Verteilung der TV-Gelder
Der Kampf um die Millionen ist entbrannt

Anfang Dezember 2024 verkündete die Deutsche Fußball-Liga, bei der Auktion der Medienrechte stolze 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit erlöst zu haben. Wie diese Gelder jetzt verteilt werden, darüber wird unter den Bundesliga-Vereinen heiß diskutiert.

Von Piet Kreuzer |
Auf dem Monitor von einer TV-Kamera ist Noah Atubolu, Torwart vom SC Freiburg zu sehen.
Die Verteilung der TV-Gelder und deren Säulen sorgen in Fußball-Deutschland wieder für große Diskussionen. Kleinere Vereine fühlen sich benachteiligt und Traditionsklubs wollen mehr Geld. (IMAGO / Grant Hubbs)
"Ich würde sagen, das ist jetzt erstmal ein starkes Ergebnis, das eine gute Grundlage für eine anschließende Verteilerdebatte ist", erklärte DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel bei der Bekanntgabe der Einnahmen aus der Auktion der Medienrechte. "Weil klar ist auch, wenn das Ergebnis stark ist, dann ist vielleicht auch mal die Manövriermasse für so eine Verteilerdebatte etwas größer."
Die Begehrlichkeiten sind bei vielen Vereinen auf jeden Fall geweckt und die Diskussion, wie in Zukunft die 1,1 Milliarden Euro pro Saison verteilt werden, hat schon begonnen.
"Es gibt Klubs, die würden ganz gerne noch einmal über so gewisse Leitplanken diskutieren", so Hans-Joachim Watzke, Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball-Liga.

Traditionsvereine vs. Retortenklubs

Am 16. Januar auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung will man über eben solche Leitplanken für die Gelderverteilung diskutieren. Elf Vereine haben einen entsprechenden Antrag gestellt.
An der Spitze dieser Bewegung steht Schalke 04. Dessen Aufsichtsratsvorsitzender Alexander Hefer polemisiert in einem Interview über Retortenklubs, die auf Grund ihrer sportlichen Leistung mehr Geld bekommen. Trotzdem werden diese in der Öffentlichkeit deutlich weniger wahrgenommen und haben nur eine kleine Fangemeinde. Vereine mit einer großen Fanbasis hingegen müssten einen größeren öffentlichen Druck aushalten und teure Strukturen für die Fanarbeit bezahlen. Bei der Verteilung der Gelder würde das Faninteresse am Verein aber zu wenig berücksichtigt werden. In der Sportbild sagte Hefer:
„Derzeit liegt der Anteil für die Säule 'Interesse' bei drei Prozent, und soll um ca. zwei Prozent erhöht werden. Das ist viel zu wenig. Wir haben in der Bundesliga mittlerweile zig Spiele, die keinen Menschen interessieren. Wie kann es sein, dass Vereine für ein 'Unterhaltungsprodukt' im Fernsehen Geld bekommen, obwohl es nahezu niemanden unterhält?“
Deshalb müsse die Interessenssäule, die besonders Traditionsvereine mit großer Fanbasis bevorzugt, erhöht werden. Von bis zu 50 Prozent ist die Rede.

"Solidarität heißt Gerechtigkeit"

Außerdem: Die Einnahmen aus nationalen und internationalen Medienrechten sollen zukünftig aus einem Topf statt wie bisher getrennt verteilt werden. Das würde in erster Linie die Zweitligisten bevorzugen. Denn ihr Anteil am ganzen Kuchen würde signifikant steigen. Ob diese Auffassung mehrheitsfähig ist, wird sich bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung zeigen. Bei den deutschen Spitzenklubs stößt sie in jedem Fall auf Ablehnung.
"Wir, als Bayern stehen zum Solidaritätsprinzip der Liga“, sagt Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender von Bayern München, bei der Jahreshauptversammlung. „Aber, und das möchte ich deutlich sagen, wir sind auch das Zugpferd dieser Liga. Wir fordern deshalb, dass unsere Leistung bei der Verteilung klar honoriert wird. Solidarität darf nicht bedeuten, die Starken einzubremsen oder auszubrennen. Solidarität heißt Gerechtigkeit. Wer die Liga antreibt, muss auch entsprechend belohnt werden. Sonst gefährdet die Liga ihre eigene Zukunft."
Deutlich wird auch Bayer-Boss Fernando Carro im Kölner Stadt-Anzeiger: “HSV, Schalke - und wie sie alle heißen - waren in den vergangenen Jahren nicht in der Lage, ihren Verein gut zu managen. Und nun sollen die Versäumnisse der Vergangenheit durch eine andere Verteilung kompensiert werden? Das widerspricht komplett meinem Verständnis von fairer Verteilung“

Traditionsklubs wurden mit Steuergeldern gerettet

Carros Fazit: Die Vereine sollten ihr Fortbestehen nicht durch eine andere Geldverteilung sichern, sondern sie müssten durch gutes Management gerettet werden.
Seine Kritik wird von den Fakten der Vergangenheit bestätigt. Schalke, der HSV, Köln, Kaiserslautern und andere wurden mit Steuergeldern mehrfach gerettet. Bürgschaften, zu niedrige Stadionmieten oder umstrittene Stadiondeals, alles zu Lasten des Steuerzahlers. In einer Deutschlandfunk-Serie zu “Steuergeldern und Profifußball" hatte Justus Haucap, Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf, die Hilfen von Land und Kommune für einzelne Fußballvereine als kurzfristigen Wettbewerbsvorteil eingestuft. 
"Ein Nachteil kann auch daraus entstehen, dass diese Vereine letztendlich doch zu einem gewissen Missmanagement eingeladen werden. Das sieht man sicherlich besonders prominent an Kaiserslautern. Irgendwie haben sie sich immer darauf verlassen können, dass der Staat, das Land, sie dann doch schon raushaut. Und das hat jetzt die nicht gerade ermuntert, effizient zu managen."
Die Vereine, die über Jahre sowohl im sportlichen als auch im Managementbereich keine Leistung gezeigt haben, wollen jetzt im Zuge der Geldverteilung das Leistungsprinzip aushebeln. Sie wollen stattdessen, dass die Säule Interesse signifikant erhöht wird.

Auch die kleinen Vereine sind aufgebracht

Dagegen wehren sich nicht nur die Spitzenklubs, sondern auch Vereine wie Mainz 05, Augsburg oder Heidenheim. Diese haben sich mit klugem Management und sportlichen Konzepten in der Bundesliga etabliert. Mainz 05-Vorstand Christian Heidel verweist darauf, dass die 2. Liga schon derzeit 20 Prozent der Medienerlöse erhalte. Obwohl das Unterhaus einen viel kleineren Anteil an dem Einnahmen aus TV-Geldern hat. Heidel bezeichnet dies als "großen Goodie der Erstligisten” für die Zweitligaklubs.
Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung fällt noch keine Entscheidung über den Verteilerschlüssel. Die 36 Vereine können nur über verschiedene Modelle abstimmen und eine Empfehlung an das DFL-Präsidium geben. DFL-Boss Watzke betont: "Das ist ja auch allen klar, und das wird ja auch nicht in irgendeiner Weise in Abrede gestellt: Statuarisch und satzungsgemäß bestimmt das Präsidium die Verteilung."