Anders der ihn begleitende Junge. Im Gegensatz zu Arnold Zumvogel ist Ismael Khan auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Denn der Junge ist im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel gefallen. Nur zufällig kam er mit dem Leben davon. Ein Kindersoldat auf der Flucht aus dem afrikanischen Dschungel. Beim Landeanflug auf Berlin stürzt er aus seinem Versteck: dem Radkasten eines Flugzeugs. Direkt vor die Füße von Paul Mahlow, als der Wirtschaftsstudent seinen Job im Wachtdienst versieht. Der Junge fällt dem Wachtmann buchstäblich zu. Plumpst einfach vor ihm in einen Papiercontainer. Wunder oder Zufall? Der Junge lebt. Beim Fall aber hat er sein Gedächtnis verloren. Seine Geschichte. Seine Identität. Die hofft er in Dr. Zumvogels Versuchslabor in New Mexiko wiederzufinden. Doch wie der Zufall so spielt: Auch hier kommt mal wieder alles ganz anders.
Am gleichen Tag, an dem Ismael aus dem Flugzeug des amerikanischen Vizepräsidenten stürzt, kommt im Berlin des Jahres 1985 noch jemand zu Fall. Es ist Alp Tazafhadi, iranischstämmiger Physikstudent, Bereitschaftsarztfahrer und gleichzeitig Freund und WG-Mitbewohner von Paul Mahlow. Bei einem mobilen Einsatz mit dem Quacksalbermobil seines Onkels Dr. Yilmaz Trapezunt gerät er in eine Anti-USA-Demonstration. Wo er durch einen Schlag auf den Kopf das Bewusstsein verliert und ins Koma fällt. Wie der Zufall es will, landet er mit Ismael Khan im gleichen Krankenhaus.
Dem Krankenhaus, aus dem Dr. Arnold Zumvogel den unfreiwilligen Testpiloten Ismael später in sein Institut für angewandte und experimentelle Weltraummedizin in die Wüste von White Sands lockt. Um ihn dort zu Versuchszwecken unmenschlichen Extrembedingungen auszusetzen. Mit den von den USA finanzierten Experimenten kann Dr. Zumvogel, alias Hauptsturmführer und Stabsarzt der SS, nahtlos seine Menschenversuche an KZ-Häftlingen fortsetzen. Zufall oder Vorsehung? Wen wundert es da noch, dass Arnold Zumvogel der leibliche Großvater des Koma-Patienten und Ich-Erzählers Alp Tazafhadi ist.
Schon beginnt der Leser an Alps Theorie der die Welt von Zeit zu Zeit gleich Schnee im Sommer heimsuchenden Zufallsschübe zu glauben. Einer Philosophie des Zufalls, zu der Alp vor seinem Unfall im Gespräch mit seinem Onkel Dr. Trapezunt findet, als er sich die Frage stellt:
(...) ist unsere Freiheit so gering?
'Wir haben die Freiheit, morgens zehn Minuten früher als üblich aus dem Bett zu steigen', sagte Onkel Yilmer. 'Größer ist unsere Freiheit nicht. Und selbst mit diesem bisschen haben viele noch die allergrößten Schwierigkeiten, wie du ja weißt.'
'Du glaubst also, alles ist vorherbestimmt?', fragte ich.
'Nicht alles, aber doch das meiste, bis auf diese zehn Minuten.'
'Aber in diesen zehn Minuten kann viel passieren. Du stehst fünf Minuten früher auf und begegnest einem Menschen, (...) heiratest sie (...) und der Sohn aus dieser Ehe wird schließlich der Fürst von Samarkand (...)', triumphierte ich. (...)
'Nein, das ist Zufall.'
'Also ist mein Leben ein Produkt des Zufalls, das ich nicht bewusst beeinflussen kann. Zwar stehen mir jeden Tag unendlich viele Möglichkeiten offen, ich weiß aber nicht, nach welchen Kriterien ich mich für die eine oder andere entscheiden soll, weil ich nicht weiß, nicht wissen kann, was am Ende dabei herauskommt, richtig?'
'Bis dahin ja.'
'Dann wüsste ich doch ganz gern, wo nun der Unterschied ist zwischen Gott, der Vorbestimmung und dem Zufall mit seinen unendlichen Variationen.'
'Schrödingers Katze', raunte ich und nahm mir noch einen Schluck Tee.
'Umpf', machte mein Onkel und knirschte mit den Zähnen.
