Es sind Hilferufe, mit denen Militärbeobachter in der Ostukraine endlich Aufmerksamkeit schaffen möchten für die Lage um den Ort Debalzewe. Befürchtet wird ein Blutvergießen wie in Iliowaisk im Sommer, als Tausende ukrainische Soldaten eingekesselt waren und mehrere hundert bei den Kämpfen starben.
Nötig wäre ein international überwachter Korridor, über den Zivilisten herausgebracht werden. Die OSZE ruft seit gestern schon zu einer dreitägigen Feuerpause auf, ihre Forderung stieß bislang auf taube Ohren.
Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatte es schwere Kämpfe gegeben, ukrainische Internetseiten berichten zudem von Angriffen auf 80 Ortschaften innerhalb der letzten Stunden. In Donezk haben Rebellen zwei Krankenhäuser und einen Kindergarten unter Beschuss genommen, dabei wurden mindestens vier Menschen getötet, schreibt interfax.ukraine.
Oberstleutnant verrät Separatisten Truppenstellungen
"Man hört das ständig, sie fahren ständig hier rum", sagt diese Frau mit einem Baby auf dem Arm. Durch die ehemalige Millionenstadt, in der die wenigen Verbliebenen Einwohner in Kellern Zuflucht suchen, rollen Panzer und schwere Militärtechnik. Ständig sind Gewehrsalven und Schüsse zu hören. Die Menschen bewegen sich im Laufschritt über die Straßen, um der Gefahr zu entfliehen.
Zudem sieht sich die Militärführung in Kiew mit Verrat konfrontiert. Ein Oberstleutnant des ukrainischen Generalstabes soll Truppenstellungen an die Aufständischen in der sogenannten Volksrepublik Donezk ausgeplaudert haben. Dabei habe er mit dem russischen Geheimdienst zusammengearbeitet. Er wurde heute festgenommen, berichtete der Leiter des Geheimdienstes Valentin Naliwaitschenko. Neben der veralteten Ausrüstung und der schlecht ausgebildeten Soldaten und Führung der ukrainischen Armee ist mangelnde Loyalität der neuen Kiewer Regierung gegenüber ein ständig wiederkehrendes Problem, ähnlich wie bei der Polizei. Die hatte sich bei den Anti-Maidan-Demonstrationen und Besetzungen der Stadtverwaltungen in Dutzenden ostukrainischen Städten derart passiv verhalten, dass die Destabilisierung der Lage ihr mit zuzuschreiben ist.
In Kiew wird morgen der amerikanische Außenminister John Kerry erwartet, von dem Unterstützung für die Lieferung von Militärtechnik für die Ukraine erhofft wird.