Das ukrainische Militär teilte mit, die Kontrolle über eine Grenzregion im Südosten weitgehend verloren zu haben, Einheiten aus dem Nachbarland seien dafür verantwortlich. "Gestern gingen die Stadt Nowoasowsk sowie eine Reihe von Ortschaften der Kreise Nowoasowsk, Starobeschewo und Amwrosijewka unter die Kontrolle russischer Militärs", erklärte der nationale Sicherheitsrat in Kiew.
Wegen der "russischen Intervention" hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko einen Staatsbesuch in der Türkei abgesagt. "Der Platz des Präsidenten ist heute in Kiew", sagte er in einem Fernsehinterview. Die Lage im Raum Donezk habe sich "extrem verschärft".
Звернення #Президента #України щодо загострення ситуації в Донецькій області: http://t.co/RTVFXJ0Ksk #Ukraine— MFA of Ukraine (@MFA_Ukraine) August 28, 2014
Schwere Vorwürfe der USA
Die US-Regierung hatte Moskau zuvor vorgeworfen, eine Gegenoffensive der Rebellen in der umkämpften Region zu "lenken". Außenamtssprecherin Jen Psaki sagte in Washington, es gebe Hinweise, "dass es eine von Russland gelenkte Gegenoffensive in Donezk und Lugansk gibt". Russische Truppen und Panzer befänden sich anscheinend auf dem Weg in die Südostukraine, so die Sprecherin weiter. Die USA seien durch diese Entwicklung "tief beunruhigt".
Am Montag waren erstmals zehn russische Fallschirmjäger rund 50 Kilometer von der Grenze entfernt auf ukrainischem Gebiet festgenommen und identifiziert worden. Nach unbestätigten Angaben der ukrainischen Armee schickte Moskau nun zudem eine Militärkolonne in die umkämpfte Region bei Donezk. Insgesamt seien mehr als hundert russische Panzer, Truppentransporter und Grad-Raketenwerfer auf ukrainischem Territorium unterwegs. Allerdings konnte der nationale Sicherheitsrat in Kiew diese Angaben bislang nicht bestätigen.
NATO: 1.000 russische Soldaten in der Ukraine
Die NATO geht davon aus, dass Russland in der Ukraine um die 1.000 russische Soldaten einsetzt: "Wir schätzen, dass deutlich mehr als 1000 russische Soldaten innerhalb der Ukraine operieren", sagte ein ranghoher Offizier der Nato. "Das ist eine eher konservative Schätzung. Dahinter steht sehr große militärische Stärke. Sie unterstützen die Separatisten, sie kämpfen mit ihnen", sagte der Offizier.
Polens Außenminister Radoslaw Sikorski kritisierte das aggressive Vorgehen Russlands in der Ukraine. Es handle sich um die schwerste Sicherheitskrise seit Jahrzehnten. Auch Frankreichs Staatschef François Hollande zeigte sich alarmiert: Ein Einsatz russischer Soldaten in der Ukraine wäre "unerträglich und inakzeptabel", sagte Hollande in Paris. "Russland muss die Souveränität der Ukraine respektieren, seine Unterstützung der Separatisten einstellen und sie dazu bringen, eine bilaterale Waffenruhe zu akzeptieren."
(tzi/ach/bor)