Deutsche Sporthochschule Köln. Eine Gruppe Kinder tobt mit Bällen durch die Sporthalle. Eins haben sie gemeinsam: Übergewicht. Einige leiden auch schon an Bluthochdruck, beginnendem Diabetes Typ II oder Fettleber.
Das Sportprogramm lässt sich auf einen Nenner bringen, sagt der Sporttherapeut David Friesen:
"Alles, was Spaß macht".
Also zum Beispiel: "Kampfsport, und da wurden uns auch Schläge beigebracht, wie wir uns verteidigen können, wenn uns jemand angreift, und das fand ich ziemlich cool", so eine zehnjährige Teilnehmerin.
"Grundsätzlich versuchen wir - anders als im Schulsport vielleicht - noch umfangreicher zu arbeiten, so dass die Kinder eine gute Basis haben, und dann nach dem Programm ist das Ziel, im Verein integriert zu werden."
Die Kinder und auch die Eltern werden gewogen
Sport ist nur ein Teil des Schulungsprogramms für übergewichtige Kinder, entwickelt von der Ärztin und Sportwissenschaftlerin Prof. Christine Graf: "Wir betreuen die Kinder über ein Jahr, zwei Mal in der Woche kommen die, einmal mit Eltern, und dann gibt's eine medizinische Sprechstunde mit mir. Da wiege ich die Kinder, da wiege ich auch die Eltern, und wir besprechen, wie es so funktioniert und läuft mit der Umsetzung von Lebensstiländerungen."
Wie bei Vera, die aus der Sprechstunde kommt und sich gerade sehr freut: "Weil ich gerne abnehmen möchte, und das nützt auch bei mir, weil ich schon was abgenommen habe, und das finde ich toll! Und das ist auch sehr viel Erfolg, ja!"
Während die Ärztin ein Kind nach dem anderen wiegt und untersucht, erzählen Nicole und Maurice, warum sie unbedingt abnehmen möchten: "Ich find das so doof, weil wir haben halt so ein Programm in der Schule, wir machen da manchmal so Sachen, da muss man so Wände hoch, und das ist halt so was wie Teamarbeit, und das war halt so eine Situation, weil ich so schwer bin, hatte ich Angst, dass die mich nicht drüber bekommen über die (aufgestellte) Matte halt."
"Bei Akrobatik in Sport, wo wir so die Pyramiden machen sollten, da war ich immer unten. Ich wollte auch mal gucken, wie es so ist, oben zu sein."
Lernen mit Hänseleien umzugehen
Nachdem alle Kinder untersucht sind, folgt der nächste Punkt im Programm: "Die Theorie, das ist entweder Ernährung oder Psychosoziales, also wie gehe ich mit Hänseleien um, wie lerne ich nein zu sagen zu Lebensmitteln, wie motiviere ich mich aber auch zu mehr Sport."
Die Theorie gibt's auch hinterher für die Eltern.
Über Hänseleien und Mobbing mögen die Kinder nicht so gerne sprechen, eher schon darüber, wie andere Übergewichtige in der Schule gemobbt wurden:
"Das war halt eine Freundin von mir, und sie hat teilweise auch angefangen zu weinen, weil sie war halt immer traurig."
"Manchmal werden sie als fett beleidigt, zum Beispiel 'Du bist fett' oder 'Geh weg Du Fetter' oder so". "Ich wurd' auch mal 'ne Zeit lang, so am Anfang, sagten richtig viel zu mir 'Specki' und ja - obwohl die selber so aussehen, keine Ahnung."
"Manchmal werden sie als fett beleidigt, zum Beispiel 'Du bist fett' oder 'Geh weg Du Fetter' oder so". "Ich wurd' auch mal 'ne Zeit lang, so am Anfang, sagten richtig viel zu mir 'Specki' und ja - obwohl die selber so aussehen, keine Ahnung."
Alle übergewichtigen Kinder machen ähnliche Erfahrungen. Von den Gesundheitsproblemen wie beginnender Diabetes Typ II, Bluthochdruck oder Fettleber, merken sie noch nicht so viel. Noch können sie gegensteuern. Alle werden ihr Ziel allerdings nicht erreichen.
Doch Vera gehört zu denjenigen, die sich das zumindest fest vorgenommen hat: "Wir haben dieses Jahr in diesem Monat schon einen Badeanzug gekauft, und der hat nicht richtig gesessen, und da haben wir überlegt, ich mach' ja jetzt das Programm hier in der Sporthochschule. Da haben wir überlegt, der wird ganz sicher auch nächstes Jahr passen, weil ich ja auch ein paar Kilos abgenommen habe, ja, wird' mich sehr freuen, wenn ich das Ziel erreicht habe."