Ein diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking durch die Bundesregierung ist weiterhin nicht geplant. Damit wird sich Deutschland den USA, Großbritannien und einigen anderen Ländern nicht anschließen, die wegen der Menschenrechtsverletzungen in China bereits angekündigt haben, die Spiele diplomatisch zu boykottieren.
Man habe darauf mit großen Unverständnis reagiert, sagte Kuerban Haiyuer im Dlf. „Dass gerade Deutschland, eine der führenden demokratischen Nationen, die sich die Menschenrechte auf die Fahne geschrieben hat und weltweit die Demokratie und Menschenrechte sehr stark unterstützt, gerade in diesem wichtigen Fall keinerlei deutliche Worte gefunden hat, das hat uns wirklich enttäuscht", sagte der Exil-Uigure, einer von rund 600 in Deutschland lebenden Uiguren, einer muslimischen Minderheit in China.
"Wirtschaftliche Interessen liegen höher"
Es sei positiv zu bewerten, dass Außenministerin Annalena Baerbock nicht zu den Olympischen Spielen nach Peking reisen werde, aber das reiche aufgrund des Ausmaßes der Menschenrechtsverletzungen in China gegen die Uiguren nicht aus. Hier sei die deutsche Regierung immer noch sehr zögerlich und zurückhaltend gegenüber einem härteren Vorgehen gegen China.
"Wir fordern ganz klar von den Politikern, den Genozid an den Uiguren in China, mit einem klaren Signal an die chinesische Regierung abzulehnen", sagte der Leiter des Berliner Büros vom Uigurischen Weltkongress im Dlf.
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Man müsse aber auch die Rechte der Sportlerinnen und Sportler beachten, sagte Haiyuer. Olympia sei für viele ihr Lebenstraum, für den sie ihr Leben lang gearbeiten hätten. Das Verhalten des Internationalen Olympischen Komitees kritisierte Haiyuer hingegen.
Für das IOC liegen die wirtschaftlichen Interessen über den menschlichen Interessen und dem Olympischen Geist. China hat immer ein großes Versprechen gegeben und das IOC hat sich auf die leeren Versprechungen der kommunistischen Partei verlassen.
"IOC muss merken, dass die Menschen nicht alles hinnehmen"
Kuerban rief die Menschen dazu auf, die Spiele - aufgrund der gravierenden Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren - nicht zu verfolgen. Anderfalls würden sich die diktatorischen Regime wie in China gestärkt fühlen, sagte Haiyuer. Langfristig würde das nur schlechte Entwicklungen bedeuten.
"Sobald das IOC merkt, dass die Menschen nicht alles hinnehmen, was es uns und der Welt verkauft hat und wenn das internationale Interesse an den Sportevents schwindet, dann würde das auch schwindendes wirtschaftliche Interesse für diese Organisationen bedeuten", sagte der Aktivist. Dann würden die guten Grundwerte der Spiele wie Freundschaft, Diversität und Frieden wieder auf die Agenda gelangen.