Mehr als 100 Mal flogen türkische Jets Angriffe gegen Stellungen der kurdischen YPG. Die meisten Ziele seien zerstört worden, meldete der Generalstab in Ankara. Darunter auch ein Munitionslager. Neun Dörfer waren bis zum Abend unter türkische Kontrolle gebracht worden. Umgekehrt flogen Raketen von syrischen auf grenznahe türkische Städte und verletzten mehrere Dutzend Menschen.
Unterstützung von der Freien Syrischen Armee
Unterstützt werden die türkischen Soldaten von der Freien Syrischen Armee – und von Bewohnern der benachbarten Region Azaz, die den Panzern bei der Fahrt durch ihr Dorf zujubeln.
"Wir sind auf den Straßen, um die Freie Syrische Armee und die befreundete türkische Armee zu unterstützen in ihrem Vorhaben, die von der Terrorgruppe PKK besetzten arabischen Gebiete zurückzuerobern. Und um Afrin von diesen Separatisten und der syrischen SDF zu befreien."
Es seien die kurdischen Kräfte gewesen, die Hundertausende arabische Bewohner in die Flüchtlingslager getrieben hätten, sagt ein anderer Mann, der jubelnd am Straßenrand steht.
Türkei will Afrin "seinen wahren Bewohnern zurückgeben"
Die Türkei wolle den Einsatz so schnell wie möglich abschließen sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag vor Anhängern im westtürkischen Bursa:
"Nun geht es darum Afrin seinen wahren Bewohnern zurückzugeben. Damit die syrischen Brüder und Schwestern, die sich zur Zeit in unserem Land befinden, sobald wie möglich wieder in ihr eigenes Land zurückkehren können."
Frankreich beantragte UN-Dringlichkeitssitzung
Derweil zeigt sich Weltgemeinschaft besorgt. Frankreich beantragte eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrats. Davon konnte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu seinen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian auch bei einem Telefongespräch nicht abbringen:
"Ich habe dem französischen Außenminister erklärt, was wir in Afrin tun und ihm versichert, dass wir nur die Terroristen im Visier haben und starke Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nehmen. Er hat mir gesagt, das Frankreich auch sehr besorgt ist über die Angriffe des syrischen Regimes in der Region Idlib, deshalb wollen sie den Weltsicherheitsrat einschalten."
Demonstranten werden weggeschleift
Die Reaktionen der türkischen Bevölkerung auf die so genannte Operation Olivenzweig sind gespalten. Menschen, die einem Aufruf der pro-kurdischen Partei HDP gefolgt waren, in Istanbul gegen den Einmarsch zu demonstrieren, wurden von einem großen Polizeiaufgebot daran gehindert.
Nein zum Krieg ruft die ältere Frau, die von mehreren Polizeibeamten in Kampfmontur weggeschleift wird. Die rüde Behandlung kam nicht überraschend. Wer Erdogan in Bursa zugehört hatte, musste vorgewarnt gewesen sein:
"Wir leiten gerade im Geiste der nationalen Einheit eine Operation gegen jene, die aus dem Ausland unsere Landesgrenzen bedrohen... Ja, und Ihr? Und Ihr versucht uns von innen zu schlagen. So, wo wir die einen aus ihren Höhlen in den Bergen herausgeholt haben, so werden wir auch Euch niemals die Plaetze und Strassen überlassen."
Kurden fordern Einsatz der Weltgemeinschaft
Es sind vor allem Kurden, die den Einsatz in Afrin kritisieren. So wie etwa dieser Mann in der Kurdenmetropole Diyarbakir:
"Die Weltgemeinschaft steht in der Schuld der der Kurden. Denn sie waren es, die ihren Kopf im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat hingehalten haben. Die großen Mächte sollten nun Druck auf die Türkei ausüben zum Beispiel in Form einer Resolution der Vereinten Nationen. Ich will, dass die türkischen Angriffe aufhören."
Nicht nur die Lage in Syrien ist durch das türkische Eingreifen noch komplizierter geworden. Auch die innere Stabilität der Türkei steht erneut auf dem Prüfstand.