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Türkische Offensive in Syrien
Ankara schickt Spezialeinheiten für den Häuserkampf

Die türkische Offensive in der Region Afrin in Nordsyrien geht unvermindert weiter. Eine syrische Miliz, die die kurdischen YPG-Kämpfer unterstützen wollte, sei zurückgeschlagen worden, heißt es in Ankara. Nun sollen Truppen für den Häuserkampf kommen. Unklar bleibt weiter, welche Rolle Russland spielt.

Von Karin Senz |
    Trümmer in Jindaris, Afrin, im Norden Syriens nach einem türkischen Artillerieangriff
    Trümmer in Jindaris, Afrin, im Norden Syriens nach einem türkischen Artillerieangriff (dpa / Sputnik)
    Die Lage in Nordsyrien hat sich zugespitzt, nachdem offenbar regimetreue Milizen versucht haben, in die Stadt zu kommen. Angeblich hat sie die Türkei zurückgedrängt. Die Syrien-Offensive gegen die Kurden-Miliz YPG gehe aber unvermindert weiter, so der türkische Präsident Erdogan. Jetzt sollen auch türkische Elitetruppen zum Einsatz kommen, die im Straßenkampf erprobt sind. Welche Rolle Russland bei der neuen Eskalation in Nordsyrien spielt, bleibt weiter unklar.
    "Es ist Tag 33 in der Operation 'Olivenzweig', berichtet ein Reporter im türkischen Fernsehen wenige Kilometer von der Front antfernt. Seit Beginn der Operation seien 1.780 Terroristen ausser Gefecht gesetzt worden."
    Das türkische Fernsehen berichtet wie an allen Tagen seit die Syrien-Offensive läuft, von den Erfolgen der eigenen Armee. Dass eine syrische Miliz versucht hat, die Kurden-Miliz YPG zu unterstützen, ist schon abgehakt. Das macht auch der Sprecher des Präsidialamtes Ibrahim Kalin am Morgen noch mal klar:
    "Die Operation 'Olivenzweig' wird entschlossen fortgesetzt, bis alle Terroristen in und um Afrin außer Gefecht gesetzt werden. Die Republik Türkei wird ihren Plan in unverändereter Entschlossenheit weiterführen."
    Kaum Kritik vonseiten der NATO
    Ein syrischer Diplomat droht der Türkei mit Gegenmaßnahmen. Wie die aussehen könnten, ließ er offen. Die Türkei fliegt am Morgen in der Region Afrin weiter Luftangriffe gegen die YPG, heißt es. In der Nacht sollen durch Artilleriebeschuss mehrere Menschen verletzt worden sein, darunter auch Kinder, sagt die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Präsident Recep Tayyip Erdogan antwortet auf diese Vorwürfe immer gleich:
    "Es mag so aussehen, als kämen wir in Afrin nur langsam voran. Aber nur, weil wir Verluste unter unseren Sicherheitskräften minimalisieren und die Zivilbevölkerung nicht gefährden wollen."
    Gestern spricht Erdogan von der Belagerung der Stadt Afrin. Heute zeigt das türkische Fernsehen Bilder von Sondereinheiten der Polizei und der Gendarmerie, die aus Kasernen ausrücken mit dem Ziel Afrin: Es sind Einheiten, die auf den Häuserkampf spezialisiert sind. Ihre gepanzerten Fahrzeuge sind mit Olivenzweigen geschmückt. Als sie durch die Straßen Richtung Afrin fahren, werfen die Menschen Blumen und schwenken türkische Fahnen. Präsidialamtssprecher Kalim betont, dass die Operation 'Olivenzweig' aus internationalem Recht hervor gehe und legitim sei. Tatsächlich kommt vonseiten der NATO wenig offene Kritik, man sei darüber informiert worden, heißt es aus Brüssel.
    Russlands Rolle bleibt unklar
    Allerdings gibt es auch in der Türkei Fragen nach den Hintergründen der Syrien-Offensive. Der Korrespondent der türkischen Zeitung "Habertürk" in Washington, Serdar Turgut, blickt dabei auf die Rolle Russlands als Strippenzieher:
    "Amerikanische Beobachter, die die strategischen Schritte Russlands schon seit einiger Zeit analysieren, sind der Meinung, dass Russland schon vor Beginn der Operation 'Olivenzweig' wusste, dass die Sicherheit der türkischen Grenzen gewährleistet werden kann, ohne dass dafür in Afrin einmarschiert werden muss. Trotzdem war es den Russen wichtig, dass türkische Truppen durch einen erfolgreichen Einmarsch in Afrin eine Art Bedrohung darstellen, die am Ende Kurden und das syrische Regime zu einem Abkommen bringt."
    Warum Russland an dieser Allianz ein Interesse haben soll und wie die genauen Pläne dazu aussehen, ist unklar, wie vieles in diesem Konflikt.