Erst in den Tagen nach der Silvesternacht wird das ganze Ausmaß der Geschehnisse rund um den Kölner Hauptbahnhof deutlich. "Umringt, bestohlen, abgetastet, sexuell belästigt, systematisch gejagt": So beschrieben insgesamt 80 Frauen der Polizei, was ihnen im Getümmel der Feierlichkeiten mitten in der Innenstadt widerfahren sei. Auch Fällen von Vergewaltigungen gehe man inzwischen nach, hieß es auf einer Pressekonferenz. Man gehe davon aus, dass es noch mehr Opfer gegeben habe, die sich bislang noch nicht gemeldet hätten.
"Enthemmt und gewaltvoll"
Auch vor herbeigeeilten Beamtinnen hätten die Männer keinen Halt gemacht. Die "stark alkoholisierten Täter" seien "völlig enthemmt und gewaltvoll" vorgegangen. Möglicherweise seien die Opfer teilweise auch deshalb umzingelt und unsittlich berührt worden, um Diebstähle zu erleichtern, hieß es weiter.
"Völlig neue Dimension"
Polizeipräsident Albers bezeichnete die Vorfälle als Straftaten einer völlig neuen Dimension. Derartiges sei für die Kölner Beamten bislang unbekannt gewesen. Eigens für die Geschehnisse wurde inzwischen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Oberbürgermeisterin Reker beraumte für den Dienstag ein Krisentreffen an. Man könne nicht tolerieren, dass in Köln ein rechtsfreier Raum entstehe, sagte die parteilose Politikerin dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Polizei und Bundespolizei seien "dringend gefordert".
"Arabisches oder nordafrikanisches Aussehen"
Den Angaben zufolge hatten sich in der Silvesternacht rund um den Hauptbahnhof Hunderte Männer versammelt, die in größeren Gruppen vorgegangen seien. Wie es hieß, könnten sie dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum stammen. Dieser Umstand wurde in den sozialen Netzwerken und Kommentarspalten rege debattiert. Zum Teil waren fremdenfeindliche Einträge zu lesen. Auch hieß es, die Medien hätten das Ausmaß aus Sorge vor Vorurteilen kleingeredet oder gar ganz verschwiegen.
Nächste Bewährungsprobe Karneval
Nun will die Polizei für den anstehenden Massenandrang an den Karnevalstagen vorbeugen. Als mögliche Maßnahmen angekündigt wurden Betretungsverbote, Videoüberwachung sowie zusätzliches Personal. So wolle man verhindern, dass sich größere Gruppen von verdächtigen Männern zusammenrotten können. Angesichts des nur schwer überschaubaren Trubels an den sogenannten "jecken Tagen" in Köln dürfte dies für die Sicherheitskräfte eine neue Herausforderung darstellen.