Die ukrainischen Streitkräfte führen seit Donnerstag eine Großoffensive, die verlustreich für beide Seiten ist. Am vorigen Wochenende wurden die Städte Slawiansk und Kramatorsk von den Rebellen befreit, von dort waren die prorussischen Milizen nach Donezk weitergezogen, wo jetzt schwere Gefechte stattfinden. Die Einwohner der Stadtbezirke Petrowski und Kirowski haben die Nacht zum Teil in Luftschutzbunkern verbracht. Auch aus zwei Vororten der Millionenstadt wurden schwere Kämpfe gemeldet. Einwohner fliehen und sollen Zeltlager auf Feldern errichtet haben.
Der Kommandeur der ukrainischen Antiterror-Operation sprach davon, dass gestern rund 1000 Separatisten "vernichtet" worden seien sowie große Teil ihrer Militärtechnik. Bereits vorige Woche waren derart hohe gegnerische Verluste gemeldet worden. "Solch eine Todeszahl entspricht natürlich nicht der Wirklichkeit", kommentierte Andrej Purgin die Angaben. Er ist der selbst ernannte Vize-Regierungschef der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk. Er bestätigte jedoch, dass die Regierungstruppen mit Raketen den Vorort Marinowka beschossen haben. Seinen Aussagen zufolge sind dabei rund 20 Zivilisten ums Leben gekommen.
Keine Verhandlungen mit Separatisten
Auch die prorussischen Milizen setzen immer schwerere Technik ein, unter anderem russische Raketenwerfer des Typs Grad. Die ukrainische Seite verlor gestern durch Beschuss mit diesen Waffen 23 Soldaten, 93 sollen verletzt worden sein. Juri Luzenko, ehemaliger Innenminister der Regierung Timoschenko erteilte trotz des Blutzolls Verhandlungen mit den prorussischen Milizen eine klare Absage:
"Wir haben es nicht mit Streitkräften zu tun, sondern mit Banditen und Terroristen, die keine moralischen oder politischen Hemmschwellen kennen. Deshalb kann man mit ihnen keine Gespräche führen. Sie sind ohnehin gekaufte Marionetten des Kremls. Man kann Putin nur auffordern, sie zurückzurufen. Putin hat eine einfache Wahl: Entweder er ruft Girkin-Strelkow, Borodaj und die anderen Saboteure zurück, oder er bekommt sie im Sarg zurück."
Der ukrainische Präsident Poroschenko erklärte sich Kanzlerin Merkel gegenüber in einem Telefonat zu einem beiderseitigen Waffenstillstand bereit, kündigte den Aufständischen aber Vergeltung für die ukrainischen Soldaten an, die gestern getötet worden sind. Die Separatisten würden dafür mit Dutzenden und Hunderten ihrer Männer zahlen, so Petro Poroschenko wörtlich.