es gibt auch Ausnahmen. Der kleine Istanbuler Sender IMC, vor zwei Jahren gegründet, ist einer der letzten unabhängigen Nachrichtenkanäle. Ob über die Kurdenfrage, Gewerkschaften oder die Proteste vom Taksim-Platz: IMC konnte über all das bislang unbehelligt berichten. Kein Anruf aus Ankara und kein Gerichtsverfahren, versichert Chefredakteurin Defne Asal. Sie seien eben nicht so leicht unter Druck zu setzen wie andere:
"In der Türkei haben die meisten Besitzer von Zeitungen und Fernsehstationen ihre Haupteinnahmen aus anderen Geschäften, etwa im Bau oder Energiesektor. Da sind sie von öffentlichen Aufträgen abhängig. Das macht sie erpressbar. Und sie erwarten, dass ihre Journalisten diesen Geschäften mit ihrer Berichterstattung nicht in die Quere kommen."
Fast alles, was im liberalen türkischen Journalismus Rang und Namen hat, steht derzeit auf der Straße. Zuletzt traf es den Chefredakteur von Milliyet und deren bekanntesten Kolumnisten Can Dündar. Auch sie hatten den Unmut des Ministerpräsidenten auf sich gezogen. Milliyet gehört der Demirören-Gruppe, einem Konzern, der sich immer wieder erfolgreich um staatliche Aufträge im Energiebereich bemüht. Erdogan hatte wiederholt gewarnt, man werde auch Unternehmen zur Rechenschaft ziehen, wenn sich diese auf die Seite der Demonstranten gestellt hätten.
Es traf aber auch Journalisten, die sich bis vor Kurzem sicher fühlten. Yavuz Baydar von der Zeitung "Sabah" hatte ausländische Kritik an der mangelnden Pressefreiheit in seinem Land mehrfach auf Podiumsdiskussionen zurückgewiesen. Vergangene Woche wurde er entlassen, nachdem er in der "New York Times" den Einfluss der türkischen Regierung auf die Medien kritisiert hatte.
Banu Güven besucht in diesen Tagen die Parkforen der Stadt. Dort trifft sich nach Einbruch der Dunkelheit die Istanbuler Opposition in den Parks der Stadt. Hier wird diskutiert, wie es weitergehen soll. Mal geht es um die Gründung neuer Parteien, mal um anwaltliche Hilfen für verhaftete Aktivisten.
Die Journalistin Güven ist von dieser Graswurzeldemokratie begeistert, sie berichtet darüber auf Twitter und weiß: Viele Aktivisten sind von den etablierten Medien tief enttäuscht, gerade die Jungen setzen lieber auf soziale Medien wie Facebook oder Twitter. Doch die geschassten Redakteure sollten mit der Bewegung gemeinsam einen journalistischen Neuanfang versuchen, meint Banu Güven:
"Wir müssen zusammenkommen. Und ein neues Modell schaffen, wo auch diese Leute etwas zu sagen haben."
Doch für alternative Fernsehsender braucht es nicht bloß mutige Journalisten, sondern auch mutige Investoren. Darauf wollen die Gezi-Aktivisten nicht warten. Nach dem Sommer wollen sie ihren Protest aus den Parks wieder zurück auf die Straße bringen.
Doch auch an ihrem neuen Arbeitsplatz sollte sie allzu kritische Passagen aus Sendungen herausschneiden. Güven lehnte ab und ist nun eine von insgesamt 59 Journalistinnen und Journalisten, die nach Angaben der türkischen Journalistengewerkschaft seit Beginn der Gezi-Proteste aus ihrem Job gedrängt wurden. Und so etwas kann in der Türkei schnell gehen:
"Da kommt ein Anruf vom Büro des Ministerpräsidenten und es wird gesagt, dass diese Person bitte nicht mehr schreiben sollte. Na ja, 'bitte' wäre zu viel. Sie sagen: Die Person soll nicht mehr schreiben. Die Chefredakteure üben Selbstzensur aus und das geht dann weiter über auf die Redakteure."
Selbstzensur und Rausschmiss – damit sind die meisten Zeitungen und Fernsehsender wieder auf Regierungslinie gebracht worden. Aber es gibt auch Ausnahmen. Der kleine Istanbuler Sender IMC, vor zwei Jahren gegründet, ist einer der letzten unabhängigen Nachrichtenkanäle. Ob über die Kurdenfrage, Gewerkschaften oder die Proteste vom Taksim-Platz: IMC konnte über all das bislang unbehelligt berichten. Kein Anruf aus Ankara und kein Gerichtsverfahren, versichert Chefredakteurin Defne Asal. Sie seien eben nicht so leicht unter Druck zu setzen wie andere:
"In der Türkei haben die meisten Besitzer von Zeitungen und Fernsehstationen ihre Haupteinnahmen aus anderen Geschäften, etwa im Bau oder Energiesektor. Da sind sie von öffentlichen Aufträgen abhängig. Das macht sie erpressbar. Und sie erwarten, dass ihre Journalisten diesen Geschäften mit ihrer Berichterstattung nicht in die Quere kommen."
Fast alles, was im liberalen türkischen Journalismus Rang und Namen hat, steht derzeit auf der Straße. Zuletzt traf es den Chefredakteur von Milliyet und deren bekanntesten Kolumnisten Can Dündar. Auch sie hatten den Unmut des Ministerpräsidenten auf sich gezogen. Milliyet gehört der Demirören-Gruppe, einem Konzern, der sich immer wieder erfolgreich um staatliche Aufträge im Energiebereich bemüht. Erdogan hatte wiederholt gewarnt, man werde auch Unternehmen zur Rechenschaft ziehen, wenn sich diese auf die Seite der Demonstranten gestellt hätten.
Es traf aber auch Journalisten, die sich bis vor Kurzem sicher fühlten. Yavuz Baydar von der Zeitung "Sabah" hatte ausländische Kritik an der mangelnden Pressefreiheit in seinem Land mehrfach auf Podiumsdiskussionen zurückgewiesen. Vergangene Woche wurde er entlassen, nachdem er in der "New York Times" den Einfluss der türkischen Regierung auf die Medien kritisiert hatte.
Banu Güven besucht in diesen Tagen die Parkforen der Stadt. Dort trifft sich nach Einbruch der Dunkelheit die Istanbuler Opposition in den Parks der Stadt. Hier wird diskutiert, wie es weitergehen soll. Mal geht es um die Gründung neuer Parteien, mal um anwaltliche Hilfen für verhaftete Aktivisten.
Die Journalistin Güven ist von dieser Graswurzeldemokratie begeistert, sie berichtet darüber auf Twitter und weiß: Viele Aktivisten sind von den etablierten Medien tief enttäuscht, gerade die Jungen setzen lieber auf soziale Medien wie Facebook oder Twitter. Doch die geschassten Redakteure sollten mit der Bewegung gemeinsam einen journalistischen Neuanfang versuchen, meint Banu Güven:
"Wir müssen zusammenkommen. Und ein neues Modell schaffen, wo auch diese Leute etwas zu sagen haben."
Doch für alternative Fernsehsender braucht es nicht bloß mutige Journalisten, sondern auch mutige Investoren. Darauf wollen die Gezi-Aktivisten nicht warten. Nach dem Sommer wollen sie ihren Protest aus den Parks wieder zurück auf die Straße bringen.