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Ukraine-Konflikt
Gespannte Ruhe in Donezk

Die Separatisten im ostukrainischen Bezirk Donezk haben sich selbst einen Freibrief für Anschläge auf die normale Bevölkerung ausgestellt: Ab sofort gelte zwischen acht Uhr am Abend und sechs Uhr am Morgen eine Ausgangssperre, heißt es in einer Erklärung. Weiterhin ungeklärt ist das Schicksal einer Gruppe der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine.

Von Florian Kellermann |
    Einwohner gehen durch die Innenstadt von Donezk
    In Donezk bleiben die Geschäfte voraussichtlich heute geschlossen ( picture alliance / dpa / Natalia Seliverstova)
    Die Kämpfe zwischen den Separatisten und der ukrainischen Armee flammten bis zum Morgen nicht mehr auf, nachdem die Regierung die Bewaffneten gestern erneut aufgefordert hatte, sich zu ergeben. Sie hofft offenbar darauf, dass die Erfolge der Armee aus der vergangenen Nacht genug Eindruck auf die Kämpfer machten. Mindestens 38 von ihnen, vermutlich aber deutlich mehr, kamen bei Gefechten um Donezker Flughafen ums Leben. Die Armee setzt dabei Kampfflugzeuge und Hubschrauber ein.
    Weiterhin ungeklärt ist das Schicksal einer Gruppe der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine. Die vier Beobachter, unter ihnen Dänen, waren im Osten des Landes unterwegs, schon seit Montag Abend sei der Kontakt mit ihnen abgerissen, heißt es bei der OSZE. Das ukrainische Außenministerium teilte mit, die Umstände des Verschwindens der Beobachter deuteten darauf hin, das prorussische Gruppierungen dahinter stecken. Ähnlich äußerte sich die dänische Regierung. Die Separatisten hatten schon vor Wochen Militärbeobachter gefangen genommen, darunter Bundeswehrsoldaten, und diese erst nach über eine Woche wieder freigelassen.
    "Keine Flugzeugangriffe auf Wohngebiete"
    In deren Millionenstadt Donezk werden heute voraussichtlich wieder - so wie gestern - viele Geschäfte und die Schulen geschlossen bleiben. Auch einige Fabriken standen still. Bürgermeister Oleksander Lukyantschenko hatte die Menschen aufgefordert, möglichst zuhause zu bleiben. Allerdings widersprach er gestern Abend Gerüchten wonach die Stadt evakuiert werden soll.
    "In der Stadt wird die Information weitergegeben, wonach die ukrainische Armee ihre Anti-Terror-Operation auf das Stadtgebiet ausweiten und hier sogenannte Säuberungen vornehmen werde. Russische Medien melden, alle Donezker sollten die Stadt verlassen. Ich erklärte, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Die Präsidialadministration hat mir versichert, dass es keine Flugzeugangriffe auf Wohngebiete geben wird."
    Die Ankündigung des designierten ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, mit größerer Härte gegen die separatistischen Kämpfer vorzugehen, stößt indes bei den Donezkern auf ein geteiltes Echo. Viele lehnen den Einsatz des Militärs kategorisch ab, weil die Bewaffneten ihn ihren Augen ihre Interessen verträten. So sagte eine Frau, die gestern zum Wrack eines aus der Luft beschossenen Militärlastwagens gekommen war:
    "Wir sind hier zuhause, und wir müssen uns verteidigen. Wir haben in einem Referendum erklärt, dass wir uns von der Ukraine lösen wollen, das muss die Ukraine akzeptieren. Warum schickt sie ihre Soldaten zu uns? Wir gehen auch nicht in die Westukraine und kämpfen dort. Wir wollen einfach nicht mehr in diesem Staat leben."