Im Deutschlandfunk-Sportgespräch hat sich Rodel-Weltmeister Felix Loch entschieden gegen eine Rückkehr von russischen und belarussischen Athleten und Athletinnen zu den Olympischen Spielen ausgesprochen. "Solange dieser Angriffskrieg zugange ist, kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen und bin auch vollkommen dagegen, dass russische oder belarussische Athleten dort bei irgendwelchen Wettkämpfen teilnehmen", sagte der 33-Jährige.
Ausschluss bis zum Ende des Ukraine-Kriegs
Er könne sich überhaupt nicht vorstellen, dass russische und ukrainische Athleten gemeinsam in der Umkleide sitzen und sich umziehen. Der Ausschluss sollte auch solange bestehen bleiben, solange der Ukraine-Krieg nicht beendet sei. Auch bei Sportlern von anderen Nationen sei dies die vorherrschende Meinung, sagte Loch. Für die russischen und belarussischen Athleten und Athletinnen sei es zwar eine extrem harte Entscheidung, aber die einzig richtige, sagte der deutsche Wintersportler.
Auch vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erwarte er eine klare Stellungnahme gegen die Teilnahme von russischen und belarussichen Athleten an internationalen Wettbewerben: "Man muss Haltung zeigen, egal wer das ist. Jeder sagt immer, Sport ist nicht politisch, aber Sport ist extrem politisch!", sagte der dreifache Olympiasieger.
Neutrale Athleten? - "Das ist im Endeffekt nur Augenwischerei"
Für ihn sei auch die diskutierte Teilnahme von russischen Athleten als neutrale Athleten keine Alternative. Jeder wisse für welches Land die Sportler an den Start gingen und diese würden im Anschluss an ihre Wettkämpfe auch in Russland für ihre Erfolge geehrt. "Das ist im Endeffekt nur Augenwischerei", kritisierte Loch.
Loch berichtete im Deutschlandfunk auch von seinem Engagement mit seinem Verein "Athletes for Ukraine", bei dem er kurz nach Kriegsbeginn mit Minibussen Hilfsgüter in die Ukraine gefahren und im Gegenzug Frauen und Kinder nach Deutschland brachte. "Wir konnten am Ende nur 34 oder 44 Personen - ich weiß es nicht mehr genau - mitnehmen, und da merkt man am Ende, wie hilflos man ist", erzählte der zweifache Familienvater.
Ältere Athleten als Vorbilder
Auch wenn es nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein gewesen sei, hätte man immerhin wenigstens etwas helfen könne. Auch jetzt sei er noch aktiv und unterstütze die Hilfsaktionen. Verglichen mit der Lage in der Ukraine, lebe man in Deutschland "im Paradies" und rege sich über "Nebensächlichkeiten" auf. Sein Engagement habe ihn sehr nachdenklich gemacht, aber auch geerdet, sagte Loch.
Er appellierte dazu, dass Sportler sich allgemein einbringen und auf Misstände aufmerksam machen. Man habe als Sportler eine gewisse Reichweite und Bekanntheit, die man einbringen müsse, sagte Loch. Speziell als älterer Athlet hätte man auch eine Vorbildfunktion gegenüber jüngeren Sportlern, die noch nicht über alle Hintergründe Bescheid wüssten. Er sagte im Dlf auch, dass es ihm und seiner Sportkarriere nie geschadet habe, wenn er offen seine Meinung geäußert hätte.
Loch kritisierte in diesem Zuge auch noch einmal die Vergaben der Olympischen Winterspiele 2022 nach Peking und der Fußball-WM 2022 nach Katar. Durch die Vergabe in diese Länder habe sich an der Lage der Menschenrechte nichts geändert. "Am Ende geht es nur um sehr viel Geld", sagte Loch, der darauf hinwies, das die Frage über eine Teilnahme oder einen Boykott bei solchen Veranstaltungen deutlich früher gestellt werden müsste und nicht erst kurz vor den Wettkämpfen.