Die Reform der Ganztagsschule stößt auf große Zustimmung der Eltern, geht den meisten aber nicht schnell genug. Die Mehrheit der Eltern, 60 Prozent, ist für eine Grundschulzeit von sechs statt vier Jahren; die Inklusion, also der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen, wird skeptisch gesehen und: Vier von fünf Eltern lehnen die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von neun auf acht Jahre ab. Das sind die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Studie, für die das Medien- und Sozialforschungsinstitut TNS Emnid 3000 Eltern schulpflichtiger Kinder befragte. Über die G-8-Reform sagte der renommierte Bildungsforscher Klaus-Jürgen Tillmann, einer der Autoren der Studie, es sei ein "ziemlich einmaliger Fall", dass eine bildungspolitische Reform flächendeckend eingeführt, dann aber von 80 Prozent der Eltern abgelehnt werde.
"Die massive Ablehnung von G-8 kann man nur als eine schallende Ohrfeige für die Bildungspolitik aller Parteien und auch für die Kultusministerkonferenz bezeichnen; das ist eine Reform, die die große Mehrheit der Eltern so nie gewollt hat und nach den Erfahrungen, die sie gemacht hat, auch nicht will."
Immerhin – 59 Prozent der Eltern könnten sich mit G-8 anfreunden, wenn die Lehrpläne entsprechend angepasst und gekürzt würden. Die Reform der Reform fordert auch die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, Ursula Walther, die einräumte, der Bundeselternrat habe die Haltung der Eltern zu G-8 völlig falsch eingeschätzt, man müsse sich fragen, wie weit man sich von der Basis entfernt habe. Von der G-8-Reform indes führe kein Weg mehr zurück.
"Dieses Ergebnis der Studie war für uns Elternvertreter natürlich ein Schock. Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Gegnerschaft zum G-8 derart hoch ist. Die Konsequenz kann jetzt eigentlich nur sein: Wir nehmen aus der Studie, so wie das eigentlich jeder macht, das, was für unsere Ansichten passt und sagen: okay, dann nehmen wir eben die Eltern, die sagen: G-8 ist dann in Ordnung, wenn es besser wird. Und zum Besserwerden gehört: eine echte Ganztagsschule, ein echtes G-8, also richtig mit rhythmisiertem Unterricht, vor allem mit ganz neuen Lernkonzepten. Das, was den Stress jetzt verursacht, ist ja dieser immer noch überwiegende Frontalunterricht, wo in die Kinder reingestopft wird, was nur irgend geht, und die Lehrpläne sozusagen direkt ins Kind gefüllt werden – das muss geändert werden."
70 Prozent der Eltern würden ihr Kind am liebsten in eine Ganztagsschule schicken - vor zwei Jahren waren es noch 59 Prozent - doch nicht einmal die Hälfte der gewünschten Ganztagsplätze sei vorhanden. Pro Jahr steige die Zahl der angebotenen Plätze nur um 3-4 Prozent, hier müsse deutlich mehr investiert werden, forderte Klaus-Jürgen Tillmann. Erfreulich sei, dass die Lehrer in Sachen Kompetenz und Engagement überwiegend gute Noten von den Eltern erhalten hätten. Beim Thema Inklusion gibt es ebenso Zustimmung wie Skepsis: Gemeinsamen Unterricht mit körperlich beeinträchtigten Kindern finden 89 Prozent der Eltern gut, die Integration von Kindern mit geistigen Behinderungen dagegen nur 46 Prozent. Ursula Walther vom Bundeselternrat:
"Deutschland hat die UN-Konvention unterschrieben. Und Inklusion ist Pflicht für uns alle. Das heißt, es ist nicht die Frage: Machen wir Inklusion oder machen wir keine, sondern die Frage ist: Wie gewinnen wir möglichst schnell die ganze Gesellschaft dafür, dass Inklusion stattfinden kann, und zwar gut stattfinden kann. Und da ist eine bildungspolitische Forderung: Da muss wirklich mehr Geld her! Es müssen nämlich mehr Lehrer auch in dieses System gesteckt werden, wenn behinderte Kinder in allgemeinen Schulen sind, dann darf das nicht daran scheitern, dass das so schlecht ausgestattet wird, dass es eben nicht gut läuft. Dann ist nämlich die Abneigung groß."