Schrödingers Katze also. Das Gedankenexperiment des österreichischen Physikers zur Veranschaulichung des paradoxen Quantentheorie-Phänomens der Überlagerung von Zuständen. Gedankliche Versuchsanordnung ist folgende: In einer geschlossenen Kiste befindet sich ein instabiler Atomkern, der innerhalb einer bestimmten Zeitspanne mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zerfällt. Beim Zerfall wird Giftgas freigesetzt, das eine Katze in der Kiste tötet. Nach der Quantentheorie befindet sich der Atomkern nach Ablauf der Zeitspanne im Zustand der Überlagerung: das heißt noch nicht zerfallen und zerfallen. Bei Übertragung dieses mikroskopischen Phänomens auf das makroskopische System der Versuchsanordnung, befände sich auch die Katze im Zustand der Überlagerung: Sie wäre zur gleichen Zeit lebendig und tot. Ein absurdes Problem. Das Anlass zu absurden Schlussfolgerungen gibt. Vielleicht ist erst beim Öffnen der Kiste durch einen Beobachter der Zustand der Katze feststellbar. Oder es gibt zwei Kisten: eine mit der lebendigen, eine mit der toten Katze. Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit.
"Was ist die dritte Möglichkeit?", fragte Yilmer Trapezunt unvermittelt eines Nachmittags im Februar 1985. Der Tee köchelte hinten im Bus lustig vor sich hin, und wir warteten auf alles und auf nichts.
"Was für eine dritte Möglichkeit?"
"Na, bei der Sache mit der Katze in der Kiste. Wo die Katze gleichzeitig tot ist und nicht tot oder es in Wirklichkeit zwei Katzen gibt, in zwei Welten, eine tot, die andere lebendig. Du hast einmal gesagt, es gebe noch eine dritte Möglichkeit."
"Keine Kiste."
"Keine Kiste?"
"Es gibt keine Kiste, es gibt keine Katze. Alles ist nur Einbildung. Unsere Ideen vom Atom, dieses Universum, die Katzen, die Kisten und schließlich wir selbst, das alles existiert gar nicht. Es ist alles zusammengesponnen. In Wirklichkeit sitzt irgendjemand schon seit vielen Jahren in einem leeren weißen Raum und denkt sich das hier aus."
"Du glaubst, dass Gott ein Irrer ist?", fragte Yilmer.
"Nein. Aber manchmal habe ich Angst, dass er uns schlicht und einfach in seinem Irrenhaus vergessen hat."
Es gibt also keine Lösung für das zwar absurde, aber dennoch sehr reale Problem der Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem? Es gibt demnach keine Antwort auf die Frage, warum sich durch Zufall eine Geschichte in diese oder jene Richtung bewegt? Keine Erklärung dafür, warum überhaupt etwas existiert und nicht vielmehr nichts? Keine Auflösung, weil schon die Frage falsch gestellt wurde?
Aber vielleicht findet sich der Schlüssel für das Problem ja in der Geschichte selbst. Die Erzählung als literarische Versuchsanordnung für ein physikalisch-philosophisches Problem. In jedem Fall scheint es so, als würden alle Ansätze und verrücktesten Varianten in Zähringers Roman durchgespielt. In der Demonstration der absurden Zufälligkeit der Wirklichkeit. In der verrückt zugespitzten Parallelität von Biografien, Ereignissen und Geschichten. In den unglaublichen, Zeit und Raum überspannenden Parallelaktionen. Vom Autor pointiert und äußerst komisch auf den Punkt gebracht in hart ineinander geschnittenen Handlungs- und Erzählebenen. Eine sich bis in die absolut heterogenen Satzkonstruktionen hinein durchziehende Struktur der systematischen Verschränkung unterschiedlichster Handlungs-, Dialog- und Motivstränge. Mit höchster Erzähldynamik, erzielt durch professionelle Schnitt- und Montagetechnik und ständiger unerwarteter Wechsel des Erzähltempos. "Als ich schlief" ist offenbar ein literarisches Experiment. Ein Experiment ganz in naturwissenschaftlichem Sinn. Der Versuch der Anwendung verschiedenster Ursprungstheorien über Paralleluniversen oder die Viele-Welten-Interpretation auf die Erzählung. Durch die Schaffung ungleichartiger fiktiver Parallelwelten. Gleichzeitig oder auch räumlich und zeitlich getrennt, entsteht durch die Überlagerung der Effekt gegenseitiger Spiegelung. Die künstlerische Verschränkung auf den ersten Blick nicht zusammengehöriger Geschichten erlaubt eine ungewohnte überindividuelle Perspektive.
Eine universelle Erweiterung des persönlichen Blickwinkels. Wie ihn Paul Mahlow im schwebenden Bewusstseinszustand vor dem Einschlafen erlebt. Ein ihn momentweise über seine eigene Bedeutungslosigkeit hinausweisendes Erlebnis:
Er lag wach in der Dunkelheit, die ihm übermächtig und groß vorkam, viel größer als das Zimmer, in dem er lag. Er hatte keine Angst, er fühlte sich nur leer und dachte nach: Was, hatte Alp ihm einmal gesagt, passiert eigentlich mit den Möglichkeiten, die wir zwar erwogen, aber nie verwirklicht haben? Sind sie einfach verschwunden oder spalten sie sich auf wie die Äste eines Baums und es ist nur Zufall, auf welchem Ast wir gerade sitzen? Ist es nicht denkbar, dass Orte existieren, an denen sich diese ungenutzten Möglichkeiten verwirklichen, dass es also mehr als eine Welt gibt, unsere Welt und andere Welten, wo die Dinge ganz anders verlaufen? Darüber dachte er nach und fragte sich, ob er auch in diesen anderen Welten genauso einsam wäre, wie er es jetzt war.
