Die ukrainischen Streitkräfte haben nach den Worten eines Militärsprechers den Befehl erhalten, sich vom umkämpften Flughafen Lugansk zurückzuziehen. In den vergangenen 24 Stunden seien sieben Soldaten getötet worden. Die Soldaten hätten den entsprechenden Befehl zum "geordneten Rückzug" vom Flughafen und aus dem nahe gelegenen Ort Georgijewka erhalten, sagte Armeesprecher Andrej Lyssenko.
Kiew warf Russland erneut vor, militärisch direkt in der Ostukraine einzugreifen; demnach gab es Gefechte mit einem russischen Panzerbataillon. "Eine direkte und offene Aggression wurde von einem Nachbarstaat aus gegen die Ukraine begonnen. Dies hat die Lage in der Konfliktzone auf radikale Weise verändert", sagte Präsident Petro Poroschenko.
Verhandlungen in Minsk
Im weißrussischen Minsk kommen am Montag erneut die Mitglieder der Ukraine-Kontaktgruppe zusammen. Knapp zwei Wochen nach dem letzten Gespräch der Vertreter Moskaus und Kiews und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) soll dieses Mal auch ein Angehöriger der Führung der Separatisten zu den Verhandlungen stoßen.
Poroschenko erhofft sich von den Unterredungen in Minsk konkrete Ergebnisse, sowohl in Bezug auf eine OSZE-Beobachtermission in der Ostukraine als auch auf eine Feuerpause. Kreml-Chef Wladimir Putin sah das Treffen als Möglichkeit, "diese Tragödie so schnell wie möglich zu beenden", wie die Agentur Ria Nowosti meldete. Der russische Präsident forderte die ukrainische Regierung am Sonntag auf, mit den Separatisten Gespräche über den staatlichen Status der umkämpften Ostukraine zu beginnen. Was genau Putin meinte, blieb zunächst unklar.
Für Kiew und den Westen stehen die Grenzen der Ukraine nicht zur Diskussion. Putin sagte im russischen Staatsfernsehen, Ziel der Gespräche müsse es sein, die Interessen der Menschen in der Ostukraine zu sichern. "Es müssen umgehend substanzielle inhaltliche Verhandlungen anfangen - nicht zu technischen Fragen, sondern zu Fragen der politischen Organisation der Gesellschaft und der Staatlichkeit im Südosten der Ukraine."
Schüsse auf ukrainisches Kriegsschiff
Am Sonntag hatten prorussische Kämpfer ein ukrainisches Kriegsschiff auf dem Asowschen Meer beschossen. Der Angriff erfolgte von Land aus mit Artilleriegranaten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) befürchtet, dass die Lage im Südosten der Ukraine außer Kontrolle geraten könnte. In der Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer bereiten sich die Ukrainer auf einen Ansturm der Separatisten vor. Das Interesse der Rebellen an dieser Region des Landes hängt laut Steinmeier mit der bereits annektierten Krim zusammen: "Offenbar hat Russland Versorgungsschwierigkeiten auf der Krim", sagte der Minister.
(tzi/bor)