Im Vergleich zur Vorgängerstudie vor zwei Jahren hat sich das Bild der deutschen Schullandschaft etwas verbessert. Die grundsätzlichen Schwierigkeiten aber sind - aus Sicht der Eltern – geblieben: 83 Prozent der Eltern beklagen die fragmentierte Schullandschaft und wünschen sich ein einheitliches Schulsystem. Immer noch fast jeder Zweite hält das deutsche Schulsystem für ungerecht.
"Die massive Ablehnung von G-8 kann man nur als eine schallende Ohrfeige für die Bildungspolitik aller Parteien und auch für die Kultusministerkonferenz bezeichnen; das ist eine Reform, die die große Mehrheit der Eltern so nie gewollt hat und nach den Erfahrungen, die sie gemacht hat, auch nicht will."
Immerhin – 59 Prozent der Eltern könnten sich mit G-8 anfreunden, wenn die Lehrpläne entsprechend angepasst und gekürzt würden. Die Reform der Reform fordert auch die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, Ursula Walther, die einräumte, der Bundeselternrat habe die Haltung der Eltern zu G-8 völlig falsch eingeschätzt, man müsse sich fragen, wie weit man sich von der Basis entfernt habe. Von der G-8-Reform indes führe kein Weg mehr zurück.
"Dieses Ergebnis der Studie war für uns Elternvertreter natürlich ein Schock. Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Gegnerschaft zum G-8 derart hoch ist. Die Konsequenz kann jetzt eigentlich nur sein: Wir nehmen aus der Studie, so wie das eigentlich jeder macht, das, was für unsere Ansichten passt und sagen: okay, dann nehmen wir eben die Eltern, die sagen: G-8 ist dann in Ordnung, wenn es besser wird. Und zum Besserwerden gehört: eine echte Ganztagsschule, ein echtes G-8, also richtig mit rhythmisiertem Unterricht, vor allem mit ganz neuen Lernkonzepten. Das, was den Stress jetzt verursacht, ist ja dieser immer noch überwiegende Frontalunterricht, wo in die Kinder reingestopft wird, was nur irgend geht, und die Lehrpläne sozusagen direkt ins Kind gefüllt werden – das muss geändert werden."
70 Prozent der Eltern würden ihr Kind am liebsten in eine Ganztagsschule schicken - vor zwei Jahren waren es noch 59 Prozent - doch nicht einmal die Hälfte der gewünschten Ganztagsplätze sei vorhanden. Pro Jahr steige die Zahl der angebotenen Plätze nur um 3-4 Prozent, hier müsse deutlich mehr investiert werden, forderte Klaus-Jürgen Tillmann. Erfreulich sei, dass die Lehrer in Sachen Kompetenz und Engagement überwiegend gute Noten von den Eltern erhalten hätten. Beim Thema Inklusion gibt es ebenso Zustimmung wie Skepsis: Gemeinsamen Unterricht mit körperlich beeinträchtigten Kindern finden 89 Prozent der Eltern gut, die Integration von Kindern mit geistigen Behinderungen dagegen nur 46 Prozent. Ursula Walther vom Bundeselternrat:
"Deutschland hat die UN-Konvention unterschrieben. Und Inklusion ist Pflicht für uns alle. Das heißt, es ist nicht die Frage: Machen wir Inklusion oder machen wir keine, sondern die Frage ist: Wie gewinnen wir möglichst schnell die ganze Gesellschaft dafür, dass Inklusion stattfinden kann, und zwar gut stattfinden kann. Und da ist eine bildungspolitische Forderung: Da muss wirklich mehr Geld her! Es müssen nämlich mehr Lehrer auch in dieses System gesteckt werden, wenn behinderte Kinder in allgemeinen Schulen sind, dann darf das nicht daran scheitern, dass das so schlecht ausgestattet wird, dass es eben nicht gut läuft. Dann ist nämlich die Abneigung groß."
Im Vergleich zur Vorgängerstudie vor zwei Jahren hat sich das Bild der deutschen Schullandschaft etwas verbessert. Die grundsätzlichen Schwierigkeiten aber sind - aus Sicht der Eltern – geblieben: 83 Prozent der Eltern beklagen die fragmentierte Schullandschaft und wünschen sich ein einheitliches Schulsystem. Immer noch fast jeder Zweite hält das deutsche Schulsystem für ungerecht.