„Olympia ist das Größte, was es gibt. Es gibt nichts, was einen höheren Stellenwert hat. Auch als Team Deutschland dabei zu sein, das Land zu vertreten, nochmal in einer größeren Größenordnung als das bei der Nationalmannschaft so ist, ist etwas extrem Besonderes.“
Lucie-Marie Kretzschmar ist in diesen Tagen auch als Athletin in Frankreich aktiv. Aber nicht in Paris, sondern 20 Kilometer entfernt, in Creteil, im „Maison du Handball“.
Beachhandball als Demonstrationswettbewerb
Zum Auftakt der Olympischen Spiele hat der Handball-Weltverband dort ein Demonstrationsturnier organisiert. Nicht in der Halle, sondern draußen auf Sand. Beachhandball heißt die junge, spektakuläre Sportart. Acht All-Star-Teams mit den besten Spielerinnen und Spielern der Welt treten an diesem Wochenende gegeneinander an. Lucie-Marie Kretzschmar hofft, „dass wir die Sportart so attraktiv präsentieren, dass wir irgendwie die Chance bekommen, innerhalb der nächsten Ausgaben im Olympischen Programm dabei zu sein.“
Zum Programm der Olympischen Jugendspiele gehört es schon. Der Demoauftritt am Rande der Spiele in Paris soll jetzt die Aufnahme ins große Olympische Programm beschleunigen. Auch um die Professionalisierung des Spots voranzutreiben.
„Momentan zählt es noch ein bisschen als Randsportart, aber viele junge Leute haben auch Bock darauf, diesen Sport zu spielen. Und wenn man eine Aussicht auf Olympia hat, dann ist das noch mehr Motivation als ohnehin schon. Deswegen denke ich, dass wir das brauchen, um nicht nur der kleine Bruder vom Hallenhandball zu sein.“
„Die Olympia-Quali war schon alles für mich, da habe ich über zwei, drei Jahre alles reingesetzt“, erzählt eine, die es schon erlebt hat: die mehrfache Karate-Weltmeisterin Jasmin Jüttner, deren Sportart bei den Spielen in Tokio 2021 zum ersten und einzigen Mal Teil des Olympischen Programms war.
„Das ist ja auch eine mega Chance, nicht nur für uns als Athletinnen und Athleten individuell, sondern auch für die gesamte Sportart. Mir war das so wichtig und ich habe da schon krass daraufhin gefiebert. Das war auch ehrlich gesagt die größte Leistung meines bisherigen Lebens und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das jemals toppen kann.“
Der Internationale Karate-Verband hatte in der Vergangenheit immer versucht, ins Olympische Programm aufgenommen zu werden, scheiterte aber jedes Mal. Erst Tokio als Gastgeber entschied sich dazu, Karate einmalig ins Programm und damit ins Rampenlicht zu nehmen.
„Das hat schon viele Vorteile mit sich gebracht. Zum einen hatte man mehr Förderung, es gab generell eine größere mediale Aufmerksamkeit in der Zeit davor, während Olympia und auch danach. Und ich für meinen Teil habe mich sehr zugehörig gefühlt zu diesen großen Athletinnen und Athleten, die man so sieht. Man merkt dann auch danach, wenn man nicht mehr olympisch ist, dass das Interesse und auch generell die Förderung und alles sehr abfällt. Man fühlt sich dann manchmal wie so eine Athletin zweiter Klasse.“
Skateboard bei den Olympischen Spielen in Paris
In Paris und Los Angeles 2028 ist Karate nicht mehr dabei. Ganz anders Skateboard, das nach Tokio wieder dazugehört, obwohl intern die Aufnahme ins Olympische Programm für wenig Begeisterung gesorgt hat.
„Von Beginn an gab es schon eine Abneigung gegen die leistungssportlichen Regulationen, die damit verbunden sind, dass man Teil der Olympischen Bewegung werden würde“, erzählt Hans-Jürgen Kuhn, der schon in den 70er-Jahren als einer der Skateboard-Pioniere in Deutschland auf dem Board stand und im Deutschen Rollsportverband mitgeholfen hat, professionelle Strukturen aufzubauen. Gerade diese Professionalisierung und die strengen Leistungssportregeln waren für viele Aktive aber der Grund, nicht mitzuziehen.
Knatsch ums Kiffen: Doping statt Lebensgefühl
„Kiffen gehört im Wettkampf zu den verbotenen Dopingmethoden, im Training ist es erlaubt, also auch eine unklare Situation. Und in dieser ganzen Surf- und Skatszene ist das kein Dopingmittel, sondern Teil des Lebensgefühls, dass man auch mal kifft.“
Hans-Jürgen Kuhn glaubt nicht, dass die Olympischen Spiele einen Skateboard-Hype auslösen werden. Obwohl die Spiele 2028 im Mutterland des Skateboardens stattfinden werden, den USA. Dort gehören dann auch Baseball und Softball wieder zum Olympischen Programm.
Baseball und Softball erste wieder 2028 im Programm
„Ich glaube, die Olympischen Spiele sind enorm wichtig für diese Sportart, vor allem für die jungen Mädchen, die diesen Sport zum ersten Mal ausprobieren“, sagt Softball-Spielerin Rachel Garcia, die 2020 bei den Spielen in Tokio mit den USA die Silbermedaille gewann. „Auf dieser Bühne die Sportart repräsentieren zu können und die Inspiration dafür sein zu können, damit Softball langfristig im Programm bleibt, war ein Gefühl, das man nicht wirklich beschreiben kann.“
Softball wurde nach den Spielen 2008 zwischenzeitlich vom IOC aus dem Programm gestrichen. 2028 haben die Gastgeber aus den USA sich dazu entschieden, Baseball und Softball wieder mit aufzunehmen. „Olympia ist die größte Bühne und es ist so wichtig, dass Softball weiter diese Bühne bekommt“, sagt US-Nationalspielerin Rachel Garcia.
„Unser Sport wächst immer weiter, es gibt immer mehr professionelle Ligen, die es mehr Sportlerinnen ermöglichen, diesen Sport professionell auszuüben. Und alleine zu sehen, wie dieser Sport in den vergangenen zehn Jahren gewachsen ist, ist riesig. Und Olympia ist dafür eine große Stütze.“