Denn einsam und irgendwie glücklos bleiben fast alle der unzähligen Figuren, die den Roman Zähringers bevölkern. Und deren turbulente Lebensläufe sich auf seltsame Weise manchmal sogar gegenseitig zu antworten scheinen. Nur eine Figur scheint von Anfang an vom Glück verfolgt. Der Wiener und spätere Schnitzelkönig Joseph Hutzinger. Ihm kommt der Zufall mehr als einmal zu Hilfe. So, als 1945 die US-Militärs beim Verhör des Obergefreiten seine Antwort "We too" als V2 missverstehen und man ihn für einen Raketen-Experten hält. Von seiner Feldküche weg wird er auf das US-Raketentestgelände White Sands nach New Mexico gebracht. Dorthin, wo - welche Zufall! - auch Dr. Arnold Zumvogel nach dem Krieg seine flugmedizinischen Experimente mit dem Shimponauten Shilo fortführen darf. Kein Ort für den passionierten Schnitzelkoch Hutzinger! Mit einer einzigen genialen Idee, seinem Schnitzel-on-a-Stick, bringt er es vom Lager-Koch zum Imbiss-Millionär. Und wird mit der Niederschrift seiner Erfolgsgeschichte "Reich und glücklich in sechs Tagen" zum gefeierten Bestseller-Autor. Einem kulinarischen Ratgeber mit Glücksgarantie und genial-einfachen wie trivial-komischen Lebensweisheiten wie diesen:
"Es gibt kein Pech. Es gibt schlechtes Wetter, schlechte Laune und schlechte Sachertorte. (...) Deswegen sage ich: Arbeiten Sie darauf hin, dass Ihr Menu gelingt! Besorgen Sie sich rechtzeitig die richtigen Zutaten, üben Sie sich im Braten, Blanchieren, Sautieren, Pochieren! (...) Bedenken Sie, dass Sie im Restaurant Ihres Lebens der erste Gast sind!"
An so tiefschürfenden glücksphilosophischen Erkenntnissen kommt keiner vorbei. Auch nicht Paul Mahlow, der ehemalige Wachtmann und WG-Genosse. Nach der unglücklichen Liebe zu Alps bezaubernder Schwester Azadeh zieht er sein Studium durch und fliegt jetzt als erfolgreicher Experte für Wirtschaftsrecht für ein internationales Unternehmen durch die Welt. Auf einem Nachtflug von L.A. nach Hongkong fällt Paul Mahlow das Buch des Glückspropheten in die Hand. Eine Lektüre, die ihn mit der Frage konfrontiert:
bist du glücklich? Willst du überhaupt glücklich sein? Oder war das Glück nur die Abwesenheit von Unglück? Was, hatte Alp einmal gesagt, soll das Glück anderes sein als ein Zufall, der uns gelegen kommt? Und ist das Gefühl, glücklich zu sein, mehr als nur eine Anhäufung dieser Zufälle? Glück ist vielleicht nicht der Zustand, auf den das Universum hinauswill? Glaubst du, das Universum strebt nach Glück? Von allen dummen Zufällen ist der Mensch der größte, denn die wahrscheinlichste der Welten ist ein Universum ohne uns. Wir sind der Fehler, der Irrtum, das Pech. Wir sind allein, Paul, was machen wir? Wir suchen nach etwas, das es gar nicht gibt.
Kein Glück in dieser Welt also? Jede Suche nach Glücksrezepten sinnlos? Und was ist mit den anderen Welten? Dem Universum von WG-Mitbewohner Gonzo zum Beispiel. Der vom reichen Elternhaus am Bodensee direkt unter die Fittiche von Elvira Posspichler, alias Miss Ellie, feministische Chefin der Berliner 4-Mann-WG, geflüchtet war? Gonzo bleibt, wo er ist. In der Gemeinschaftsküche der WG. Dort hatte er ursprünglich während der von Miss Ellie verhängten WG-Probezeit auf einem Hochbett sein provisorisches Lager aufgeschlagen. Hier verfolgt er jetzt gemeinsam mit dem im Rollstuhl sitzenden Koma-Patienten Alp die Ereignisse und Helden der 80er und 90er vor dem Fernseher: Katastrophen wie den Tod von Rock Hudson und den Reaktorgau von Tschernobyl, die Wiedervereinigung Deutschlands und die von Bob Ewing mit Sue Allen. Die Jahre vergehen und er fristet sein kleines glückloses Gonzo-Dasein.
