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Ukraine
Klitschko: "Bildet Bürgerwehren!"

Der ukrainische Oppositionsführer Vitali Klitschko fordert die Menschen in seiner Heimat auf, Bürgerwehren zu bilden. Das sagte er auf einer Großkundgebung in Kiew. Die Opposition fordert zudem mehr finanzielle Hilfen des Westens. Und: Der misshandelte Regierungskritiker Dmitro Bulatow durfte das Land verlassen.

02.02.2014
    Fordert Bürgerwehren: Vitali Klitschko am 02.02.2014 in Kiew
    Fordert Bürgerwehren: Vitali Klitschko am 02.02.2014 in Kiew (AFP / Sergej Supinsky)
    Nach Korrespondentenberichten waren es erneut mehrere zehntausend Menschen, die sich in der ukrainischen Hauptstadt auf dem Maidan-Platz versammelten. Die Menge empfing Klitschko und den Oppositionspolitiker Arsenij Jazenjuk mit Jubel - der ihrem Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz galt.
    Jazenjuk erklärte: "Wir haben mit unseren westlichen Partnern gesprochen und ihnen gesagt, dass wir finanzielle Hilfen brauchen. Sie sind dazu bereit." Allerdings, so Jazenjuk: Das Geld soll nur dem Volk, nicht aber dem - Zitat: "Regime" von Präsident Viktor Janukowitsch zukommen.
    Bürgerwehren ohne Waffen
    Vitali Klitschko wiederum appellierte an die Menge, Bürgerwehren zu bilden, "in jedem Hof, in jedem Bezirk, in jedem Haus". Diese Selbstverteidigungs-Gruppen sollten durch die Städte patrouillieren, denn nur so könne die Gewalt auf den Straßen gestoppt werden. Laut dpa sprach Klitschko nicht von Waffen. Hintergrund seines Aufrufs dürfte der Vorwurf der Opposition sein, dass die Staatsführung gezielt Schlägerbanden anheuert, um für Chaos zu sorgen.
    Präsident Janukowitsch wird am Montag seine Arbeit wieder aufnehmen. Er hatte sich vor drei Tagen krank gemeldet - mit hohem Fieber und einem Atemwegsinfekt. Sein Büro erklärte, nun gehe es ihm aber wieder gut. Kritiker hatten Janukowitsch unterstellt, sich mit der Erkrankung Zeit in dem Machtkampf verschaffen zu wollen.
    Gesicht mit Farbe eingesprüht
    Unsere Korrespondentin Sabine Adler berichtete von neuen Repressalien gegen Regierungskritiker. Sie schildert den Fall einer Frau, die entführt wurde - und der das Gesicht mit schwarzer Farbe eingesprüht worden sei, als Warnung. Ein Gericht in Kiew entschied inzwischen, dass der Regierungskritiker Dmitro Bulatow das Land verlassen durfte - was er auch umgehend tat. Jetzt soll er in Lettland behandelt werden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte gestern bereits erklärt, dass die Regierung in Kiew die Ausreise von Bulatow ermöglichen wolle. Der Oppositionelle war acht Tage lang entführt und massiv gefoltert worden.
    Der russische Journalist und Blogger Nikita Perfilev teilte mit, er und sein Kameramann seien in der Ukraine in einem Auto ohne Kennzeichn entführt und verprügelt worden. Er schrieb in einer Online-Botschaft, die Entführer hätten perfekt Russisch gesprochen und ihnen gesagt, sie sollten nach Russland zurückkehren.