Archiv

Ukraine-Konflikt
Gegenseitige Vorwürfe über Bruch der Waffenruhe

Die Waffenruhe in der Ost-Ukraine wird immer brüchiger. Die Militärführung in Kiew und die prorussischen Separatisten werfen sich Verstöße gegen die Vereinbarung von Minsk vor. Inzwischen schließt die ukrainische Armee den Abzug schwerer Waffen sogar vorerst aus.

    Ein ukrainischer Panzer nahe Peski, Donezk.
    In der Ost-Ukraine werfen sich die Konfliktparteien gegenseitig einen Bruch der Waffenruhe vor. (AFP / OLEKSANDR RATUSHNIAK)
    Die ukrainische Armee sprach von 31 Angriffen der Aufständischen innerhalb von 24 Stunden. Die Regierungstruppen hätten im selben Zeitraum mindestens 27 Mal das Feuer eröffnet, sagte Separatistenführer Eduard Bassurin der Agentur Interfax zufolge.
    In der Stadt Debalzewo hätten die Separatisten ein Gebäude der Miliz mit einem Artilleriegeschoss getroffen, sagte ein Mitarbeiter des ukrainischen Innenministeriums. Der Generalstab in Kiew teilte mit, die Lage an dem Verkehrsknotenpunkt sei weitgehend unter Kontrolle. "Wir können unsere Stellungen mit Munition und Lebensmitteln versorgen", sagte Sprecher Wladislaw Selesnjow.
    Die Aufständischen behaupteten weiter, bei Debalzewo seien bis zu 8000 ukrainische Soldaten eingekesselt. Separatistensprecher Denis Puschilin schlug einen Korridor vor, über den die Soldaten das Gebiet verlassen könnten. Zuvor müssten sie aber ihre Waffen niederlegen. Derzeit werde bei der Stadt weiter gekämpft, sagte er.
    Kein Abzug schwerer Waffen
    Angesichts der Angriffe schließt die ukrainische Armee den in den Verhandlungen von Minsk vereinbarten Abzug schwerer Waffen vorerst aus. Der für Montag geplante Beginn des Waffenabzugs von der Frontlinie stehe momentan nicht zur Debatte, erklärte Armeesprecher Wladislaw Selesniow in Kiew. Er begründete dies mit versuchten Panzerangriffen und anhaltendem Beschuss durch die prorussischen Rebellen.
    Die ukrainische Regierung und die Rebellen hatten sich am vergangenen Donnerstag nach einem Verhandlungsmarathon unter Beteiligung Deutschlands, Frankreichs und Russlands auf ein "Maßnahmenpaket" zur Umsetzung der Minsker Verträge von Anfang September verständigt. Seit Sonntag gilt eine Waffenruhe. Binnen zwei Tagen sollte danach eigentlich mit dem Abzug schwerer Waffen aus einer mindestens 50 Kilometer breiten Pufferzone begonnen werden.
    (pg/tj)