Und Alp Tafzhadi? In seinem schwarzen Loch, dem Ort, wo jede Zeit stillsteht? Im Dauer-Koma schwebt er über den Dingen und ist doch mittendrin. Und wird damit zum idealen Erzähler. Denn aus seinem Tiefschlaf heraus kann er die haarsträubenden Geschichten mit einer Leichtigkeit zu zahllosen Paralleluniversen verknüpfen. Auch, wenn ihn manchmal in seiner absoluten Bewusstlosigkeit seltsame Zweifel quälen. Denn:
Was die tiefe Bewusstlosigkeit angeht - da wäre ich mir nicht so sicher. Zwar kann ich mich nicht bewegen, konnte auch damals gegen Yilmers geschmackloses Nachtgewand keinen Einspruch einlegen, doch sehe ich die Dinge jetzt klarer als je zuvor. Die Zeit steht still für mich, aber vor meinen Augen und Ohren bewegt sich die Welt, die jetzt ohne mich auskommen muss, weiter in rasendem Tempo. Manchmal möchte ich sie anhalten, möchte verweilen, möchte mir das, was besonders und wertvoll erscheint, länger ansehen, doch es geht nicht. Auch deswegen habe ich Angst, dass mein jetziger Zustand gar nicht das Koma ist, sondern dass mein bisheriges Leben das Koma war, ein Traum, der jetzt, während ich zu mir komme, entgleitet und dass die von mir in meinen Gedanken geschaffene und in meiner Erinnerung noch existierende Welt bloß noch einmal ein kurzes heftiges Eigenleben führt, bevor ich mich wach an jenem Ort wiederfinde, an dem ich einst in den Schlaf gefallen bin.
Womit wir wieder bei Schrödingers Katze wären. Und der dritten Möglichkeit. In der es gar keine Katze und keine Kiste gibt. Die Welt als Wille und Vorstellung. Ein Universum, das nur in der Einbildung eines Koma-Patienten existiert. Eine erfundene Geschichte also. Entstanden im Traum, "Als ich schlief". Eine tragikomische Vorstellung. Das Leben eine Fiktion. Ließe sich demnach über das Leben und seine verrückten Zufälle nicht mehr aussagen als Alps unfreiwillige philosophische Erkenntnis vor dem endgültigen Fall in die tiefe Bewusstlosigkeit? Sein verzweifelt komischer Ausruf: "Halt! Ich bin ..." Und am Ende beschränkte sich das Glück auf jene raren Momente, wo man zufällig einmal zur rechten Zeit am rechten Ort ist? Momenten wie die Schlussszene, in der es für den Bruchteil einer Sekunde scheint, als würde dieser einzige Augenblick urplötzlich und unerwartet allem Vorangegangenen wenigstens für eine kurze Weile Sinn verleihen? Jedenfalls ist genau
dies der Moment, wo es gleich auf gleich steht, fünfzig zu fünfzig, der Moment, in dem die Katze tot ist und auch wieder nicht, in dem es keine Welt gibt oder viele, wahrscheinliche und unwahrscheinliche, helle und düstere, schöne und furchtbare
Denn letztendlich hängen doch alle Parallelwelten - ob fiktiv oder real - auf irgendeine Weise zusammen: Schrödingers Katze mit der afrikanischen Diktatur, der Shimponaut mit dem Zweiten Weltkrieg, die Wüste von White Sands mit dem Kaiserreich von Trapezunt. Das ist wohl die Botschaft von Zähringers skurriler Mischung aus Fiktion und Realität sich gegenseitig spiegelnder Paralleluniversen; mal traurig, mal lustig, sowohl schön als auch grausam, komisch und tragisch zugleich.
Wie bei einem orientalischen Märchen fügt Zähringer mit großer Fabulierlust zahllose Geschichten in Geschichten. Arabeskenhaft verschlungen, verdichtet sich die ornamentale Struktur hier und da zu Mustern. Zähringers Roman ist amüsant, unterhaltsam und intelligent. Von einer szenischen Komik und mitreißenden Erzähldynamik, in der turbulent rasanten Passagen geschickt retardierende Momente und komischen Szenen grausame oder nachdenkliche entgegensetzt werden. Und in der Absätze voll skuriller Überdrehtheit durch amüsante Woody-Allen-artige philosophische Exkurse durchbrochen werden. Bis zur Buchmitte versteht es Zähringer beinahe schlafwandlerisch, die gewagte Komposition aus unüberschaubarem Personal und zahllosen Handlungssträngen zum kulminierenden Höhepunkt hinzuführen. Besonders gelungen ist die parodistische Überzeichung der Berliner Kommune. Eine witzige Parodie der alternativen 80er Jahre Lebenskultur. Leider verlieren die Geschichten später ihre erzählerische Intuitivität und entwickeln unnötige Längen. Die Handlung wirkt zum Ende hin zunehmend konstruiert. Trotz haarsträubender Konstellationen driften die absurden Geschichten allerdings nie vollständig auseinander. Und die in der aktuellen deutschen Literatur allzu seltene tragikomische Leichtigkeit von Zähringers Erzählstil macht das Buch allemal zur lohnenswerten Lektüre.
