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Ukraine-Konflikt
Tote bei Beschuss von Flüchtlingskonvoi?

Bei einem Raketenangriff auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten der Ukraine sind nach Angaben von Militär und Separatisten Dutzende Menschen getötet worden. Kiew macht die prorussischen Aufständischen dafür verantwortlich, die Rebellen weisen den Vorwurf zurück.

    Ein prorussischer Separatist schießt in Lugansk auf die ukrainische Luftwaffe.
    Die Konfliktparteien beschuldigen sich gegenseitig (dpa / Evgeny Biyatov)
    Die genaue Zahl der Opfer habe noch nicht ermittelt werden können, sagte der ukrainische Armeesprecher Andrij Lisenko in Kiew. "Die Rebellen haben den Konvoi abgepasst und ihn vollständig zerstört." "Die Wucht der Attacke war so groß, dass die Menschen bei lebendigem Leib in den Fahrzeugen verbrannten - sie konnten sich nicht selbst befreien", sagte Militärsprecher Anatoli Proschin dem ukrainischen Rundfunksender 112. Die Busse hätten Flüchtlinge aus der Stadt Lugansk transportiert. Ein anderer Militärsprecher erklärte, die Separatisten hätten Grad-Raketen und Mörsergranaten auf die Wagenkolonne abgefeuert.
    Die Konfliktparteien beschuldigen sich gegenseitig
    Die prorussischen Aufständischen bestätigten einen Angriff, wiesen aber jede Schuld von sich. "Die Ukrainer selbst bombardieren die Straße dauernd mit Kampfjets und Grads", sagte der Vize-Ministerpräsident der selbst ernannten Volksrepublik Donezk, Andrej Purgin, der Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar hätten die Soldaten dabei nun Zivilisten getötet. "Wir haben nicht die Fähigkeit, Grads in diese Region zu schießen", sagte Purgin in dem Telefonat.
    Derzeit fliehen etwa 500 Menschen pro Tag aus Lugansk, der zweiten großen Stadt neben Donezk, die die Separatisten noch unter Kontrolle haben. Armee und Aufständische kämpfen seit Monaten um Lugansk, dessen Einwohner weitgehend von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten sind. Die Regierungstruppen haben Lugansk fast komplett von der Außenwelt abgeriegelt und in der Stadt einige wichtige Stellungen wieder eingenommen.
    Merkel sichert baltischen Staaten Beistand der NATO zu
    In Berlin hatten Krisengespräche der Außenminister Deutschlands, Russlands, der Ukraine und Frankreichs keine greifbaren Fortschritte gebracht. Man sei aber übereinkommen, den Dialog in dieser Form fortzusetzen, erklärte das Außenministerium in Moskau. Russlands Außenminister Sergej Lawrow verteidigte den Militäraufmarsch an der Grenze zur Ukraine. "Wir müssen auf der Hut sein, wenn wenige Kilometer von unserer Grenze entfernt ein echter Krieg ausgefochten wird", sagte er auf einer Pressekonferenz in Berlin.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat unterdessen den baltischen Staaten vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise den Beistand der NATO zugesagt. Bei einem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga sagte Merkel, die Beistandspflicht der NATO stehe nicht nur "auf dem Papier", sondern müsse "im Zweifelsfall natürlich auch mit Leben gefüllt werden". "Und darauf müssen wir uns vorbereiten", sagte die Kanzlerin nach einem Treffen mit der lettischen Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma. Lettland grenzt an Russland und hat eine große russische Minderheit.
    (pg/swe)