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Überraschung bei Markarian 231
Ein Quasar mit zwei Schwarzen Löchern?

In den Abendstunden steht der Große Wagen tief über dem Nordhorizont. Knapp neben dem dritten Deichselstern befindet sich Markarian 231, der uns nächstgelegene Quasar.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Künstlerische Darstellung der Zentralregion von Markarian 231 mit zwei Schwarzen Löchern innerhalb der gemeinsamen Akkretionsscheibe
    Künstlerische Darstellung der Zentralregion von Markarian 231 mit zwei Schwarzen Löchern innerhalb der gemeinsamen Akkretionsscheibe ((NASA))
    Mit einer Entfernung von rund 600 Millionen Lichtjahren zählt er fast noch zu unserer kosmischen Nachbarschaft. Quasare sind besonders helle Kerne von Galaxien. Bislang waren die Astronomen davon ausgegangen, dass der zentrale Motor eines Quasars ein einzelnes, sehr massereiches Schwarzes Loch ist. Umgeben ist dieses Schwarze Loch von einer ausgedehnten, rotierenden Materiescheibe, aus der ständig Material auf das zentrale Objekt stürzt.

    Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop zeichnen jetzt zumindest für den Quasar Markarian 231 ein etwas anderes Bild. Denn der Innenrand der umgebenden Materiescheibe ist viel weiter als erwartet vom zentralen Schwarzen Loch entfernt. Nach Ansicht der Forscher, die diese Beobachtung gemacht haben, kommt nur eine mögliche Erklärung in Frage: Das zentrale Schwarze Loch, das ungefähr 150 Millionen Sonnenmassen umfasst, wird von einem zweiten, kleineren Schwarzen Loch mit etwa vier Millionen Sonnenmassen umrundet.

    Beide Objekte sollen rund 600-mal so weit voneinander entfernt sein wie Sonne und Erde – und knapp vierzehn Monate für einen Umlauf benötigen. Frühere Beobachtungen zeigten bereits, dass Markarian 231 vor nicht allzu langer Zeit mit einer kleineren Galaxie kollidiert sein muss. Das zweite, kleinere Schwarze Loch wäre dann der ursprüngliche Kern der verschluckten Galaxie.