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Ukraine
Kampfsportler gegen Demonstranten

Die ukrainische Vereinigung "Oplot", auf deutsch "Bollwerk", bildet Kampfsportler aus, die nicht nur in den Ring steigen. Sie bilden Schlägertrupps und greifen pro-westliche Demonstranten an. Ihr Ziel: "Diesen Maidan hinwegfegen."

Von Florian Kellermann | 14.02.2014
    "Dieser hier ist Meister im gemischten Kampfsport, und der andere hat gerade einen Wettkampf gegen einen Tschechen gewonnen. Beim gemischten Kampf befinden sich die Sportler in so einer Art Käfig und dürfen alle Techniken anwenden. Wir nennen das auch Kampf ohne Regeln, aber das ist nur für die Show, in Wahrheit gibt es schon Regeln."
    Alexander Dubrowytsch wirkt auch sportlich, aber er sei hier nur als Jurist beschäftigt, sagt er, in der Vereinigung "Oplot", auf deutsch „Bollwerk“. Sie hat sich vor einigen Jahren in Charkiw gegründet, einer Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern in der Ostukraine. Oplot verfügt über ein Kampfsport-Zentrum, eine Internetzeitung und über einen gemeinnützigen Fonds. Alexander Dubrowytsch zeigt das Modell eines Denkmals im Foyer der Oplot-Zentrale: eine Frau, die stolz nach vorne blickt, links und rechts klammern sich ein Mädchen und ein Junge an sie.
    "Das Denkmal soll fünfeinhalb Meter hoch werden und im Dorf Ordowka stehen. Es ist einer Frau aus dem Dorf gewidmet. Sie hat sich im Zweiten Weltkrieg den deutschen Besatzern entgegengestellt, um die Kinder des Dorfes zu retten. Aber die Deutschen haben sie an einem See erschossen, gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Tochter."
    "Das Vaterland ist in Gefahr"
    Oplot verbindet edle Motive, wie das Andenken an Kriegsopfer, mit Kampfsport und mit radikalen politischen Parolen. Diese sind nicht nur pro-russisch, sondern glorifizieren offen die Sowjetunion. So schlug der Verein vor, in Charkiw ein Denkmal für den Diktator Stalin zu errichten. Dementsprechend feindselig begegnet Oplot den pro-westlichen Demonstrationen in der Ukraine. "Das Vaterland ist in Gefahr", erklärte der Vorsitzende des Vereins Jewgenij Schylin. Er kündigte an, Selbstschutz-Einheiten zu gründen, vornehmlich mit den Kampfsportlern seines Vereins.
    "Wir werden diesen Maidan hinwegfegen", sagte Schylin bei einer Pressekonferenz. Und der der gewaltsame Kampf von Oplot hat längst begonnen, sagen Beobachter, allerdings bisher verdeckt. Die Organisation seit mitverantwortlich für den Terror, dem die Gegner von Präsident Viktor Janukowitsch ausgesetzt sind. Mindestens drei Menschen wurden bisher von Unbekannten entführt und gefoltert, hunderte Autos von Regimegegnern gingen in Flammen auf. Immer wieder greifen Sportler von Oplot die friedlichen Demonstrationen an, auch in Charkiw, sagt Julia Hermanowa, Pressesprecherin der oppositionellen Vaterlandspartei vor Ort.
    "Es ist eine Schande, dass Charkiw so in der Ukraine von sich reden macht. Das ist doch eigentlich eine intellektuelle Stadt, mit wichtigen Universitäten und Forschungszentren. Jetzt stehen wir als die Schläger-Fabrik des Landes da."
    Oplot schickt Provokateure nach Kiew
    Wer sich in Charkiw umhört, findet das bestätigt: Oplot sei eine der Organisationen, die Provokateure auch zu den Demonstrationen nach Kiew schickt, sagt ein junger Jurastudent, der seinen Namen nicht nennen will. Er kennt zwei der Sportler persönlich.
    "Sie sind Kickboxer, sie sind sehr stark. Sie bekommen Geld, sie gehen nach Kiew. 30 Prozent von diesen Leuten, sie kämpfen für die Idealen, andere 70 Prozent kämpfen für Geld."
    Die Schlägertrupps sollen einerseits die Janukowitsch-Gegner einschüchtern. Andererseits dienen sie den staatlich gelenkten Medien zu Propagandazwecken. Das Fernsehen kann ihre Straftaten zeigen und behaupten, die Randalierer seien Teil der Protestbewegung. Sie arbeiteten dabei Hand in Hand mit der Staatsmacht, sagt Julia Hermanowa.
    "Die Polizei hat die Schläger in Charkiw zwar zurückgehalten, als sie auf die Anti-Janukowitsch-Demonstranten einprügelten. Aber sie hat sie auch nicht festgenommen, sondern an der nächsten Ecke einfach wieder laufen lassen."
    Prügel seien doch harmlos, erklärt der Oplot-Chef Schylin, er wünscht den Demonstranten in Kiew viel Schlimmeres. Jeder Bürger dürfe einen Verbrecher sogar schwer verletzen, wenn er ihn damit dingfest machen könne. Und die Demonstranten in Kiew seien nunmal Verbrecher, so Schylin.