Wenn das keine Aggression ist, was ist dann eine Aggression?", fragt der ukrainische Präsident Poroschenko rhetorisch in einer Nachricht auf Twitter. Bereits vor ihm hatte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrii Melnyk, im Deutschlandfunk gesagt, dass alleine in den vergangenen Tagen knapp eintausend russische Soldaten auf ukrainisches Gebiet vorgedrungen seien. Nach Armeeangaben sollen sie aber keine Hoheitsabzeichen tragen.
Russland weist den Vorwurf zurück. Wer das behaupte, der müsse erst einmal Beweise vorlegen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow bei seiner Jahrespressekonferenz. Auf dieser nahm die Ukraine-Krise viel Raum ein, berichtet unser Korrespondent Klaus Remme. Lawrow forderte, schnell den Beschuss aus der Luft und mit schweren Waffen in der Region einzustellen. Gleichzeitig sprach er sich für einen Dialog der Regierung in Kiew mit den selbst ernannten Volksrepubliken im Osten des Landes aus.
In Berlin werden beide Seiten am Abend aufeinandertreffen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) will mit seinen Kollegen aus Frankreich, der Ukraine und Russland über Auswege aus dem Konflikt beraten.Um das Treffen in Berlin hatten die ukrainische und russische Regierung gebeten. Schon in der vergangenen Woche hatte es ein Gespräch der Runde gegeben, allerdings ohne konkrete Ergebnisse.
Merkel hat geringe Hoffnungen
"Ich will keine übergroßen Hoffnungen erzeugen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem Treffen am Abend in Berlin. Sie hoffe zwar, dass "einige Strukturen" entstehen könnten, aber der Waffenstillstand im Osten der Ukraine werde brüchiger und brüchiger.
Wegen der wieder aufgeflammten Kämpfe in der Ostukraine will Kiew nun auch seine Truppen noch einmal deutlich verstärken. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk kündigte ein Gesetz an, mit dem fast 70.000 weitere Soldaten einberufen werden sollen. Die ukrainische Armee hätte dann eine Gesamtstärke von 250.000 Personen.
(pr/tj)