Norbert Zähringer
Als ich schlief
Rowohlt 2006. 288 Seiten, 19,90 EUR.
Am gleichen Tag, an dem Ismael aus dem Flugzeug des amerikanischen Vizepräsidenten stürzt, kommt im Berlin des Jahres 1985 noch jemand zu Fall. Es ist Alp Tazafhadi, iranischstämmiger Physikstudent, Bereitschaftsarztfahrer und gleichzeitig Freund und WG-Mitbewohner von Paul Mahlow. Bei einem mobilen Einsatz mit dem Quacksalbermobil seines Onkels Dr. Yilmaz Trapezunt gerät er in eine Anti-USA-Demonstration. Wo er durch einen Schlag auf den Kopf das Bewusstsein verliert und ins Koma fällt. Wie der Zufall es will, landet er mit Ismael Khan im gleichen Krankenhaus.
Dem Krankenhaus, aus dem Dr. Arnold Zumvogel den unfreiwilligen Testpiloten Ismael später in sein Institut für angewandte und experimentelle Weltraummedizin in die Wüste von White Sands lockt. Um ihn dort zu Versuchszwecken unmenschlichen Extrembedingungen auszusetzen. Mit den von den USA finanzierten Experimenten kann Dr. Zumvogel, alias Hauptsturmführer und Stabsarzt der SS, nahtlos seine Menschenversuche an KZ-Häftlingen fortsetzen. Zufall oder Vorsehung? Wen wundert es da noch, dass Arnold Zumvogel der leibliche Großvater des Koma-Patienten und Ich-Erzählers Alp Tazafhadi ist.
Schon beginnt der Leser an Alps Theorie der die Welt von Zeit zu Zeit gleich Schnee im Sommer heimsuchenden Zufallsschübe zu glauben. Einer Philosophie des Zufalls, zu der Alp vor seinem Unfall im Gespräch mit seinem Onkel Dr. Trapezunt findet, als er sich die Frage stellt:
(...) ist unsere Freiheit so gering?
'Wir haben die Freiheit, morgens zehn Minuten früher als üblich aus dem Bett zu steigen', sagte Onkel Yilmer. 'Größer ist unsere Freiheit nicht. Und selbst mit diesem bisschen haben viele noch die allergrößten Schwierigkeiten, wie du ja weißt.'
'Du glaubst also, alles ist vorherbestimmt?', fragte ich.
'Nicht alles, aber doch das meiste, bis auf diese zehn Minuten.'
'Aber in diesen zehn Minuten kann viel passieren. Du stehst fünf Minuten früher auf und begegnest einem Menschen, (...) heiratest sie (...) und der Sohn aus dieser Ehe wird schließlich der Fürst von Samarkand (...)', triumphierte ich. (...)
'Nein, das ist Zufall.'
'Also ist mein Leben ein Produkt des Zufalls, das ich nicht bewusst beeinflussen kann. Zwar stehen mir jeden Tag unendlich viele Möglichkeiten offen, ich weiß aber nicht, nach welchen Kriterien ich mich für die eine oder andere entscheiden soll, weil ich nicht weiß, nicht wissen kann, was am Ende dabei herauskommt, richtig?'
'Bis dahin ja.'
'Dann wüsste ich doch ganz gern, wo nun der Unterschied ist zwischen Gott, der Vorbestimmung und dem Zufall mit seinen unendlichen Variationen.'
'Schrödingers Katze', raunte ich und nahm mir noch einen Schluck Tee.
'Umpf', machte mein Onkel und knirschte mit den Zähnen.
Schrödingers Katze also. Das Gedankenexperiment des österreichischen Physikers zur Veranschaulichung des paradoxen Quantentheorie-Phänomens der Überlagerung von Zuständen. Gedankliche Versuchsanordnung ist folgende: In einer geschlossenen Kiste befindet sich ein instabiler Atomkern, der innerhalb einer bestimmten Zeitspanne mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zerfällt. Beim Zerfall wird Giftgas freigesetzt, das eine Katze in der Kiste tötet. Nach der Quantentheorie befindet sich der Atomkern nach Ablauf der Zeitspanne im Zustand der Überlagerung: das heißt noch nicht zerfallen und zerfallen. Bei Übertragung dieses mikroskopischen Phänomens auf das makroskopische System der Versuchsanordnung, befände sich auch die Katze im Zustand der Überlagerung: Sie wäre zur gleichen Zeit lebendig und tot. Ein absurdes Problem. Das Anlass zu absurden Schlussfolgerungen gibt. Vielleicht ist erst beim Öffnen der Kiste durch einen Beobachter der Zustand der Katze feststellbar. Oder es gibt zwei Kisten: eine mit der lebendigen, eine mit der toten Katze. Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit.
