Ursprünglich hatte der ORF für 15.30 Uhr eine Sondersendung mit der Ergebnisverkündung angesetzt. Schon wenige Minuten vorher machte sich ein großer Benutzerandrang bemerkbar, weil das Streamingangebot des Senders nur noch rudimentär beziehungsweise gar nicht funktionierte. Auch die Onlineseiten anderer österreichischer Medien brachen unter der Last der Besucheranfragen zusammen.
Was also tun, wenn die verfügbaren Onlinekanäle wegbrechen? Für viele war Twitter das einzige Medium, über das sie sich informieren und ihren Frust ablassen konnten.
Wer den Stream des ORF schließlich doch ans Laufen bekam, der sah anstatt der ab 15.30 Uhr versprochenen Sondersendung zur Bundespräsidentenwahl die "Weißblauen Geschichten" aus den 80er Jahren. Eine Heimatserie mit allerlei Folklore, die viele Nutzer darüber spekulieren ließ, ob es sich tatsächlich um die Serie oder doch eine Veranstaltung der rechtspopulistischen FPÖ handele.
Den aufmerksamen Zuschauern entging auch nicht, dass Gustl Bayrhammer eine der Hauptrollen spielte. Bekannt wurde er vor allem durch die Rolle des "Meister Eder" in der Kinderserie "Meister Eder und sein Pumuckl". Eine Steilvorlage:
Der Begriff "Meister Eder" schaffte es sogar in die Twitter-Trends in Österreich. Einige kürten ihn sogar per Fotomontage zum neuen Bundespräsidenten:
Nach dem Ende der ersten Folge der "Weißblauen Geschichten" schaltete der ORF dann doch ins Nachrichtenstudio - allerdings nur um zu verkünden, dass immer noch kein Ergebnis vorliege. Schließlich wurde noch eine weitere Folge der Serie gespielt, was auf Twitter "umjubelt" wurde. Erst gegen 16:10 Uhr schaltete der ORF schließlich auf eine Liveberichterstattung um. Dafür muss sich der ORF auch Kritik von Kollegen anhören. Heute.at titelt beispielsweise "ORF zeigte in aller Seelenruhe 'Weißblaue Geschichten' statt Wahl". Und Erhard Scherfer von Phoenix kritisiert auf Twitter, der Sender habe keine Nerven: "Wir wären bei einem solchen Wahlkrimi live auf Sendung geblieben... notfalls bis heute Nacht."