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Twitter
Wie Trump den Hass auf eine Studentin lenkte

Die Absage an Air Force One, Kritik an China, Kabinettsentscheidungen: Twitter bleibt auch nach seiner Wahl zum US-Präsidenten das erste Kommunikationsmittel für Donald Trump - auch für persönliche Kritik. Die Folgen davon bekommt eine junge Frau bis heute zu spüren.

    Der Twitter-Account des künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump.
    Der Twitter-Account des künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump. (picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB)
    Die Geschichte beginnt vor mehr als einem Jahr. Donald Trump hat wenige Monate zuvor seine Präsidentschaftsambitionen öffentlich gemacht, das Rennen innerhalb der republikanischen Partei um die Kandidatur ist in vollem Gange. Trumps Rivalen heißen nicht Hillary Clinton oder Bernie Sanders, sondern Marco Rubio, Ben Carson oder Jeb Bush. Und Favorit ist nicht der Milliardär aus New York - wenngleich der bekannteste Bewerber: Der 70-Jährige sorgt in den USA seit Jahrzehnten für Schlagzeilen, mit seinen Geschäften, seinem Privatleben, seinen Ansichten.
    Und so begegnet ihm auf einem politischen Forum in New Hampshire am 12. Oktober 2015 die Studentin Lauren Batchelder mit der Aussage, sie denke nicht, Trump "sei ein Freund von Frauen". Trump lässt die 18-Jährige nicht ausreden - und beginnt sogleich, sie eines Besseren zu belehren: Er respektiere und verehre Frauen, wiederholt er mehrmals, habe ihnen mehr Chancen gegeben als manch anderer Arbeitgeber im Baugewerbe. Und: legt am Tag darauf nach, nachdem auch verschiedene Medien über den Vorfall berichtet haben.
    Auf Twitter beschimpft er Batchelder als "arrogante junge Frau" und beschuldigt seinen Kontrahenten Bush, sie als sein "Gewächs" in der Veranstaltung platziert zu haben; Batchelder unterstützte Bush in dessen Wahlkampf als Freiwillige.
    "In Deinen blutigen Mund urinieren"
    Nun spricht die Studentin erstmals über die Folgen von Trumps Online-Attacke: Sie sei am Telefon bedroht worden, häufig mit Nachrichten "sexueller Natur", berichtet sie der "Washington Post". Ähnliche Botschaften hätten sie per Mail oder Facebook erreicht. Die Antworten auf Trumps Tweet geben einen Eindruck von den Beschimpfungen:
    Sie habe sich damals nicht zu helfen gewusst, sagt Batchelder heute. Sogar ein Jahr nach dem Vorfall, wenige Tage vor der Wahl wird sie bedroht. In Nachrichten wie dieser: Man wolle ihr "Gesicht auf den Bordstein stampfen" und in ihren "blutigen Mund urinieren"; sie solle "sich umschauen", denn man wisse, wo sie lebe.
    Wenn Trump selbst schreibt
    Die "Washington Post" gibt in dem Artikel auch einen interessanten Einblick in Trumps Twittergebahren, dem im sozialen Netzwerk fast 17 Millionen Menschen folgen: Die Zeitung zitiert Roger Stone, einen langjährigen Freund. Ihm zufolge diktiert der "President-elect" viele Nachrichten "einer der jungen Damen" in seinem Büro.
    Doch an Wochenenden und in den frühen Morgenstunden schreibe und sende Trump selbst. Den Tweet über Batchelder schrieb er um 4:39 Uhr morgens.
    "Er kann einen Unterschied machen"
    Selbst habe sie im vergangenen Jahr noch mehr Interesse am Thema Frauenrechte entwickelt, sagt Batchelder in der "Washington Post". Sie will jetzt Anwältin für Menschenrechte werden.
    Für Trump hoffe sie, dass dieser seine Macht auf Twitter künftig für "Gutes" nutze. "Er kann einen Unterschied machen und die Welt verändern."
    (bor/adi)