Jeden zweiten Tag gehen Kilifi und Tony Faumataga, Tuvalus Umweltoffiziere, auf Strandpatrouille. Gleich hinter dem Hafen Funafutis hat das Meer schon wieder ein etwa tennisplatzgroßes Stück Küste weggefressen. Die Wurzeln der Palmen am Ufer sind unterspült und freigelegt. Tony sperrt das Stück Strand mit einem rot-weißen Plastikband ab. Am Nachmittag wird ein Trupp Arbeiter das Ufer so gut es geht wieder befestigen. Bei nur 25 Quadratkilometern Fläche ist Land kostbar in Tuvalu. Und je weiter das Meer ansteigt, meint Tony, desto mehr sinkt die Zukunft des Inselstaates.
"Wir brauchen gar nicht darüber zu diskutieren, ob der Pegel in der Südsee steigt oder nicht. Für uns in Tuvalu ist das offensichtlich. Wir fragen uns nur: Um wieviele Zentimeter wird das Wasser in den nächsten 50, 60 Jahren steigen. Tuvalu liegt im Schnitt nur zwei Meter über dem Meer. Wir haben keine Berge, in denen wir Zuflucht suchen können. Und deshalb machen wir uns Sorgen."
Der tosende Pazifik auf der einen und auf der anderen Seite eine 14 mal 16 Kilometer große Lagune: Nirgendwo auf der Welt hat man näher am Wasser gebaut als in Tuvalu. Die höchste Erhebung auf den acht Korallenatollen des Landes liegt nicht einmal vier Meter über dem Meeresspiegel. Seit das Klima und der Pazifik immer wärmer werden, gibt es mehr und vor allem stärkere Wirbelstürme und Überschwemmungen. Die letzten haben die Hauptinsel für Wochen knietief überflutet. Nichts wächst mehr auf Tuvalu: Das salzige Meerwasser macht den ohnehin nährstoffarmen Boden immer unfruchtbarer.
Hilia Vavae hat keine Angst vor dem Meer, aber vor den Springfluten. Die Meteorologin der Wetterwarte Tuvalu hat alles schwarz auf weiß. An der Wand hinter ihrem Schreibtisch hängen gerahmte Fotos von Hina, Gavin und Kelly - und ihren Folgen: Die Ahnengalerie der verheerendsten Wirbelstürme, die Tuvalu in den letzten zehn Jahren heimgesucht und knietief überschwemmt haben. Vavaes Wetteraufzeichnungen sind alarmierend: Sie zeigen, dass es in den 70ern und 80er nicht mehr als ein, zwei schwere Wirbelstürme in Tuvalu gab. Seit den 90er-Jahren aber sind es fünfmal so viele.
"Wir sind sehr besorgt, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl verheerender Wirbelstürme und hoher Flutwellen so stark zugenommen hat. Wir haben fast das ganze Jahr über Hochwasser. Unser Wetter wird durch den Klimawandel immer extremer: Dürreperioden sind länger geworden, Flutwellen gewaltiger und die Wirbelstürme stärker. Sie richten immer mehr Schaden an."
Eine gewaltige Flutwelle würde genügen, um den brüchigen Boden und die kostbaren Bäume und Pflanzen wegzuspülen, deren Wurzeln Tuvalus Inselwelt zusammenhalten. Diana Laluafu hofft nicht, dass es so weit kommen wird. "Tuvalu wird nicht einfach untergehen, aber irgendwann werden wir auf unseren Inseln vielleicht nicht mehr leben können", sagt die Leiterin der Bibliothek in Funafuti. Wie viele Klimaforscher weltweit, glaubt Diana die Schuldigen zu kennen: Zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre und die Ignoranz der luftverpestenden Industrienationen.
"Wir unterstützen die USA, aber sie scheren sich kein bisschen um tief liegende Atolle wie Tuvalu oder andere Pazifikstaaten. Auch Präsident Obama weigert sich ein Klimaschutzabkommen zu unterzeichnen. Er kriegt, was er will - aber er hat nichts für uns arme Leute in Tuvalu übrig."
Früher sind die Einheimischen zum Picknicken auf die kleinen Inseln in der Lagune gepaddelt - heute ragen dort nur noch die Wipfel überschwemmter Kokospalmen aus dem Meer. Tuvalu steht das Wasser bis zum Hals. 5.000 Ein-heimische haben die Inseln schon verlassen, die übrigen 10.000 aber können nirgendwo hin - kein anderes Land will sie aufnehmen.