"Was ist die dritte Möglichkeit?", fragte Yilmer Trapezunt unvermittelt eines Nachmittags im Februar 1985. Der Tee köchelte hinten im Bus lustig vor sich hin, und wir warteten auf alles und auf nichts.
"Was für eine dritte Möglichkeit?"
"Na, bei der Sache mit der Katze in der Kiste. Wo die Katze gleichzeitig tot ist und nicht tot oder es in Wirklichkeit zwei Katzen gibt, in zwei Welten, eine tot, die andere lebendig. Du hast einmal gesagt, es gebe noch eine dritte Möglichkeit."
"Keine Kiste."
"Keine Kiste?"
"Es gibt keine Kiste, es gibt keine Katze. Alles ist nur Einbildung. Unsere Ideen vom Atom, dieses Universum, die Katzen, die Kisten und schließlich wir selbst, das alles existiert gar nicht. Es ist alles zusammengesponnen. In Wirklichkeit sitzt irgendjemand schon seit vielen Jahren in einem leeren weißen Raum und denkt sich das hier aus."
"Du glaubst, dass Gott ein Irrer ist?", fragte Yilmer.
"Nein. Aber manchmal habe ich Angst, dass er uns schlicht und einfach in seinem Irrenhaus vergessen hat."
Es gibt also keine Lösung für das zwar absurde, aber dennoch sehr reale Problem der Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem? Es gibt demnach keine Antwort auf die Frage, warum sich durch Zufall eine Geschichte in diese oder jene Richtung bewegt? Keine Erklärung dafür, warum überhaupt etwas existiert und nicht vielmehr nichts? Keine Auflösung, weil schon die Frage falsch gestellt wurde?
Aber vielleicht findet sich der Schlüssel für das Problem ja in der Geschichte selbst. Die Erzählung als literarische Versuchsanordnung für ein physikalisch-philosophisches Problem. In jedem Fall scheint es so, als würden alle Ansätze und verrücktesten Varianten in Zähringers Roman durchgespielt. In der Demonstration der absurden Zufälligkeit der Wirklichkeit. In der verrückt zugespitzten Parallelität von Biografien, Ereignissen und Geschichten. In den unglaublichen, Zeit und Raum überspannenden Parallelaktionen. Vom Autor pointiert und äußerst komisch auf den Punkt gebracht in hart ineinander geschnittenen Handlungs- und Erzählebenen. Eine sich bis in die absolut heterogenen Satzkonstruktionen hinein durchziehende Struktur der systematischen Verschränkung unterschiedlichster Handlungs-, Dialog- und Motivstränge. Mit höchster Erzähldynamik, erzielt durch professionelle Schnitt- und Montagetechnik und ständiger unerwarteter Wechsel des Erzähltempos. "Als ich schlief" ist offenbar ein literarisches Experiment. Ein Experiment ganz in naturwissenschaftlichem Sinn. Der Versuch der Anwendung verschiedenster Ursprungstheorien über Paralleluniversen oder die Viele-Welten-Interpretation auf die Erzählung. Durch die Schaffung ungleichartiger fiktiver Parallelwelten. Gleichzeitig oder auch räumlich und zeitlich getrennt, entsteht durch die Überlagerung der Effekt gegenseitiger Spiegelung. Die künstlerische Verschränkung auf den ersten Blick nicht zusammengehöriger Geschichten erlaubt eine ungewohnte überindividuelle Perspektive.
Eine universelle Erweiterung des persönlichen Blickwinkels. Wie ihn Paul Mahlow im schwebenden Bewusstseinszustand vor dem Einschlafen erlebt. Ein ihn momentweise über seine eigene Bedeutungslosigkeit hinausweisendes Erlebnis:
Er lag wach in der Dunkelheit, die ihm übermächtig und groß vorkam, viel größer als das Zimmer, in dem er lag. Er hatte keine Angst, er fühlte sich nur leer und dachte nach: Was, hatte Alp ihm einmal gesagt, passiert eigentlich mit den Möglichkeiten, die wir zwar erwogen, aber nie verwirklicht haben? Sind sie einfach verschwunden oder spalten sie sich auf wie die Äste eines Baums und es ist nur Zufall, auf welchem Ast wir gerade sitzen? Ist es nicht denkbar, dass Orte existieren, an denen sich diese ungenutzten Möglichkeiten verwirklichen, dass es also mehr als eine Welt gibt, unsere Welt und andere Welten, wo die Dinge ganz anders verlaufen? Darüber dachte er nach und fragte sich, ob er auch in diesen anderen Welten genauso einsam wäre, wie er es jetzt war.
