Die ukrainische Regierung hat bestätigt, heute mit Vertretern der prorussischen Separatisten Gespräche führen zu wollen. Nach Angaben aus Kiew erklärte Präsident Petro Poroschenko bei einem Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Dialog solle per Videokonferenz stattfinden. An dieser sollen auch Vertreter Russlands und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) teilnehmen. Je nach Verlauf der Videokonferenz sei auch ein direktes Treffen im Anschluss denkbar. Poroschenko bestätigte damit Angaben von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der die Gespräche zwischen ukrainischer Regierung und Separatisten während seine Nahost-Reise in Aussicht stellte.
Die Vereinbarung für die Gespräche stützt sich nach Angaben Steinmeiers auf eine einstündige Telefon-Konferenz, an der auch die Außenminister aus Frankreich und der Ukraine, Laurent Fabius und Pawel Klimkin, sowie der Leiter der russischen Präsidialverwaltung, Sergej Iwanow, teilnahmen. Als Ziel wurde von allen Beteiligten in einer schriftlichen Erklärung ein "tragfähiger, beidseitiger Waffenstillstand" genannt. Die russische Seite sagte zu, ihren Einfluss auf die Separatisten geltend zu machen.
Militärflugzeug abgeschossen
Die Spannungen zwischen Kiew und Moskau hatten sich verschärft, nachdem eine Granate am Sonntag einen Menschen in einer russischen Grenzstadt getötet und die Separatisten am Montag ein Militärflugzeug abgeschossen hatten. Der ukrainische Verteidigungsminister Waleri Geletej machte Moskau indirekt mitverantwortlich für den Abschuss der Antonow An-26. "Die Maschine wurde von einer starken Rakete getroffen, die wahrscheinlich von russischem Territorium aus abgefeuert wurde." Das Flugzeug sei in 6500 Meter Höhe geflogen, was zu hoch sei für Waffen der Aufständischen.
Nach den Verlusten im Kampf gegen die Aufständischen kündigte Poroschenko zuletzt eine massive Aufrüstung der Armee an. Russland hat nach Nato-Angaben die Präsenz von Truppen im Grenzgebiet zur Ukraine zuletzt wieder deutlich erhöht. "Derzeit schätzen wir, dass zwischen 10.000 und 12.000 russische Truppen im Grenzgebiet sind", sagte ein Nato-Beamter in Brüssel. Mitte Juni habe die Zahl weniger als 1.000 betragen.
(tzi/swe/pg)