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Übernahmegespräche
Air-Berlin-Mitarbeiter hoffen auf Lufthansa

Trotz kartellrechtlicher Bedenken und einer Klage von Ryanair könnten große Teile der Air-Berlin-Flotte an Lufthansa gehen. Es geht um rund 90 Maschinen und die Crews. Übers Wochenende wollen Lufthansa und Air Berlin weiter verhandeln.

Von Thomas Weinert |
    Das Bordmagazin der Fluggesellschaft Air Berlin in der Kabine eines Passagierflugzeugs.
    Es war einmal: Air Berlin wird verkauft. Fragt sich nur, wer was bekommt. Am Wochenende wird weiter verhandelt. (dpa/picture alliance/Markus C. Hurek)
    Das Personal von Air Berlin gilt als sehr gut ausgebildet und wird auch anständig bezahlt, im Gegensatz zu den Hungerlöhnen, die die oft osteuropäischen Flugbegleiter von Ryanair mit nach Hause nehmen. Daher ruhen die Hoffnungen der Air-Berlin-Mitarbeiter auch sehr auf der Lufthansa, wenn heute die Übernahmegespräche in die wohl entscheidende Runde gehen.
    "Ryanair erst mal außen vor"
    Das Mitleid mit Ryanair, im Zuge des 150 Millionen Euro Kredits ausgebremst worden zu sein, dieses Mitleid hält sich bei der Belegschaft dagegen in Grenzen. Da halten sie es wohl wie Martin Schulz, der SPD-Kanzlerkandidat, der im Deutschlandfunk ebenfalls deutlich zum Ausdruck brachte, was er vom Sozialdumping von Ryanair hält, und dem Umgang dort mit Mitarbeitern. Gelb-blau also gerne, aber in der Version des Kranichs und nicht in Form der irischen Harfe, wenn Ryanair erst mal außen vor bleibt, derzeit bei den Verhandlungen mit Air Berlin, dann stößt das hierzulande auf breiten Konsens.
    Lufthansa plant Übernahme von 90 Flugzeugen und Crews
    Carsten Spohr, der Chef der Lufthansa, hat sich in Zeitungsinterviews bereits anerkennend geäußert über seine zukünftigen Kolleginnen und Kollegen von Air Berlin, denn es sollen bis zu 90 Flugzeuge mit Besatzungen an die Lufthansa Tochter Eurowings überstellt werden - Mittelstreckenflugzeuge, aber auch die 17 Langstrecken-Airbusse, die glücklicherweise von der gleichen Bauart sind wie die Maschinen, mit denen Eurowings derzeit seine interkontinentalen Verbindungen ausbaut. Das könnte also sehr gut zusammen passen und deswegen rechnen Beobachter auch damit, dass die Verhandlungen zwischen Air Berlin und Lufthansa am Wochenende zügig über die Bühne gehen.
    Gewerkschaft warnt vor "sozialem Abstieg" des Personals
    Heute Vormittag meldete sich die Industriegewerkschaft Luftverkehr IGL noch einmal zu Wort mit der Verunsicherung aller beteiligten Mitarbeiter im Rücken sozusagen. Christine Behle, Bundesvorstandsmitglied bei ver.di, hatte sich zuvor mit Martina Niemann getroffen, der Personalchefin der Lufthansa. Und im Anschluss geisterten Nachrichten durch die Medien, das Personal von Air Berlin laufe Gefahr, von der Lufthansa als Berufsanfänger eingestuft und entsprechend schlecht bezahlt zu werden. Daniel Flohr, Sprecher der IGL:
    "Da sehen wir jetzt natürlich gerade auch die Politik in der Verantwortung, weil die Zeit, die für Air Berlin gewonnen wurde nach der Insolvenz ist nur durch die 150 Millionen Euro Steuergelder und Staatsgeld zustande gekommen, da hat jetzt natürlich die Politik mit dafür zu sorgen, dass - wenn solch potente Player wie eine Lufthansa oder auch eine Easyjet, die ja auch im Gespräch sind - wenn die sich daran beteiligen, die Air Berlin aufzuteilen, dann gibt es überhaupt gar keinen Grund, dass solche sozialen Abstiege in Kauf genommen werden."
    Zur Schlichtungsphase "Kenntnis von Air-Berlin-Insolvenz"
    Allerdings werden die Air-Berlin-Crews wohl bei den Bedingungen der Billigtochter Eurowings landen – und hier stehen die Tarifverhandlungen auf Sturm nach einer gescheiterten Schlichtung unter Klaus Wowereit, dem Ex Berliner Bürgermeister. Zu dieser Zeit, so Flohr, hatte die Eurowings offensichtlich bereits Kenntnis vom bevorstehenden Insolvenzvertrag bei Air-Berlin.
    "Hinsichtlich der Eurowings-Schlichtung ist es uns noch mal ein Anliegen darauf hinzuweisen oder zu verdeutlichen, dass wir die Schlichtung nicht abgebrochen haben - entgegen aller widersprüchlichen Informationen, die da gerade unterwegs sind. Es war vielmehr so, dass am letzten Schlichtungstag keine Einigung zwischen den Parteien vorlag und dann hat Klaus Wowereit einen guten Vorschlag gemacht, den wir hätten annehmen können. Das hat die Eurowings abgelehnt. Für uns waren die Gründe nicht ersichtlich, mittlerweile ist durch die Ereignisse der letzten Tage deutlich klarer geworden, dass es offensichtlich Szenarien im Hintergrund gab, die uns nicht bekannt waren, die die Eurowings jetzt nicht offen gelegt hat, die eine Lösung einfach unmöglich gemacht haben."
    Entsprechend hat ver.di soeben Air Berlin aufgefordert, in Verhandlungen einzutreten über einen Sozialtarifvertrag.