"Von allein wäre die Bevölkerung der Ukraine nicht so weit gegangen. Die Unruhen passieren aufgrund einer Einmischung von außen."
"Ich bin unpolitisch. Ich bin nach Moskau gekommen, um Geld zu verdienen. Schlimm ist das mit der Revolution dort. Schade, dass das Volk nicht versteht, dass die Ukraine daran zugrunde geht. Die Menschen müssten doch wissen, wie der Arabische Frühling endete."
"Der Kampf der Opposition in der Ukraine wird von Ländern des Westens angeheizt. Es gibt doch gar nicht genug objektive Gründe für so viel Aufregung im Land. Die Regierung der Ukraine sollte härter durchgreifen."
Drei Stimmen junger Angestellter in Moskau. Sie decken sich mit dem, was das unabhängige Levada-Zentrum Ende Januar in einer Umfrage herausgefunden hat. Demnach sagen 60 Prozent der Russen, es sei ihnen egal, wer aus dem Machtkampf in der Ukraine als Sieger hervorgehe. Sie interessieren sich nicht besonders für Außenpolitik. Denis Wolkow vom Levada-Zentrum:
"Interessant ist, dass die russische Bevölkerung die Motive der Regierungsgegner in der Ukraine völlig falsch einschätzt.
46 Prozent gaben an, der Westen habe die Menschen in Kiew aufgehetzt. Dann nennen die Befragten nationalistische Motive und den Protest gegen Korruption. Die wenigsten glauben, die Menschen in Kiew würden für Menschenwürde und gegen Behördenwillkür und Polizeigewalt auf die Straße gehen. Damit aber hat der Maidan begonnen. Die Russen haben ein völlig verzerrtes Bild dessen, was in der Ukraine geschieht."
Das Staatsfernsehen ist die wichtigste Informationsquelle der Russen
Wolkow führt das auf den Einfluss des Staatsfernsehens zurück. Es ist die wichtigste Informationsquelle der meisten Russen. Die staatlichen und staatsnahen Sender verbreiten fast ausschließlich die Meinung des Kreml und seiner Umgebung. Sie lautet so: Die ukrainische Opposition plane einen Staatsstreich; die Opposition sei allein Schuld an der Eskalation der Gewalt. Präsident Janukowitsch habe - ganz demokratisch - einen Kompromiss angeboten. Den habe die Opposition ausgeschlagen. Dazu wiederholen russische Regierungsvertreter und Abgeordnete gebetsmühlenartig, Politiker der EU seien verantwortlich für die Krise in der Ukraine. Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch:
"Viele westliche Länder haben die Opposition zu Aktionen außerhalb des Gesetzes ermutigt. Sie haben mit den Kämpfern angebandelt, haben Ultimaten gestellt und drohen mit Sanktionen. Dabei haben sie sich beharrlich geweigert, die Aktionen der Extremisten objektiv zu bewerten. Einige westliche Politiker sagen, Russland sei an allem Schuld, es wolle eine Art Sowjetunion wieder herstellen. Aber das ist ein Kampf mit ungeeigneten Mitteln. Das versteht jeder, der einigermaßen klar denkt."
Lawrow sagte außerdem, der Westen solle aufhören, der Ukraine Vermittlungsversuche aufzudrängen. Das Außenministerium verbreitete am Mittwoch in einer Erklärung, Russland werde seinen gesamten Einfluss nutzen, um Frieden und Ruhe in der Ukraine wiederherzustellen. Wie das geschehen soll, ließen die russischen Diplomaten offen.