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Überspannte Pläne

Es geht um mehrere Tausend Kilometer neuer Trassen quer durch die Republik: Ende Mai haben die Stromnetzbetreiber ihren "Netzentwicklungsplan" der Öffentlichkeit vorgestellt. Die kann noch bis zum 11. Juli Einwände vorbringen. Das nutzte heute die Deutsche Umwelthilfe.

Von Christel Blanke |
    Lob und Tadel von der Deutschen Umwelthilfe. Es ist gut, dass ein transparentes Verfahren in Gang gekommen ist, sagt Peter Ahmels, der bei der Organisation für erneuerbare Energien zuständig ist. Denn jeder, der will, kann noch bis nächste Woche eine Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan, den die Bundesnetzagentur Ende Mai vorgelegt hat, abgeben:

    "Das ist ein völliges Novum in der ganzen Entwicklung, in der ganzen Planung von Stromtrassen und das begrüßen wir sehr, weil eben die Energiewende, der Umbau der dazu gehört, eine gesamtgesellschaftliche die auch eine Fülle an Akzeptanz benötigt. Und die Akzeptanz bekommen wir nur, wenn die Daten, die dieser Planung zugrunde liegen, auch öffentlich sind."

    Betroffene Bürger fragen nach, so Ahmels, warum sind diese Leitungen notwendig. Nur wenn wirklich belegt wird, dass Trassen nötig sind, wird darüber auch ernsthaft nachgedacht:

    "Dass es dann immer noch regionale Betroffenheit gibt, steht auf einem anderen Blatt. Aber was ganz wichtig ist, wenn man ins Gespräch kommen möchte, ist erstmal die grundlegende und tatsächliche Bedarfsfeststellung auch sauber abgearbeitet zu haben."

    Und das ist aus Sicht der Umwelthilfe beim Netzentwicklungsplan nicht der Fall. 3800 Kilometer neue Leitungen, darunter vier große Trassen von Nord nach Süd, sieht der Plan vor. Außerdem sollen 4400 Kilometer Höchstspannungsleitungen so optimiert werden, dass sie die schwankende Einspeisung von Ökostrom bewältigen können. Da Sonne und Wind nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen, muss Strom aus anderen Quellen kurzfristig eingespeist werden können. Viele der heutigen Leitungen kommen damit nicht gut zurecht. Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe folgt die Bundesnetzagentur mit ihrem Entwicklungsplan aber dem Motto: so viel wie möglich, statt so viel wie nötig. Ahmels fordert, stattdessen deutlicher Prioritäten zu setzen:

    So dass sich daraus eindeutig ablesen lässt, welche Leitung jetzt unverzichtbar notwendig sind und welche vielleicht in zehn Jahren erst notwendig sind. Denn zwischendurch ist ja durchaus denkbar, dass durch andere Technologien oder durch andere Möglichkeiten sich auch bei dem Netzausbaubedarf etwas verändert und deswegen muss das dann auch korrigierbar sein.

    Die Umweltorganisation BUND wirft den Netzbetreibern vor, die Produktion von Kohlestrom bei ihren Berechnungen für den Netzbedarf zu bevorzugen. Denn die angenommenen Kohlestrommengen lägen weit über den Erwartungen der Bundesregierung. Auch Ahmels sagt, es wurden in der Tat zu hohe Volllaststunden bei Braunkohle zugrunde gelegt. Das habe auch die Umwelthilfe überrascht. Grundsätzlich sieht er aber andere Kritikpunkte:

    "Dass zum Beispiel bei der Grundlage der Ermittlung des Bedarfs für die erneuerbaren Energien Annahmen gemacht werden, die zu einer potentiellen Überschätzung von Leitungsausbau führen und die langfristig auch Überkapazitäten installieren würden, die nur ganz wenige Stunden im Jahr gebraucht würden."

    Deshalb müssten die Parameter auch daraufhin noch einmal überprüft werden, ob die eine oder andere geplante Leitung nicht überflüssig ist. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist der Netzentwicklungsplan Voraussetzung für verkürzte Planungs- und Genehmigungsverfahren nach dem seit dem vergangenen Jahr geltenden Netzausbaubeschleunigungsgesetz. Bis zum Ende des Jahres soll er als Gesetz verabschiedet werden.