Auktion der DFL
Medienrechte der Bundesliga: Vergabe im zweiten Versuch

Die Medienrechte der Bundesliga und der 2. Bundesliga sollen ab Montag versteigert werden. Es ist der zweite Versuch – der Bezahlsender DAZN fühlte sich im ersten Anlauf durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) benachteiligt und erreichte die Wiederholung der Vergabe.

Von Olivia Gerstenberger und Chaled Nahar |
TV-Kamera mit Bundesliga Logo im Stadion
Wer bekommt das attraktivste TV-Rechte-Paket ab 2025/26? Die Auktion der Medienrechte ist aktuell gestoppt. (picture alliance / Eibner-Pressefoto / Eibner-Pressefoto / Florian Wiegand)
Die Einnahmen aus dem Verkauf der audio-visuellen Medien sind die wichtigste Geldquelle für die 36 Profifußballvereine in Deutschland: Sie machen einen großen Teil ihres Umsatzes aus. Die Vereine bekommen aktuell insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison. Alle vier Jahre vergibt die DFL die Übertragungsrechte. Aktuell werden die Rechte für die Saison 2025/26 bis 2028/29 vergeben. Eigentlich sollten die Rechte längst verkauft sein, aber ein Streit zwischen der DFL und DAZN um das wichtigste und größte Rechtepaket B sorgte für Verzögerungen. Nun wird ab Montag (25.11.) neu auktioniert.

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Wie kam es zu der Neuansetzung der Auktion?

Die Auktion wurde gestoppt, weil es einen Streit zwischen der DFL und DAZN gab. DAZN fühlte sich benachteiligt, da es trotz des finanziell überlegenen Angebots gegenüber Sky (laut Medienberichten rund 400 Millionen Euro pro Saison gegenüber 320 Millionen Euro) das größte Rechtepaket (Paket B) nicht bekam. Die DFL begründete das mit fehlenden finanziellen Garantien, DAZN widersprach. Der Bezahlsender rief ein Schiedsgericht an und bekam teilweise Recht: Das Paket schlug das Schiedsgericht DAZN zwar nicht zu, ordnete aber die Neuansetzung der Auktion an.

Warum ist das Rechtepaket B so wichtig?

Es umfasst die meisten Spiele: insgesamt 196, inklusive der Samstagsspiele um 15:30 Uhr, also zur Kernzeit der Fußball-Bundesliga, dazu die Freitagsspiele und die zwei Relegationsspiele zwischen der Bundesliga und 2. Liga. Beide brauchen das Paket dringend, sowohl Sky als auch DAZN stehen am Markt unter Druck.

Welche Gefahren drohen?

Für Sky und DAZN gilt der Zuschlag jeweils als extrem wichtig. Es ist aus Sicht der DFL zumindest zu befürchten, dass der Verlierer den Vorgang vor einem ordentlichen Gericht anfechten wird. Egal, wie groß die Erfolgschance dann ist, wird damit Druck ausgeübt.
Denn eigentlich sollten die Rechte schon im Frühjahr 2024 vergeben worden sein, die DFL hat kaum noch Zeit. Im Januar müssen die Klubs ihre Budgets für das Lizenzierungsverfahren zusammenstellen, das im März beginnt. Dafür brauchen die Klubs Gewissheit über ihre Einkünfte bei den Medienrechten.
Ein weiterer langfristiger Aspekt: Sollte im Duell zwischen DAZN und Sky der unterlegene Bieter mittelfristig vom deutschen Markt verschwinden, gäbe es in Zukunft die Befürchtung, dass es an Wettbewerb fehlt, wenn die TV-Rechte vergeben werden. Sportökonom Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln sagte, Sky wäre ohne das große Paket nicht mehr überlebensfähig. Die DFL habe aber langfristig über die nächsten vier Jahre hinaus Interesse an hohen Preisen. Dazu ist ein starkes Wettbewerbsumfeld notwendig, in dem mehrere Anbieter wie DAZN und Sky agieren.

Sind nun höhere Gebote zu erwarten?

Die Situation könnte aus Sicht der DFL die Hoffnung zulassen, dass beide Bieter im Kampf um die Medienrechte ihre Gebote nachbessern und am Ende ein besseres Ergebnis als bei der ursprünglichen Auktion herauskommt. Ist das so? Wirtschafts- und Medienexperten bewerten die Situation unterschiedlich.
Sebastian Uhrich sagte im Dlf-Gespräch: "Ich sehe die Liga zum jetzigen Zeitpunkt nicht als Verliererin. Letztendlich kommt es drauf an, was sie erlösen werden. Und ich würde mich wundern, wenn das weniger ist als das, was jetzt Sky mutmaßlich geboten hat." Der Pay-TV-Sender müsse in der neuen Auktion für das Rechtepaket B wohl sein bisheriges Angebot von offenbar 320 Millionen Euro pro Saison erhöhen, erklärte Uhrich: "Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass DAZN sein Angebot herabsetzt."
Kartellrechtsexperte Mark E. Orth spricht dagegen von einem "taktisch riesigen Fehler", die Auktion zu stoppen. Eine Wiederholung werde höchstwahrscheinlich nicht zu besseren Angeboten führen. Die Unsicherheit, die normalerweise für Bieter besteht, sei durch die Kenntnis der jeweiligen Gebote von Sky und DAZN untergraben.
Das unterstrich auch der Sportmarketing-Experte Marco Klewenhagen im Dlf: "DAZN und Sky wissen jetzt voneinander, was der jeweils andere bereit war, zu bieten. Das ist wie Pokern, wo die Hälfte der Karten des anderen offen auf dem Tisch liegt." Was Sky unter Druck setze. Denn der Sender müsse klären, "wie viel Fußball-Bundesliga es braucht, um für den deutschen TV-Abonnenten-Markt künftig noch ausreichend attraktiv zu sein", da DAZN offenbar "sehr willens ist, strategische Investitionen zu tätigen, um den direkten und stärksten Konkurrenten vom Markt zu drängen".
Ein wichtiger Aspekt könnte die Aufhebung des Alleinerwerbsverbots werden. Zuletzt durften Live-Rechte nicht von einem einzigen Pay-TV-Anbieter erworben werden, sondern mussten auf mindestens zwei verteilt werden, wie aktuell bei Sky und DAZN bis 2025. Nun könnte ein einzelner Anbieter alle Pay-TV-Rechte erhalten. Für die Fans besteht die Hoffnung, in Zukunft nur noch ein TV-Abo abschließen zu müssen. Was allerdings noch nichts über die Preisgestaltung eines solchen Abos sagen würde.

Wie läuft die Vergabe ab?

Es gibt mehrere Rechtepakete für Live-Berichterstattung und Zusammenfassungen, für frei empfangbares Programm und Bezahlinhalte. Die Auktionen beginnen am Montag, den 25. November, und sollen am 4. Dezember abgeschlossen sein.