Es war ein langer Fernsehabend vollgestopft mit Europapolitik und es war spannend.
"Und wie es sich für ein Duell gehört, meine Herren, ist Streit ausdrücklich erwünscht", eröffnet der Moderator die Diskussion.
Der Ton im 90 Minuten TV-Duell blieb freundschaftlich, wenn auch hart in der Sache, mit politischen Unterschieden, die in mehreren Details sichtbar wurden.
Frans Timmermans von den Sozialdemokraten und Manfred Weber von der Volkspartei zum Klimaschutz:
Timmermans: "Wieso gibt es immer noch keine CO2-Besteuerung auf der europäischen Ebene? Völlig verrückt! Das können wir machen. Das können wir schnell machen. Wenn wir uns einig sind."
Weber: "CO2 Steuer heißt höhere Spritpreise und heißt höhere Heizöl-Preise für zu Hause. Und ich sage ihnen: ich will ambitioniert sein im Klimaschutz. Aber ich will nicht, dass die Rentner, die die im ländlichen Raum die Pendler sind und vielleicht die Ärmsten in unserer Gesellschaft die Leidtragenden sind. Deshalb lassen sie mich die Maßnahme noch sagen: nicht besteuern, nicht bestrafen, sondern Innovationen, neue Produkte."
Einigkeit bei der Außenpolitik
Auch in sozialen Fragen setzten Timmermans und Weber andere Akzente.
Timmermans: "Wir wollen in jedem Mitgliedsstaat, dass der Mitgliedsstaat bei 60 Prozent des Medianlohns liegt. Dann baut man etwas auf. Dann verhütet man auch, dass die jungen Menschen nicht für drei oder zwei Euro in der Stunde arbeiten müssen, was jetzt noch Tatsache ist in vielen Mitgliedsstaaten."
Weber: "Der Inbegriff für das soziale Europa ist im Norden und gerade diese Länder haben keinen Mindestlohn. Ich finde das kann in Kopenhagen entschieden werden oder in Helsinki. Das muss nicht europaweit zentral entschieden werden."
Größere Einigkeit bei der Außenpolitik - Beide sprachen sich im Kern für eine europäische Armee aus. In der Flüchtlingspolitik betonte Timmermanns stärker die Seenotrettung, Weber setzt eher auf Schutz der Außengrenzen, verteidigte aber Angela Merkels Politik.
Den Abschluss des Europapolitik-Fernseh-Marathons bildete der Schlagabtausch der Spitzenkandidaten der vier deutschen Oppositionsparteien AfD, FDP, Linke und Grüne.
Streitpunkt Migrations - und Flüchtlingspolitik
Differenzen zeigten sich von Anfang an. Vor allem bei Migrations - und Flüchtlingspolitik.
Jörg Meuthen von der AfD: "Wir machen Seenotrettung. Bringen die Menschen aber konsequent in die Gestade zurück, von denen sie aufgebrochen sind. Wenn wir das sechs Wochen, acht Wochen durchhalten, wird kein Mensch mehr diese Route wählen.
Dann wird niemand mehr ertrinken. Das ist die no-way-Politik der Australier die war hocherfolgreich vor der australischen Küste, da ist seit Jahren niemand ertrunken. Das können wir hier auch problemlos realisieren."
Ska Keller, Grüne: "Unser Blick auf Flüchtlinge auf Migration unterscheidet sich in der Tat fundamental von dem der AfD und anderen Rechtsnationalen, weil wir sehen Flüchtlinge als Menschen. Mit Menschenrechten."
Andere Akzente setzten Özlem Demirel, Linke und Nicola Beer von der FDP:
Demirel: "Ich finde es ist ein Skandal, ich will es ändern. Ich will eine solidarische Migrationspolitik durchsetzen. Und tatsächlich Fluchtursachen bekämpfen. Weil man muss zur Wahrheit sagen, dass auch Waffen aus Deutschland, Frankreich, der europäischen Union mit zum Leid der Menschen beitragen."
Beer: "Einwanderungsrecht in unseren Arbeitsmarkt, da brauchen wir ein Punktesystem, da müssen wir auch klar als Gesellschaft in der Lage sein zu definieren, welche Anforderungen wir stellen an die, die wir einladen, nicht in unseren Arbeitsmarkt, nicht in die Sozialsysteme."
Es waren es wohl teils eher unbekannte Gesichter und Namen für die Zuschauer: wie Özlem Demirel, die als Spitzenkandidatin für die Linke antritt, auch die Grüne Ska Keller ist als Fraktionschefin im Europäischen Parlament eher in Brüssel als in Berlin ein Begriff.
Bekannter hingegen dürfte Nicola Beer als ehemalige Generalsekretärin der FDP sein. Jörg Meuthen, Parteichef der AfD war wohl den meisten schon vor dem Schlagabtausch bekannt.
Die CDU liegt in der neuesten ARD-Umfrage zur Europawahl bei 28 Prozent, SPD und Grüne kommen auf jeweils 17, die AfD könnte 12 Prozent erreichen. Linkspartei und FDP bleiben bei 7 Prozent.