Denn einsam und irgendwie glücklos bleiben fast alle der unzähligen Figuren, die den Roman Zähringers bevölkern. Und deren turbulente Lebensläufe sich auf seltsame Weise manchmal sogar gegenseitig zu antworten scheinen. Nur eine Figur scheint von Anfang an vom Glück verfolgt. Der Wiener und spätere Schnitzelkönig Joseph Hutzinger. Ihm kommt der Zufall mehr als einmal zu Hilfe. So, als 1945 die US-Militärs beim Verhör des Obergefreiten seine Antwort "We too" als V2 missverstehen und man ihn für einen Raketen-Experten hält. Von seiner Feldküche weg wird er auf das US-Raketentestgelände White Sands nach New Mexico gebracht. Dorthin, wo - welche Zufall! - auch Dr. Arnold Zumvogel nach dem Krieg seine flugmedizinischen Experimente mit dem Shimponauten Shilo fortführen darf. Kein Ort für den passionierten Schnitzelkoch Hutzinger! Mit einer einzigen genialen Idee, seinem Schnitzel-on-a-Stick, bringt er es vom Lager-Koch zum Imbiss-Millionär. Und wird mit der Niederschrift seiner Erfolgsgeschichte "Reich und glücklich in sechs Tagen" zum gefeierten Bestseller-Autor. Einem kulinarischen Ratgeber mit Glücksgarantie und genial-einfachen wie trivial-komischen Lebensweisheiten wie diesen:
"Es gibt kein Pech. Es gibt schlechtes Wetter, schlechte Laune und schlechte Sachertorte. (...) Deswegen sage ich: Arbeiten Sie darauf hin, dass Ihr Menu gelingt! Besorgen Sie sich rechtzeitig die richtigen Zutaten, üben Sie sich im Braten, Blanchieren, Sautieren, Pochieren! (...) Bedenken Sie, dass Sie im Restaurant Ihres Lebens der erste Gast sind!"
An so tiefschürfenden glücksphilosophischen Erkenntnissen kommt keiner vorbei. Auch nicht Paul Mahlow, der ehemalige Wachtmann und WG-Genosse. Nach der unglücklichen Liebe zu Alps bezaubernder Schwester Azadeh zieht er sein Studium durch und fliegt jetzt als erfolgreicher Experte für Wirtschaftsrecht für ein internationales Unternehmen durch die Welt. Auf einem Nachtflug von L.A. nach Hongkong fällt Paul Mahlow das Buch des Glückspropheten in die Hand. Eine Lektüre, die ihn mit der Frage konfrontiert:
bist du glücklich? Willst du überhaupt glücklich sein? Oder war das Glück nur die Abwesenheit von Unglück? Was, hatte Alp einmal gesagt, soll das Glück anderes sein als ein Zufall, der uns gelegen kommt? Und ist das Gefühl, glücklich zu sein, mehr als nur eine Anhäufung dieser Zufälle? Glück ist vielleicht nicht der Zustand, auf den das Universum hinauswill? Glaubst du, das Universum strebt nach Glück? Von allen dummen Zufällen ist der Mensch der größte, denn die wahrscheinlichste der Welten ist ein Universum ohne uns. Wir sind der Fehler, der Irrtum, das Pech. Wir sind allein, Paul, was machen wir? Wir suchen nach etwas, das es gar nicht gibt.
Kein Glück in dieser Welt also? Jede Suche nach Glücksrezepten sinnlos? Und was ist mit den anderen Welten? Dem Universum von WG-Mitbewohner Gonzo zum Beispiel. Der vom reichen Elternhaus am Bodensee direkt unter die Fittiche von Elvira Posspichler, alias Miss Ellie, feministische Chefin der Berliner 4-Mann-WG, geflüchtet war? Gonzo bleibt, wo er ist. In der Gemeinschaftsküche der WG. Dort hatte er ursprünglich während der von Miss Ellie verhängten WG-Probezeit auf einem Hochbett sein provisorisches Lager aufgeschlagen. Hier verfolgt er jetzt gemeinsam mit dem im Rollstuhl sitzenden Koma-Patienten Alp die Ereignisse und Helden der 80er und 90er vor dem Fernseher: Katastrophen wie den Tod von Rock Hudson und den Reaktorgau von Tschernobyl, die Wiedervereinigung Deutschlands und die von Bob Ewing mit Sue Allen. Die Jahre vergehen und er fristet sein kleines glückloses Gonzo-Dasein.
