Bisher halten die Europäer an ihrem Verbandschef fest – nun geht es um die Frage, ob die UEFA das das weiterhin tun: Stand jetzt wird Michel Platini immer noch als Präsident der UEFA geführt. Gleich nach Platinis Suspendierung am vergangenen Donnerstag hat sich das UEFA-Exekutivkomitee hinter seinen Präsidenten gestellt. Platini hatte gleich nach seiner Sperrung Einspruch erhoben. Es geht um eine dubiose zwei-Millionen-Franken-Zahlung von Joseph Blatter an Platini. Der Franzose verweist auf Beratertätigkeiten in den Jahren 1998 bis 2002, die aber Jahre später (2011) vergütet worden sein sollen. Die Tatsache, dass Platini diese zeitliche Verzögerung bisher nicht plausibel erklären konnte, sorgt auch innerhalb der bisherigen Gefolgschaft bei der UEFA dafür, dass die Allianz für ihn offenbar bröckelt.
Zweifel unter anderem aus dem dänischen Verband
Es mehren sich die Stimmen aus den europäischen Verbänden, die sagen: Wir fordern Belege für Platinis Unschuld. Das dänische Mitglied in der UEFA-Exekutive, Allan Hansen, hat jetzt lautstark Beweise für Platinis Unschuld gefordert. Der deutsche Verband hatte Platini erst einmal das Vertrauen ausgesprochen und auf die Unschuldsvermutung hingewiesen. Etwas zögerlich schließt man sich auch hier der Forderung nach Aufklärung an. DFB-Chef Wolfgang Niersbach fordert zumindest Antworten auf offene Fragen. Doch der Deutsche Fußballbund geriert sich in dieser Frage nicht als vorderster Chef-Aufklärer.
Könnte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nachrücken?
Niersbach wird sowohl als Nachfolger für das Amt des UEFA-Chefs als auch als FIFA-Präsidentschaftskandidat gehandelt - wenn Platini jetzt fallen gelassen wird. Beobachter von außen fordern schon lange, dass der DFB, wichtigster Verband er Welt, jetzt vorweg gehen müsse und entweder die Führung in die Hand nehmen oder sich für einen Neuanfang bei der FIFA einsetzen müsse. Niersbach kündigte jetzt auch noch einmal an: Er wolle und werde sich nicht davor drücken, seinen Beitrag zu leisten. Wie dieser aussehen könnte sagte er nicht.
Einfluss der UEFA-Entscheidung auf Präsidentschaftswahl ist groß
Sollten die Europäer an Platini festhalten, würden sie wohl auf eine Verschiebung der FIFA-Präsidentschaftswahl pochen. Denn bliebe der Termin am 26. Februar bestehen, müsste eine Wahlkommission schon kommende Woche alle Kandidaten einer Integritätsprüfung unterziehen. Und die würde ein gesperrter Platini nicht bestehen. Nur eine Wahlverschiebung würde dem Franzosen also Zeit verschaffen. Wenn die UEFA heute Michel Platini das Misstrauen ausspricht, dann kann sie das nicht, ohne bald einen Präsidentschaftskandidaten zu benennen, hinter den sie sich jetzt stellt. Beobachter fordern einen unbelasteten Kandidaten von außerhalb, der bei der FIFA "aufräumen" kann.
Prinz Ali geht erneut ins Rennen
Der jordanische Funktionär Prinz Ali reichte derweil formal seine erneute Kandidatur ein. Er war schon im Mai gegen Blatter angetreten, hatte aber nach einer deutlichen Niederlage im ersten Wahlgang zurückgezogen. Damals hatte Prinz Ali die Rückendeckung der Europäer, weil diese keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt hatten.
Am Abend soll die Entscheidung der UEFA in einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden.