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Überwachung
Hoffen auf digitale Vergebung

In Tom Hillenbrands Science-Fiction-Krimi "Drohnenland" gibt es keine Privatsphäre mehr. Alles und jeder wird digital überwacht und vermessen. Die Technologien kennen wir im Prinzip schon heute. Das sind zum einen Datenbrillen wie Google Glass und zum anderen fliegende Drohnen. Julian Ignatowitsch hat sich in die Welt von Drohnenland begeben und mit dem Autor gesprochen.

Von Julian Ignatowitsch |
    Eine US-Drohne vom Typ MQ-1 Predator beim Landeanflug
    Eine US-Drohne vom Typ MQ-1 Predator beim Landeanflug (picture alliance / dpa / Foto: Tsgt Effrain Lopez)
    "Die Datenbrille in Drohnenland hat jetzt keine spezifische Form, wie sie beschrieben wird. Aber die Dinge, die sie vornehmlich tut, gerade für diesen Polizisten, der natürlich eine besondere Datenbrille hat, ist dass sie ihm alle Personen die er trifft fast vollständig offenbart."
    "Der Concierge ist ein kleiner, nervös dreinblickender Mann mit dünnem Oberlippenbart. Laut meinen Specs heißt er Reza Yekta, siebenundfünfzig Jahre, Perser, limitierte Aufenthaltsgenehmigung, wohnhaft in der Lombardstraat 15a, unverheiratet, keine Kinder, Probleme mit dem Entziffern von Polizeiausweisen."
    Google Glass eine Brille mit eingebautem Computer, die Videos und Fotos aufzeichnen kann ...
    Sie könnten fotografiert oder gefilmt werden ...
    10 Sekunden Video kann die Brille mit der eingebauten Kamera standardmäßig aufnehmen ...
    und Informationen über Orte in der Umgebung direkt im Blickfeld...
    Droht uns die totale Überwachung?
    "Wenn wir alle solche Brillen hätten, die auch ständig Eindrücke aufnehmen, Bilder aufnehmen, dann können wir natürlich möglicherweise sehr genau sagen, nicht nur was Leute getan haben, das ist ja ganz einfach, ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, sondern auch, ich was du nächsten Sommer tun wirst. Das ist das, was man als Prädiktion bezeichnet."
    "Terry?"
    "Ja, Hauptkommissar"
    "Mein Kommissar Aart Westerhuizen von Europol, der greift ständig auf diesen Terry, diesen Computer zurück. Der heißt Terry, eigentlich TERESIAS, nach dem klassischen griechischen Seher, der allwissend ist."
    "Terry. Mordwaffe zeigen."
    "Terry, dieser Fahndungscomputer, kann für jedes in der Zukunft liegende Ereignis eine Wahrscheinlichkeit erstellen; wo er das für die Polizei gängig tut, ist in zukünftigen Führungszeugnissen."
    "Mit einer Wahrscheinlichkeit von 91 Prozent wird er in den kommenden zehn Jahren eine schwere Straftat begehen oder an deren Vorbereitung beteiligt sein. Mit einer 85-prozentigen Wahrscheinlichkeit wird es sich dabei um ein politisch motiviertes Verbrechen handeln."
    Ein Vorgriff auf die Zukunft, in der Menschen und Computer ganz anders miteinander interagieren werden ...
    Das größte Problem von Google-Glass ist die mangelnde Akzeptanz ...
    Scheiße find ich das, aber ändern kann ich es ja eh nicht!
    Wir haben es hier mit einem Instrument zu tun, dass massenhaft eingesetzt zu massenhafter Rechtsverletzung führen wird ...
    "Momentan ist die Überwachung, der wir uns aussetzen, sehr schlecht fassbar, weil sie im Netz stattfindet, sie ist unsichtbar. Was natürlich sein kann, ist, dass die Drohnen daran was ändern. Es ist natürlich was anderes, wenn ein kleines Ding mit Rotorenblättern immer hinter einem herschwebt. Das machen die Drohnen in Drohnenland."
    Wenden wir den Blick nach oben...
    Die militärische Nutzung von Drohnen ist schon länger ein Thema, ein schwieriges Vogelgroße Minidrohnen...
    Sie können für grauenhafte Dinge eingesetzt werden ....
    "In der Lücke zwischen den Pappeln kann ich eine EADS-Assassinendrohne sehen, ein furchterregendes Monster aus mattschwarzer Keramik. Es ist kugelförmig, mit vier Rotoren an der Ober- und acht kreisförmig angeordneten Mündungen an der Vorderseite. Die Drohne besitzt genug Feuerkraft, um das gesamte Feld in ein loderndes Inferno zu verwandeln".
    ... und ganz oft haben wir es hier auch mit einer Verletzung der Privatsphäre zu tun.
    "Falls wir ihn unionsweit zur Fahndung ausschreiben, werden Zehntausende Kameras und Drohnen vierundzwanzig Stunden am Tag nach seinem Gesicht Ausschau halten. Weglaufen ist zwecklos."
    "Also das Missbrauchspotenzial ist natürlich gigantisch, aber wir werden uns irgendwie damit arrangieren müssen. Vielleicht gibt es dann keine digitale Vergesslichkeit, aber eine digitale Vergebung."