Und Alp Tafzhadi? In seinem schwarzen Loch, dem Ort, wo jede Zeit stillsteht? Im Dauer-Koma schwebt er über den Dingen und ist doch mittendrin. Und wird damit zum idealen Erzähler. Denn aus seinem Tiefschlaf heraus kann er die haarsträubenden Geschichten mit einer Leichtigkeit zu zahllosen Paralleluniversen verknüpfen. Auch, wenn ihn manchmal in seiner absoluten Bewusstlosigkeit seltsame Zweifel quälen. Denn:
Was die tiefe Bewusstlosigkeit angeht - da wäre ich mir nicht so sicher. Zwar kann ich mich nicht bewegen, konnte auch damals gegen Yilmers geschmackloses Nachtgewand keinen Einspruch einlegen, doch sehe ich die Dinge jetzt klarer als je zuvor. Die Zeit steht still für mich, aber vor meinen Augen und Ohren bewegt sich die Welt, die jetzt ohne mich auskommen muss, weiter in rasendem Tempo. Manchmal möchte ich sie anhalten, möchte verweilen, möchte mir das, was besonders und wertvoll erscheint, länger ansehen, doch es geht nicht. Auch deswegen habe ich Angst, dass mein jetziger Zustand gar nicht das Koma ist, sondern dass mein bisheriges Leben das Koma war, ein Traum, der jetzt, während ich zu mir komme, entgleitet und dass die von mir in meinen Gedanken geschaffene und in meiner Erinnerung noch existierende Welt bloß noch einmal ein kurzes heftiges Eigenleben führt, bevor ich mich wach an jenem Ort wiederfinde, an dem ich einst in den Schlaf gefallen bin.
Womit wir wieder bei Schrödingers Katze wären. Und der dritten Möglichkeit. In der es gar keine Katze und keine Kiste gibt. Die Welt als Wille und Vorstellung. Ein Universum, das nur in der Einbildung eines Koma-Patienten existiert. Eine erfundene Geschichte also. Entstanden im Traum, "Als ich schlief". Eine tragikomische Vorstellung. Das Leben eine Fiktion. Ließe sich demnach über das Leben und seine verrückten Zufälle nicht mehr aussagen als Alps unfreiwillige philosophische Erkenntnis vor dem endgültigen Fall in die tiefe Bewusstlosigkeit? Sein verzweifelt komischer Ausruf: "Halt! Ich bin ..." Und am Ende beschränkte sich das Glück auf jene raren Momente, wo man zufällig einmal zur rechten Zeit am rechten Ort ist? Momenten wie die Schlussszene, in der es für den Bruchteil einer Sekunde scheint, als würde dieser einzige Augenblick urplötzlich und unerwartet allem Vorangegangenen wenigstens für eine kurze Weile Sinn verleihen? Jedenfalls ist genau
dies der Moment, wo es gleich auf gleich steht, fünfzig zu fünfzig, der Moment, in dem die Katze tot ist und auch wieder nicht, in dem es keine Welt gibt oder viele, wahrscheinliche und unwahrscheinliche, helle und düstere, schöne und furchtbare
Denn letztendlich hängen doch alle Parallelwelten - ob fiktiv oder real - auf irgendeine Weise zusammen: Schrödingers Katze mit der afrikanischen Diktatur, der Shimponaut mit dem Zweiten Weltkrieg, die Wüste von White Sands mit dem Kaiserreich von Trapezunt. Das ist wohl die Botschaft von Zähringers skurriler Mischung aus Fiktion und Realität sich gegenseitig spiegelnder Paralleluniversen; mal traurig, mal lustig, sowohl schön als auch grausam, komisch und tragisch zugleich.
Wie bei einem orientalischen Märchen fügt Zähringer mit großer Fabulierlust zahllose Geschichten in Geschichten. Arabeskenhaft verschlungen, verdichtet sich die ornamentale Struktur hier und da zu Mustern. Zähringers Roman ist amüsant, unterhaltsam und intelligent. Von einer szenischen Komik und mitreißenden Erzähldynamik, in der turbulent rasanten Passagen geschickt retardierende Momente und komischen Szenen grausame oder nachdenkliche entgegensetzt werden. Und in der Absätze voll skuriller Überdrehtheit durch amüsante Woody-Allen-artige philosophische Exkurse durchbrochen werden. Bis zur Buchmitte versteht es Zähringer beinahe schlafwandlerisch, die gewagte Komposition aus unüberschaubarem Personal und zahllosen Handlungssträngen zum kulminierenden Höhepunkt hinzuführen. Besonders gelungen ist die parodistische Überzeichung der Berliner Kommune. Eine witzige Parodie der alternativen 80er Jahre Lebenskultur. Leider verlieren die Geschichten später ihre erzählerische Intuitivität und entwickeln unnötige Längen. Die Handlung wirkt zum Ende hin zunehmend konstruiert. Trotz haarsträubender Konstellationen driften die absurden Geschichten allerdings nie vollständig auseinander. Und die in der aktuellen deutschen Literatur allzu seltene tragikomische Leichtigkeit von Zähringers Erzählstil macht das Buch allemal zur lohnenswerten Lektüre.
Norbert Zähringer
Als ich schlief
Rowohlt 2006. 288 Seiten, 19,90 EUR.