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Tunesien
Touristen bleiben aus

Vor einem Jahr attackierten zwei Islamisten das Bardo-Museum in Tunesien und töteten 22 Menschen. Das nordafrikanische Land hat sich von diesem Anschlag und den Folgen noch nicht erholt. Die Tourismusbranche leidet unter Umsatzrückgang – trotz zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen.

Von Jens Borchers |
    Ein schwarz gekleideter Polizist mit Helm, Sturmhaube und kugelsicherer Weste steht vor dem abgesperrten Eingang des Bardo-Museums in Tunis. Hinter ihm sieht man Ermittler; rechts vom Eingang sind Blutspuren zu sehen.
    Der abgesperrte Eingang zum Bardo-Museum vor einem Jahr, nach dem Anschlag (dpa / epa / Mohamed Massara)
    Alles ist zunächst ganz normal an diesem 18. März. Eine Gruppe italienischer Touristen ist gerade mit einer Führerin im Bardo-Museum unterwegs. Ein Schuss fällt. Ein Tourist filmte gerade seinen Museumsbesuch und filmt dann auch die Flucht der Besucher aus der Hölle des Terror-Angriffs. Das ist jetzt ein Jahr her. Heute stehen vor allen Zugangstoren des Museums Mannschaftswagen der Polizei. Am Eingang des Bardo-Gebäudes hängt eine schlichte Tafel mit den Namen der 22 Opfer.
    Drinnen warten 3.000 Jahre Kulturgeschichte. Und an manchen Stellen die offensichtlichen Spuren des Terror-Anschlags. In einem kleinen Raum stehen Figuren von Herkules und Dionysos – und in der Wand und einer Vitrine sind Einschusslöcher zu sehen. Moncef Ben Moussa, der Direktor des Museums:
    "Das ist etwas, das hängenbleibt, woran man leidet – es ist wie eine Wunde. Und dennoch macht man weiter. Die Terroristen wollten ein Symbol der Kultur zerstören. Und wir, wir verteidigen weiterhin die Freiheit – für die Kultur."
    Ein Tiefschlag für Tunesien
    Zivilbeamte sind auffällig-unauffällig in den Ausstellungsräumen unterwegs. Nur wenige ausländische Besucher sind da. Tunesien hat mit dem Massenmord im Bardo-Museum einen Tiefschlag abbekommen. Drei Monate später kam mit dem Attentat auf ein Strand-Hotel bei Sousse der nächste. Und am Ende des Jahres 2015 mit der Attacke auf die Präsidentschaftsgarde mitten in Tunis ein weiterer.
    All das hat den Tourismus beinahe zum Erliegen gebracht. Leila Ben-Gacem hat das direkt zu spüren bekommen. Ben-Gacem betreibt ein Hotel in einem wunderbaren alten Haus in der Altstadt von Tunis. Liebevoll restauriert, mit viel Aufwand zurecht gemacht für Touristen:
    "Am Tag des Bardo-Attentats bekam ich elf Absagen. Meine größte Sorge war, die sechs Arbeitsplätze im Hotel zu erhalten. Als dann der Anschlag in Sousse kam – da konnte schon fast niemand mehr für den Sommer absagen."
    Langsam, ganz langsam kommen wieder Gäste zu Leila Ben-Gacem ins Altstadt-Hotel. Meist nur für einen oder zwei Tage, meist sind es Geschäftsreisende. Ja, die Sicherheitsmaßnahmen sind verstärkt worden. Regelmäßig ruft die Polizei an, fragt, welche Gäste da sind:
    "Ein-, zweimal die Woche schauen sie vorbei, schauen nach, ob es nichts Verdächtiges gibt."
    Den Metalldetektor, zu dem man ihr geraten hatte, wollte Leila Ben-Gacem nicht einbauen. Und manche Vorschläge der Polizei scheinen ihr auch etwas übertrieben:
    "Manchmal ruft die Polizei an und bietet an, Touristen auf einem Rundgang durch die Altstadt zu begleiten. Naja, ich glaube nicht, dass…"
    ….dass ein Altstadt-Rundgang mit Polizeieskorte das Sicherheitsgefühl stärken würde. Aber Leila Ben-Gacem weiß genau: Ein Jahr nach dem Anschlag auf das Bardo-Museum ist es die Angst vor neuen Anschlägen, die Touristen aus Tunesien fernhält.