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Überfischung
Fischratgeber von Greenpeace veröffentlicht

Fisch ist gesund, aber viele Arten sind durch Überfischung in ihren Beständen aber bedroht. Welche Arten man auch aus ökologischen Gründen bedenkenlos essen kann, hat Greenpeace in seinem aktuellen Fischratgeber aufgelistet.

Von Axel Schröder |
    Frische Schellfische liegen in den frühen Morgenstunden in einer Box in der Halle des Hamburger Fischmarktes.
    Welche Fischarten können ohne schlechtes Gewissen verzehrt werden? (picture-alliance / dpa / Marcus Brandt)
    Die rotmarkierten Fischarten sind bedroht, die grünen nicht. Und in Greenpeace neu aufgelegten Fischratgeber wimmelt es nur so von Fischarten der roten, der bedrohten Sorte. Besonders schlecht steht es laut Greenpeace um die Glasaal-Bestände, erklärt Sandra Schöttner, die Meeresexpertin der Umweltschutzorganisation. Und veränderte Konsumgewohnheiten bedrohen auch die Populationen des Thunfischs:
    "Er ist ganz klar ein Opfer des Sushi-Trends geworden in den letzten Jahren. Alle lieben Sushi, alle lieben Thunfisch, auch natürlich auf der Pizza und auf dem Salat und im Sandwich. Leider ist einer der größten und edelsten Fische unserer Meere mittlerweile ganz stark dezimiert. Und vor allem der Blauflossen-Thun, der sogenannte Rote Thun ist auch vom Aussterben bedroht."
    Bei manchem Fisch auf der Roten Liste empfiehlt Greenpeace Alternativen
    Auf Greenpeace' Roter Liste stehen außerdem Shrimps und Schwertfisch, Seezunge, Seeteufel, und Seehase, Tintenfisch und Zander, Kabeljau, Forelle und Makrele. Ganz auf Fisch verzichten müssen umweltbewusste Konsumenten deshalb aber nicht. Denn bei den meisten der laut Greenpeace bedrohten Fischarten listet der aktuelle Fischratgeber auch Alternativen auf. Konkret heißt das zum Beispiel: Auf Heilbutt sollte man verzichten, es sei denn, er stammt aus dem Nordwestatlantik oder wurde mit Stellnetzen gefangen. Auf Dorade sollte man verzichten - es sei denn, sie wurde im Mittelmeer gefangen. Und immerhin, so Meeresexpertin Sandra Schöttner gibt es gute Nachrichten:
    "Dieses Jahr können wir sagen: In der zentralen Ostsee hat sich bestandstechnisch so viel getan, dass wir da nicht mehr auf rot setzen müssen. Ähnlich sieht es in der Nordsee aus, auch in der norwegischen See. Da gibt es ganz bestimmte Bestände, die sich von Jahr zu Jahr leicht verändern. Und solange es mit der Fangmethode kein Problem gibt oder mit generellen Fischereimanagementpraktiken, dann wird ein Fisch im Greenpeace-Fischratgeber, eine Fischart auf Grün gesetzt."
    "Greenpeace verschweigt wesentliche Faktoren"
    Dazu gehören Karpfen und auch Heringe aus der Nord- oder Ostsee können genauso bedenkenlos verzehrt werden wie der afrikanische Wels - es sei denn - der Teufel steckt im Detail - er stammt aus Aquakulturen in Deutschland, Ungarn, den Niederlanden oder Vietnam. Matthias Keller vom Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels hält wenig vom Greenpeace-Fischratgeber. Denn wie die Umweltschützer zu ihren Empfehlungen kommen, sei völlig unklar, kritisiert Matthias Keller:
    "Greenpeace verschweigt wesentliche Faktoren. Und das macht die Sache so intransparent. Sie fordern von der Fischwirtschaft Transparenz, selbst aber bleiben sie intransparent mit ihren Ausführungen und das finde ich nicht ordentlich. Das ist unfair."
    Und immerhin gäbe es mittlerweile eine Vielzahl von Gütesiegeln für nachhaltig gefangenen Fisch, zum Beispiel das MSC-Siegel. Sandra Schöttner von Greenpeace stimmt dem nur bedingt zu:
    "Wir sehen, dass in vielen Fällen es durchaus vertretbar ist, MSC-zertifizierte Ware zu essen. Andererseits gibt es aber auch Fälle, wo wir nicht begeistert sind, wo wir ganz klar sagen : 'Da sind Lücken entstanden! Da sind die Standards nicht gut genug, um einen tatsächlichen nachhaltigen Wildfang zu garantieren!'"
    Richtig und nachhaltig Fisch essen will also gelernt sein. Wer es genau wissen will, kann sich für den nächsten Einkauf auch die passende Smartphone-Fischratgeber-App nutzen.