Weithin sind die Einschläge türkischer Geschütze im Nachbarland Syrien zu hören. Noch von türkischem Boden beziehungsweise von der Luft aus. Bereits so seien die meisten der anvisierten Ziele getroffen worden, meldet der Generalstab. Mindestens zehn Menschen seien getötet worden, sagen die syrischen Kurden. Darunter sieben Zivilisten.
Umgekehrt trafen mindestens vier Raketen türkische Wohngebiete in der Grenzregion Kilis. Dabei wurde nach offiziellen türkischen Angaben eine Frau leicht verletzt.
Bereits in der Nacht fuhren Panzer über die syrische Grenze. Am Vormittag hat die Bodenoffensive begonnen, wie sie Ministerpräsident Binali Yildirm gestern angekündigt hatte. Yildirim sprach von einer 30 Kilometer breiten Sicherheitszone, die die Türkei in Syrien erobern wolle.
Einheiten der Freien Syrischen Armee Teil der Operation
Die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive sind weit fortgeschritten. Abhängig von der Entwicklung werden die Bodenstreitkräfte ihren Einsatz Morgen beginnen. Außer den türkischen Soldaten werden auch Einheiten der Freien Syrischen Armee Teil dieser Operation sein.
Kämpfer der Freien Syrischen Armee wurden in Bussen und ihre Pick-up-Fahrzeuge von der Türkei aus nach Syrien gebracht.
Bei vielen von ihnen soll es sich um syrische Turkmenen handeln, die seit jeher eine enge Verbindung zur Türkei unterhalten und sich vom Assad-Regime unterdrückt fühlten.
Ankara sieht in kurdischen Verbänden eine Gefahr
Die sogenannte Operation Olivenzweig gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG ist eine Reaktion auf die Pläne der USA, entlang der syrischen Nordgrenze eine 30.000 Mann starke, kurdisch dominierte Truppe aufzustellen. Doch die Türkei sieht in den kurdischen Bündnispartnern der Amerikaner eine Gefahr für die eigene Sicherheit, erklärt Huseyin Bagci, Professor für Internationale Beziehungen an der Technische Universität des Nahen Ostens in Ankara.
"Die YPG beziehungsweise die kurdischen Gruppen dort haben Verbindungen zur PKK. Die türkische Regierung verbreitet seit einigen Tagen den Standpunkt, die türkische Grenze darf nicht von Terrorgruppen kontrolliert werden. Von einem nationalen Standpunkt aus betrachtet, kann man das verstehen."
Kurden kontrollieren großen Teil des Grenzgebietes
Von der gut 900 Kilometer langen türkisch-syrischen Grenze befinden sich rund 700 Kilometer fast durchgehend im Einflussgebiet der Kurden. Lediglich die Region um Afrin im Nordwesten ist von dem kurdischen Riegel abgespalten. Deshalb sei ein Erfolg der türkischen Offensive hier nicht unwahrscheinlich, meint Oytun Orhan, vom Zentrum für strategische Studien im Mittleren Osten in Ankara.
"Die Gegend um Afrin sieht die Türkei als realistische Chance. Sie ist isoliert und verletzlicher als andere Gebiete. Dank der Kooperationsbereitschaft der Russen, kann die Offensive hier mit den Russen und Iranern abgestimmt werden."
Tatsächlich gab es offenbar Absprachen zwischen dem türkischen Generalstab und Moskau. Kurz vor Beginn der Offensive zogen sich russische Soldaten aus Afrin zurück.