Fußball-EM
UEFA untersucht Demirals Wolfsgruß-Jubel - diplomatische Verstimmung zwischen Deutschland und Türkei

Nach Kritik aus Deutschland am Torjubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral bei der Fußball-Europameisterschaft hat Ankara den deutschen Botschafter einbestellt. Das bestätigte das Auswärtige Amt.

04.07.2024
    Der türkische Fußball-Nationalspieler Merih Demiral jubelt nach seinem zweiten Treffer im EM-Achtelfinale gegen Österreich. Dabei formt er seine Hände zum sogenannten Wolfsgruß - ein Symbol der "Grauen Wölfe" (Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung").
    Der türkische Fußball-Nationalspieler Merih Demiral jubelt - und zeigt dabei den "Wolfsgruß". (dpa / Hendrik Schmidt)
    Demiral hatte beim Achtelfinal-Spiel in Leipzig ein Handzeichen gemacht, das als Wolfsgruß der rechtsextremen türkischen Organisation "Graue Wölfe" bekannt ist. Dies war unter anderem von Bundesinnenministerin Faeser kritisiert worden. Die Symbole türkischer Rechtsextremisten hätten in den deutschen Stadien nichts zu suchen, sagte die SPD-Politikerin.

    Wolfsgruß: UEFA leitet Untersuchungsverfahren gegen Demiral ein

    Der europäische Fußballverband hat ein Untersuchungsverfahren gegen Demiral eingeleitet. Die UEFA erklärte, sie untersuche ein möglicherweise unangemessenes Verhalten des 26-Jährigen.
    Die "Grauen Wölfe" sind eine rechtsextremistische Bewegung, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Sollte Demiral bestraft werden, könnte das eine Sperre für das anstehende Viertelfinale gegen die Niederlande nach sich ziehen. Der Spieler selbst erklärte, er habe mit der Geste lediglich seinen Stolz als Türke ausdrücken wollen, hinter der Geste liege keine versteckte Botschaft.

    Autokorsos nach Viertelfinaleinzug der Türkei

    Die Türkei gewann in Leipzig mit 2:1 gegen Österreich. Demiral traf bereits nach 57 Sekunden zum schnellsten Tor in der K.-o.-Runde einer EM sowie in der 59. Minute. Den Anschlusstreffer erzielte Michael Gregoritsch (66.). Um den Einzug ins Halbfinale der EM spielen die Türken am Samstag in Berlin gegen die Niederländer, die zuvor Rumänien mit 3:0 geschlagen hatten.
    Nach dem Spiel feierten Anhänger der türkischen Fußball-Nationalmannschaft in mehreren deutschen Städten lautstark den Einzug in das Viertelfinale der Europameisterschaft. Unter anderem auf dem Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg oder in der Dortmunder Innenstadt gab es Autokorsos. Es wurde zudem Pyrotechnik gezündet, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. In Dortmund kam es nach Angaben der Polizei an mehreren Stellen zu Behinderungen und gefährlichen Verkehrssituationen.

    Fremdenfeindliche Gesänge von österreichischen Fans

    Vor dem Achtelfinalspiel hatten österreichische Fans fremdenfeindliche Parolen gesungen. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa und bezieht sich auf eine Übertragung des Schweizer Fernsehens SRF. Dort sei zu sehen gewesen, wie Anhänger der österreichischen Auswahl zur Melodie des Lieds "L'amour toujours" die Parole "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" singen. Die Leipziger Polizei teilte mit, sie habe einen Anfangsverdacht aufgenommen und gehe der Sache nach.
    Diese Nachricht wurde am 04.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.