Das sind die neuesten Zahlen von den beiden großen Eisschilden der Erde: Im Jahr 2006 verloren Grönland und die Antarktis zusammen geschätzte 475 Milliarden Tonnen Eis an den umliegenden Ozean. Sie lösten sich in Wasser auf. Das entspricht einem Meeresspiegelanstieg von 1,3 Millimetern. Michiel van den Broeke, Professor für Polare Meteorologie an der Universität Utrecht in den Niederlanden:
"Unsere Ergebnisse zeigen zwei Dinge sehr deutlich: Der Eisverlust an den Polen beschleunigt sich. Er ist von Jahr zu Jahr größer geworden. Die zweite wichtige Erkenntnis ist: Die Eisschilde verlieren jetzt mehr Masse als alle übrigen Gletscher und Eisfelder auf der Erde zusammen. Das heißt, sie leisten inzwischen den größeren Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels."
Der niederländische Meteorologe zählt zu den Autoren der neuen Studie. Sie erhält dadurch besonderes Gewicht, dass sie aufwendiger ist als vorhergehende Arbeiten. Dazu der französische Glaziologe Eric Rignot, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Kalifornien in Irvine:
"Für unsere Studie haben wir die bisher längste Messreihe über die Massenbilanz beider Eisschilde herangezogen – Monatsdaten aus 18 Jahren. Für die letzten acht Jahre haben wir außerdem zwei vollkommen unabhängige Meßmethoden miteinander verglichen, um unsere Abschätzungen der Massenbilanz abzusichern."
Eine der Methoden nennt sich Gravimetrie. Zwei Satelliten im laufenden Geo-Projekt GRACE vermessen ständig das Schwerefeld der Erde. Ihr Kurs führt sie auch über die Polarregionen. Aus dem All registrieren ihre Instrumente dabei lokale Massenveränderungen am Boden. Und somit auch, wo Eis verloren geht.
Diese Daten werteten die Wissenschaftler aus. Parallel dazu arbeiteten sie mit regionalen Atmosphärenmodellen. Auch mit ihrer Hilfe kann man Massenbilanzen aufstellen. Denn aus den Modellen lassen sich Schneefallmengen und Eisschmelzraten ableiten.
Nach Aussage von Michiel van den Broeke lieferten beide Verfahren übereinstimmende Ergebnisse. Die Eisschmelze in Grönland und der Antarktis beschleunigt sich demnach; von Jahr zu Jahr gingen im Schnitt 35 Milliarden Tonnen mehr Eis verloren ...
"Natürliche Schwankungen des Klimas über den Eisschilden verschleiern diesen Trend. Es gibt nasse Jahre, in denen viel Schnee fällt und der Eispanzer sogar wächst. Und es gibt trockene Jahre, in denen er besonders stark schmilzt. Aber insgesamt sehen wir einen deutlichen Trend beschleunigter Verluste auf beiden Eisschilden."
Andererseits gibt es Studien, die auf deutlich geringere Eisverluste kommen. van den Broeke räumt ein, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen ist, hält aber höhere Schmelzraten für plausibler:
"In einer Studie, die vor sechs Monaten erschien, hieß es, Grönland verliere lediglich 100 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr. Während wir von mehr als zweimal so viel ausgehen. Aber ich denke, unsere neuen Daten bestätigen höhere Verlustraten. Darin stimmt unsere Studie auch mit den meisten anderen aus jüngster Zeit überein."
Muss man nun davon ausgehen, dass die beiden großen Eisschilde auch künftig immer stärker schwinden? Das würde ins Bild einer Welt passen, die sich weiter erwärmt, meinen die Forscher, sind aber dennoch vorsichtig mit Prognosen. Noch einmal Eric Rignot:
"Wir glauben, dass der Eisverlust anhalten wird. Aber ob er sich weiter beschleunigt, ist schwer vorherzusagen. Dafür wissen wir noch zu wenig über die Gletscher-Entwicklung."
Im Moment ist den Klimaforschern nur so viel zu entlocken: Sollte der Trend immer stärkerer Eisverluste anhalten, werde der Meeresspiegel schneller ansteigen als bisher vermutet.
"Unsere Ergebnisse zeigen zwei Dinge sehr deutlich: Der Eisverlust an den Polen beschleunigt sich. Er ist von Jahr zu Jahr größer geworden. Die zweite wichtige Erkenntnis ist: Die Eisschilde verlieren jetzt mehr Masse als alle übrigen Gletscher und Eisfelder auf der Erde zusammen. Das heißt, sie leisten inzwischen den größeren Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels."
Der niederländische Meteorologe zählt zu den Autoren der neuen Studie. Sie erhält dadurch besonderes Gewicht, dass sie aufwendiger ist als vorhergehende Arbeiten. Dazu der französische Glaziologe Eric Rignot, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Kalifornien in Irvine:
"Für unsere Studie haben wir die bisher längste Messreihe über die Massenbilanz beider Eisschilde herangezogen – Monatsdaten aus 18 Jahren. Für die letzten acht Jahre haben wir außerdem zwei vollkommen unabhängige Meßmethoden miteinander verglichen, um unsere Abschätzungen der Massenbilanz abzusichern."
Eine der Methoden nennt sich Gravimetrie. Zwei Satelliten im laufenden Geo-Projekt GRACE vermessen ständig das Schwerefeld der Erde. Ihr Kurs führt sie auch über die Polarregionen. Aus dem All registrieren ihre Instrumente dabei lokale Massenveränderungen am Boden. Und somit auch, wo Eis verloren geht.
Diese Daten werteten die Wissenschaftler aus. Parallel dazu arbeiteten sie mit regionalen Atmosphärenmodellen. Auch mit ihrer Hilfe kann man Massenbilanzen aufstellen. Denn aus den Modellen lassen sich Schneefallmengen und Eisschmelzraten ableiten.
Nach Aussage von Michiel van den Broeke lieferten beide Verfahren übereinstimmende Ergebnisse. Die Eisschmelze in Grönland und der Antarktis beschleunigt sich demnach; von Jahr zu Jahr gingen im Schnitt 35 Milliarden Tonnen mehr Eis verloren ...
"Natürliche Schwankungen des Klimas über den Eisschilden verschleiern diesen Trend. Es gibt nasse Jahre, in denen viel Schnee fällt und der Eispanzer sogar wächst. Und es gibt trockene Jahre, in denen er besonders stark schmilzt. Aber insgesamt sehen wir einen deutlichen Trend beschleunigter Verluste auf beiden Eisschilden."
Andererseits gibt es Studien, die auf deutlich geringere Eisverluste kommen. van den Broeke räumt ein, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen ist, hält aber höhere Schmelzraten für plausibler:
"In einer Studie, die vor sechs Monaten erschien, hieß es, Grönland verliere lediglich 100 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr. Während wir von mehr als zweimal so viel ausgehen. Aber ich denke, unsere neuen Daten bestätigen höhere Verlustraten. Darin stimmt unsere Studie auch mit den meisten anderen aus jüngster Zeit überein."
Muss man nun davon ausgehen, dass die beiden großen Eisschilde auch künftig immer stärker schwinden? Das würde ins Bild einer Welt passen, die sich weiter erwärmt, meinen die Forscher, sind aber dennoch vorsichtig mit Prognosen. Noch einmal Eric Rignot:
"Wir glauben, dass der Eisverlust anhalten wird. Aber ob er sich weiter beschleunigt, ist schwer vorherzusagen. Dafür wissen wir noch zu wenig über die Gletscher-Entwicklung."
Im Moment ist den Klimaforschern nur so viel zu entlocken: Sollte der Trend immer stärkerer Eisverluste anhalten, werde der Meeresspiegel schneller ansteigen als bisher vermutet.