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TV-Interview
Wie Assad Trump umwirbt

Nach der Wahl von Donald Trump wittert der syrische Machthaber Assad Morgenluft. Noch bevor Trump im Amt ist, bietet er ihm in einem TV-Interview seine Zusammenarbeit an. Schließlich hatte Trump im Wahlkampf angedeutet, die Syrien-Politik der USA zu ändern. Das Interview wirft aber auch eine andere Frage auf: Darf man Diktatoren interviewen?

    Der syrische Machthaber Baschar al-Assad während eines Interviews
    Der syrische Machthaber Baschar al-Assad (dpa-Bildfunk / SANA)
    Assad bezeichnete Trump als "natürlichen Verbündeten" im Kampf gegen Dschihadisten in Syrien. Dies gelte dann, wenn Trump die "Terroristen" bekämpfe - ebenso wie "mit den Russen, mit den Iranern, mit vielen anderen Ländern", sagte Assad dem portugiesischen Fernsehsender RTP. Das syrische Regime bezeichnet pauschal alle als Terroristen, die sich ihm entgegenstellen und an seiner Macht rütteln.
    "Kann Trump liefern?"
    Zu Trumps Wahlkampfforderung, die USA müssten sich stärker auf den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz IS konzentrieren, äußerte sich Assad zurückhaltend: "Ich würde sagen, das ist vielversprechend, aber kann er liefern?"
    Es sei unklar, wie sich die Trump "entgegenwirkenden Kräfte in der Regierung" nach dessen Amtsantritt im Januar verhalten würden. Dies gelte auch für die "Mainstream-Medien, die gegen ihn waren". "Darum sind wir sehr vorsichtig bei seiner Beurteilung, insbesondere, weil er vorher nicht in einem politischen Amt war", fügte Assad hinzu.
    Trump hatte im Wahlkampf angedeutet, die Syrien-Politik der USA nicht mehr so stark wie bislang an einer Bekämpfung des Assad-Regimes ausrichten zu wollen. Die USA stehen an der Spitze einer multinationalen Militärkoalition, die zur Unterstützung von am Boden kämpfenden Rebellen mutmaßliche IS-Stellungen in Syrien und im Nachbarland Irak aus der Luft bombardiert. Trump hatte in einem Interview mit der "New York Times" vom 26. März gesagt, es sei "Idiotie", gleichzeitig gegen Assad und den IS zu kämpfen. Der künftige US-Präsident will außerdem die Beziehungen seines Landes zu Russland verbessern, das wiederum mit Assad verbündet ist und diesen militärisch unterstützt.
    "Journalisten sind nicht Interpol"
    Das Interview mit Assad wirft aber auch die Frage auf, ob Medien einem Machthaber eine derartige Plattform geben dürfen. Auch die ARD hat mindestens zwei Interviews mit Assad geführt, ebenso russische Medien und das Schweizer Fernsehen. Letzteres legte zur Ausstrahlung des Interviews die Bedingungen offen, direkt in Anschluss an die Ausstrahlung folgte eine ebenso lange kritische Auseinandersetzung und Einordnung des Gesprächs.
    Auch die ARD verteidigte ihr im März dieses Jahres ausgestrahltes Interview mit Assad. "Mit Assad zu reden und ihn zu befragen bedeutet nicht, sich mit ihm gemein zu machen, seine Politik gut zu heißen oder zu tolerieren", schrieb Kai Gniffke, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, auf dem Blog. Journalisten seien aber weder der Internationale Strafgerichtshof noch Interpol, auch kein Kriegsgegner Assads und nicht sein Alliierter.
    (fwa/tgs)