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Übernahme von E-Plus durch O2 in Gefahr

O2 möchte E-Plus schlucken. Doch Carlos Slim, Großaktionär des E-Plus-Mutterkonzerns KPN, hält den Kaufpreis für zu niedrig - und will die Übernahme verhindern. Das kann er aber nur, wenn ihm KPN ganz gehört.

Von Michael Braun | 09.08.2013
    Die Königliche Post der Niederlande, die KPN, ist schon seit sechs Jahren staatsfrei. Womöglich wird sie bald mexikanisch. Jedenfalls will der mexikanische Telekommunikationskonzern América Móvil des Milliardärs Carlos Slim die KPN komplett übernehmen. Knapp 30 Prozent gehören ihm schon.

    Kurz nachdem KPN angekündigt hatte, die deutsche Tochter E-Plus an O2 und damit an die spanische Telefonica zu verkaufen, hatte Slim sein Versprechen gekündigt, bei KPN unter 30 Prozent zu bleiben. Seitdem gilt er vielen als Gegner des Verkaufs von E-Plus an O2. Frank Rothauge, Telekomexperte seit vielen Jahren, glaubt das nicht. Erst der mögliche Erlös für E-Plus habe die KPN für eine Übernahme interessant gemacht:

    "Ich glaube, dass durch den Deal eine KPN-Übername für Slim erst möglich geworden ist, weil bis dato die Verschuldung von KPN so enorm hoch war, dass es eigentlich keinen Sinn machte, ein Übernahmeangebot zu machen."

    Denn dann hätte Slims Firma América Móvil Schulden machen müssen, um ein hoch verschuldetes Unternehmen zu kaufen, was die Bonität der Mexikaner beeinträchtigt hätte. América Móvil wolle womöglich den Preis für E-Plus noch ein wenig über die bisher vereinbarten fünf Milliarden Euro hinaus hochtreiben. Aber im Grunde habe Slim mit KPN anderes vor: Er wolle sich eine Basis für europäische Geschäfte bauen:

    "Er ist ja außerdem noch an der Telekom Austria beteiligt. Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise KPN und Telekom Austria näher zusammengeführt werden."

    Das bestätigte einen Trend, dem auch schon der geplante Verkauf von E-Plus an O2 zugrunde lag: die Konzentration auf weniger Anbieter. Denn nach dem Verkauf von E-Plus an O2 hätte der hiesige Mobilfunkmarkt einen Anbieter weniger gezählt, was Adrian Peel, Telekom-Analyst der Equinet Bank, aus Aktionärssicht keineswegs negativ sah:

    "In einem Markt, wo ich weniger Spieler habe, ist es in der Regel so, dass die erzielbaren Margen dort höher sind."

    Höhere Margen für Unternehmen bedeutet für die Kunden höhere Preise oder weniger Service oder beides.

    Ganz ausgeschlossen ist es jedoch nicht, dass América Móvil bei KPN einsteigen will, um den Verkauf von E-Plus an O2 zu verhindern. Denn in vielen Ländern auch Südamerikas sind América Móvil und die Mutter von O2, die spanische Telefonica, heftige Konkurrenten. Will Slim diese Konkurrenz nach Europa tragen? Oder nur die Markmacht schaffen, um später die Märkte aufzuteilen? Die Kartellbehörden werden die Branche im Blick halten.