Die Regierung des Inselstaates hofft, dass die anderen Politiker bei der Klima-Sitzung in Cancún zuhören und versprechen ihnen zu helfen. Die Menschen des kleinen Tuvalu wollen den großen Industrienationen zeigen, dass die ganze Welt in einem Boot sitzt. Und dazu möchten sie solange wie möglich den Kopf über Wasser halten.
"Wir brauchen gar nicht darüber zu diskutieren, ob der Pegel in der Südsee steigt oder nicht. Für uns in Tuvalu ist das offensichtlich. Wir fragen uns nur: Um wieviele Zentimeter wird das Wasser in den nächsten 50, 60 Jahren steigen. Tuvalu liegt im Schnitt nur zwei Meter über dem Meer. Wir haben keine Berge, in denen wir Zuflucht suchen können. Und deshalb machen wir uns Sorgen."
Der tosende Pazifik auf der einen und auf der anderen Seite eine 14 mal 16 Kilometer große Lagune: Nirgendwo auf der Welt hat man näher am Wasser gebaut als in Tuvalu. Die höchste Erhebung auf den acht Korallenatollen des Landes liegt nicht einmal vier Meter über dem Meeresspiegel. Seit das Klima und der Pazifik immer wärmer werden, gibt es mehr und vor allem stärkere Wirbelstürme und Überschwemmungen. Die letzten haben die Hauptinsel für Wochen knietief überflutet. Nichts wächst mehr auf Tuvalu: Das salzige Meerwasser macht den ohnehin nährstoffarmen Boden immer unfruchtbarer.
Hilia Vavae hat keine Angst vor dem Meer, aber vor den Springfluten. Die Meteorologin der Wetterwarte Tuvalu hat alles schwarz auf weiß. An der Wand hinter ihrem Schreibtisch hängen gerahmte Fotos von Hina, Gavin und Kelly - und ihren Folgen: Die Ahnengalerie der verheerendsten Wirbelstürme, die Tuvalu in den letzten zehn Jahren heimgesucht und knietief überschwemmt haben. Vavaes Wetteraufzeichnungen sind alarmierend: Sie zeigen, dass es in den 70ern und 80er nicht mehr als ein, zwei schwere Wirbelstürme in Tuvalu gab. Seit den 90er-Jahren aber sind es fünfmal so viele.
"Wir sind sehr besorgt, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl verheerender Wirbelstürme und hoher Flutwellen so stark zugenommen hat. Wir haben fast das ganze Jahr über Hochwasser. Unser Wetter wird durch den Klimawandel immer extremer: Dürreperioden sind länger geworden, Flutwellen gewaltiger und die Wirbelstürme stärker. Sie richten immer mehr Schaden an."
Eine gewaltige Flutwelle würde genügen, um den brüchigen Boden und die kostbaren Bäume und Pflanzen wegzuspülen, deren Wurzeln Tuvalus Inselwelt zusammenhalten. Diana Laluafu hofft nicht, dass es so weit kommen wird. "Tuvalu wird nicht einfach untergehen, aber irgendwann werden wir auf unseren Inseln vielleicht nicht mehr leben können", sagt die Leiterin der Bibliothek in Funafuti. Wie viele Klimaforscher weltweit, glaubt Diana die Schuldigen zu kennen: Zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre und die Ignoranz der luftverpestenden Industrienationen.
"Wir unterstützen die USA, aber sie scheren sich kein bisschen um tief liegende Atolle wie Tuvalu oder andere Pazifikstaaten. Auch Präsident Obama weigert sich ein Klimaschutzabkommen zu unterzeichnen. Er kriegt, was er will - aber er hat nichts für uns arme Leute in Tuvalu übrig."
Früher sind die Einheimischen zum Picknicken auf die kleinen Inseln in der Lagune gepaddelt - heute ragen dort nur noch die Wipfel überschwemmter Kokospalmen aus dem Meer. Tuvalu steht das Wasser bis zum Hals. 5.000 Ein-heimische haben die Inseln schon verlassen, die übrigen 10.000 aber können nirgendwo hin - kein anderes Land will sie aufnehmen.
Die Regierung des Inselstaates hofft, dass die anderen Politiker bei der Klima-Sitzung in Cancún zuhören und versprechen ihnen zu helfen. Die Menschen des kleinen Tuvalu wollen den großen Industrienationen zeigen, dass die ganze Welt in einem Boot sitzt. Und dazu möchten sie solange wie möglich den Kopf über Wasser halten.