Unmittelbar vor dem offiziellen Beginn eines Besuchs in Deutschland hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko vor einem Scheitern des Friedensabkommens von Minsk gewarnt. "Die Wahrheit ist, dass das Abkommen nicht funktioniert," sagte Poroschenko der "Bild"-Zeitung. Minsk sei für die Ukraine "Hoffnung, nicht Realität".
Russland warf er vor, die vereinbarte Waffenruhe wiederholt gebrochen zu haben. "Jeden Tag wird von russischer Seite weiter geschossen, oft mehr als 60 Mal am Tag - insgesamt 1.100 Mal wurde die Waffenruhe gebrochen", sagte Poroschenko. Die Ukraine dagegen habe "jeden einzelnen Vertragspunkt von Minsk erfüllt", der Waffenstillstand sei von ukrainischer Seite "sofort umgesetzt" worden. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) habe keinen Zugang, um den Waffenabzug in der Ostukraine zu kontrollieren, sagte Poroschenko.
Weitere Sanktionen gefordert
Auf den Bruch der Waffenruhe im Osten seines Landes müsse es eine Reaktion geben. "Das können weitere Sanktionen sein. Auf jeden Fall sollten die jetzt geltenden Sanktionen bis Ende des Jahres verlängert werden", sagte Poroschenko. Russland dürfe wegen seines militärischen Eingreifens in der Ostukraine nicht die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ausrichten, forderte Poroschenko und rief zu einem Boykott auf: "Solange russische Truppen in der Ukraine sind, halte ich eine WM in diesem Land für undenkbar."
Noch vor wenigen Tagen hatte der ukrainische Präsident den Abzug schwerer Waffen aus den umkämpften Gebieten im Osten des Landes durch die Separatisten bestätigt. Poroschenko trifft am Montag Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. Die Staats- und Regierungschefs der EU kommen am Donnerstag und Freitag zu einem Gipfeltreffen in Brüssel zusammen, auf dem auch über den Konflikt gesprochen werden soll.
(tzi/jama)