Sie ist wieder da, es geht ihr wieder richtig gut - und Simone Biles kann auch wieder lächeln.
Ein Sieg bei den US Classic Anfang August, ein überragender Auftritt bei den US-Meisterschaften Ende August, verbunden mit ihrem achten nationalen Titel im Mehrkampf - und somit einem Rekord - keine Frage, Simone Biles is back.
Sie habe bewiesen, dass sie immer noch die beste aller Zeiten sei, heißt es im US-Fernsehen. Die Kommentatoren sprechen von einer unglaublichen Rückkehr in ihren Sport, den sie seit einem Jahrzehnt dominiere.
Nach Missbrauchsskandal: Biles zeigt bei Sommerspielen Nerven
Das war im Sommer 2021 nicht abzusehen. In den Jahren zuvor wird bekannt, dass der Arzt der US-Turnerinnen, Larry Nasser, über viele Jahre hinweg Athletinnen sexuell missbraucht hat, darunter auch Simone Biles. Biles fliegt als vierfache Olympiasiegerin und 19-malige Weltmeisterin trotzdem als Topfavoritin zu den Sommerspielen nach Tokio.
Aber Biles zeigt Nerven - zunächst in der Qualifikation für die Einzelgeräte, und als ihr dann im Mannschafts-Mehrkampf der Sprung misslingt, meint der Kommentator des US-Fernsehens, dass er so etwas von Biles noch nie gesehen habe.
Danach sitzt Biles im Studio von NBC, weint bitterlich und betont, wie sehr sie ihren Sport liebe, dass aber die Öffentlichkeit einfach nicht wisse, wie groß das Ausmaß dessen sei, was sie gerade durchmache.
Offener Umgang mit mentalen Problemen
Wegen psychischer Probleme beendet sie schließlich vorzeitig die Spiele. Fünf Jahre hart für einen Traum zu arbeiten - und ihn dann aufgeben zu müssen, sei ihr schwer gefallen. Aber sie müsse sich auf ihre mentale Gesundheit fokussieren.
Biles ist offen mit ihren mentalen Problemen umgegangen, wird so neben Ex-Schwimmstar Michael Phelps und Tennis-Spielerin Naomi Osaka eine bekannte Botschafterin für “mental health issues”. Amerika hat durch sie gelernt: “It’s ok, not to be ok” - es ist in Ordnung, wenn nicht immer alles in Ordnung ist.
“Ich habe gelernt, mich mehr um mich zu kümmern, mehr auf meinen Körper zu hören, mir Zeit zu nehmen, für die wichtigen Dinge in meinem Leben. Vorher ging es immer nur: zack, zack, zack. Jetzt mache ich Dinge bewusster, gehe zur Therapie, um sicherzustellen, dass alles geordnet ist", so Biles.
Biles könnte erfolgreichste Turnerin der Geschichte werden
Seit ihrer Hochzeit im April mit NFL-Profi Jonathan Owens heißt sie jetzt offiziell Simone Biles-Owens. Neuer Name, alter Ehrgeiz, auch wenn sie mit ihren 26 Jahren in ihrer Sportart zu den älteren Athletinnen gehört.
In Antwerpen gibt Biles ihr internationales Comeback. Dort begann vor zehn Jahren ihr Aufstieg. Die Welt sah eine bis dahin ziemlich unbekannte 16-Jährige mit Zahnspange, die sofort WM-Gold im Mehrkampf und im Boden-Wettbewerb gewann. Sie könne es noch gar nicht begreifen, meinte Biles, aber ihr sei auf jeden Fall klar, dass das etwas Großartiges sei, was sie da erreicht habe.
Mit bislang 32 WM- und Olympia-Medaillen ist Biles zusammen mit der Russin Larissa Latynina die erfolgreichste Athletin der Turngeschichte. Eine Podiums-Platzierung würde ihr in Antwerpen also schon reichen, um künftig alleine auf dem Turn-Thron zu stehen.