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Fußball-WM im Zwei-Jahres-Rhythmus
UEFA und CONMEBOL starten Gegenangriff

Geht es nach FIFA-Präsident Gianni Infantino, wird die Fußball-WM bald alle zwei statt vier Jahre ausgetragen. Widerstand kommt aus dem europäischen- und dem südamerikanischen Verband. Jetzt holen UEFA und CONMEBOL zum Gegenangriff aus - mit einer spektakulären Allianz.

Von Thomas Kistner |
Aleksander Ceferin bei einer Pressekonferenz.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. (IMAGO Images / Nick Pott)
Am Montag versammelte FIFA-Präsident Gianni Infantino die 211 Nationalverbände weltweit, um sie auf sein neues Wunschprojekt einzuschwören: Die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft künftig alle zwei Jahre. Jetzt ist diese fixe Idee kein Thema mehr. Die zwei Branchengrößen UEFA und CONMEBOL, die Europa-Union und der Südamerika-Verband, haben Infantinos ständigen Angriffe auf ihre eigenen Wettbewerbe satt und starten in die Gegenoffensive: Ab 2024 sollen Brasilien, Argentinien mit acht weiteren Ländern Südamerikas gemeinsam mit den 55 Teams der UEFA in einer erweiterten Nations League antreten.
Sportgespräch - Warum will die FIFA die WM alle zwei Jahre ausrichten?
Grundzüge dieser spektakulären Allianz sehen nach Informationen aus UEFA-Kreisen so aus, dass sechs Südamerikaner in der Gruppe A und vier in der Gruppe B mitspielen. So entstünde das Konzentrat einer Fußball-WM, im vierjährigen Wechsel mit der bekannten WM, an der alle Erdteilverbände teilnehmen. Damit wollen UEFA und CONMEBOL, die alle bisherigen Weltmeister der 21 WM-Turniere seit 1930 stellen, Infantinos Reformplan endgültig torpedieren.

Infantino bliebe nur Rumpf-Veranstaltung

Im März beziehen Europa und Südamerika ein gemeinsames Büro in London. Schon jetzt arbeitet ein Expertenstab am neuen Format und an anderen Kooperationen. Wird das Projekt umgesetzt, was die Betreiber versichern, wären alle Hoffnungen Infantinos auf mehr WM-Turniere obsolet. Dann könnte er nur noch eine Rumpf-Veranstaltung mit Asien, Afrika, Ozeanien und Nord/Mittel-Amerika gegen ein medial viel wertvolleres Event in Europa setzen, bei dem sich Italien, England, Deutschland mit Neymar, Messi und Co. messen.
Hohe UEFA-Kreise betonen, die neue Allianz sei die Quittung für Infantinos permanente Quertreiberei. Tatsächlich unternimmt der FIFA-Boss immerzu seit 2018 Vorstöße, um die Milliardenflüsse des Fußballs in seine Zugriffssphäre umzuleiten. Erst vergangene Woche legte die UEFA ein Gutachten vor, demzufolge sie im Zuge von Infantinos WM-Reformen bis zu drei Milliarden Euro in einem Vierjahres-Zyklus verliere. Am Montag hielt Infantino mit Expertisen dagegen, die abenteuerliche Gewinne für alle Beteiligte ausweisen.

Infantino verschweigt Pläne bei FIFA-Konvent

Trotzdem glaubt die UEFA, dass er den Ernst der Lage begriffen habe. Das zeige der Umstand, dass Infantino das neue Elite-Format beim FIFA-Konvent am Montag komplett verschwieg – und damit auf die Chance verzichtete, den Abtrünnigen auf großer Bühne Egoismus und mangelnde Solidarität vorzuwerfen.