Kein Publikum bei Anne Will, kein Publikum bei Maybritt Illner, und auch Privatsender wie RTL, ProSieben und Sat1 haben am Wochenende auf Aufzeichnungen mit Zuschauerinnen und Zuschauern verzichtet.
Viele andere Produktionen fallen derzeit gleich komplett ins Wasser, darunter die Konzerte von Symphonieorchestern und anderen Ensembles der Rundfunkhäuser. Aber das Fernsehen zeigt sich in Zeiten der Corona-Epidemie auch flexibel und übernimmt neue Aufgaben.
Der rbb will beispielsweise mehr Kulturveranstaltungen übertragen. ARD und ZDF versuchten sich gemeinsam mit Kulturradiosendern an einer digitalen Kompensation der ausgefallenen Leipziger Buchmesse. Und auch auf die Schulschließungen reagieren die öffentlich-rechtlichen Funkhäuser: Der WDR strahlt das beliebte Kinderprogramm "Die Sendung mit der Maus" ab Mittwoch täglich aus. Und in der ARD-Mediathek soll ein eigener Schwerpunkt mit Bildungsvideos entstehen.
Bedürfnis nach Information und Ablenkung
Damit reagieren die Sender auch auf etwas, das Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der AGF Videoforschung, als "gesteigertes Informationsbedürfnis" bei den Zuschauerinnen und Zuschauern beschreibt. Das kristallisiere sich mit Blick auf die Fernsehnutzungsdaten seit dem Beginn der Corona-Krise heraus.
Aber nicht nur das Bedürfnis nach Information sei beim Publikum groß - auch das nach Ablenkung: "Es profitieren natürlich die Sender mit einer gelernten Nachrichten- oder Berichterstattungskompetenz wie die öffentlich-rechtlichen Sender. Aber es profitieren insbesondere auch die Privatsender in den Primetime-Formaten."
Besonders die Nutzungszahlen des linearen Fernsehprogramms seien in den letzten Tagen gestiegen, so Niederauer-Kopf. Eine Entwicklung, die gegen den Trend der vergangenen Jahre verlaufe, denn dort habe man "immer die Tendenz in die non-linearen Kanäle gesehen, und momentan stellen wir eher einen Lagefeuereffekt fest", so die Vorsitzende der AGF Videoforschung.