Afrin war nur der erste Streich. Der türkische Präsident Erdogan hat eine mögliche Militäraktion im Nordirak angekündigt. Die Regierung habe vergebens versucht, Bagdad davon zu überzeugen, gegen kurdische Rebellen im Sindschar-Gebirge vorzugehen. In Afrin dauert währenddessen die Räumung von Sprengfallen an.
Ziel ist laut Erdogan, dass die geflohenen Einwohner möglichst schnell zurückkehren können: Nein, lange bleiben wolle die türkische Armee in Afrin nicht, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor Juristen in Ankara.
"Die Freie Syrische Armee und die Türkischen Soldaten befreien die Stadt jetzt von Sprengfallen und kontrollieren, ob sich dort noch Terroristen aufhalten. Bis wir davon überzeugt sind, dass in der Stadt die Sicherheit gewährleistet ist. Hoffentlich wird Afrin bald so sicher sein, so dass die Bevölkerung in Frieden zurückkehren kann."
Plünderungen in Afrin
Bis dahin solle auch Infrastruktur wieder hergestellt sein, ergänzt Regierungssprecher Bekir Bozdag. Schließlich hätten die "Terroristen" von der kurdischen YPG einiges zerstört.
"Wir arbeiten derzeit an der reibungslosen Grundversorgung, angefangen vom Zugang zu Wasser und Lebensmitteln bis hin zur medizinischen Versorgung und der Wiederaufnahme des Schulbetriebs."
Probleme bereiten im Moment offenbar die Verbündeten der Türkei, die Kämpfer der Freien Syrischen Armee. Augenzeugen berichten von Plünderungen. Die Kämpfer würden alles wegschleppen was Wert hat und beweglich sei - von der Ziege bis zum Auto. Ein Sprecher der FSA machte dafür jedoch Diebe verantwortlich.
Manbidsch als nächstes Ziel
Dass sich die türkischen Streitkräfte nicht länger als nötig in Afrin aufhalten sollen, hat einen Grund. Erdogan zieht es weiter. Die Region Manbidsch am Ufer des Euphrat hatte er schon vor Wochen als nächstes Ziel angegeben. Das Problem: dort sind auch US-Soldaten stationiert. Ein Gespräch darüber mit der US-Regierung soll noch in dieser Woche stattfinden. Unterstützung bekommt Erdogan unter amderem vom Vorsitzenden der ultra-nationalistischen Oppositionspartei MHP, Devlet Bahceli.
"In Afrin, in Manbij und bis in den Osten des Euphrat darf nicht Halt gemacht werden. Würden wir es tun, gefährdeten wir dadurch Sicherheit Anatoliens."
Dafür müsse der Einfluss der Kurden in Nordsyrien zurückgedrängt werden, so die türkische Logik. Weder dürften von dort aus Angriffe auf die Türkei möglich sein, noch dürfe die PKK dort einen Rückzugsraum haben, vergleichbar mit den Kandilbergen, wo die türkische Armee schon seit Jahren kurdische Stellungen angreift.
Bisher nur eine Drohung
Erdogan machte deutlich, dass die Türkei bereit sei, auch in die nordirakische Bergregion Sindschar einzumarschieren.
"Wir werden auch die Terrorcamps im Norden des Iraks - wenn nötig permanent - unter Kontrolle nehmen. Wir haben die Zentralregierung des Irak schon so oft aufgefordert, gegen das Entstehen eines zweiten Kandil-Gebirges in Sindschar vorzugehen. Wir baten sie, etwas zu unternehmen oder die Sache uns zu überlassen. Wir könnten also eines Nachts, auch in Sindschar eindringen und die dortigen Terroristen außer Gefecht setzen."
Bisher ist das nicht mehr als einen Drohung. Jedoch hatte Erdogan mit ähnlichen Worten auch den Angriff auf Afrin angekündigt.