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WM-Qualifikation
Alle für die Ukraine

Wales, Schottland und die Ukraine hoffen noch auf die WM-Teilnahme. In den Play-offs empfangen die Schotten in Glasgow die Ukrainer. Das Spiel war schon für März datiert, wegen der russischen Invasion in die Ukraine musste die Begegnung aber verlegt werden. Doch den Ukrainern fehlt es dramatisch an Spielpraxis.

Von Christine Heuer | 31.05.2022
Die ukrainische Fußball-Nationalmannschaft bei der Vorbereitung in Glasgow auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland.
Die ukrainische Fußball-Nationalmannschaft bei der Vorbereitung in Glasgow auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland. (Imago / Andrew Milligan)
Egal wie es ausgeht: Das Match Schottland - Ukraine wird auf jeden Fall sehr emotional. Aus Solidarität mit dem von Russland überfallenen Land drücken die meisten Fans der ukrainischen Elf die Daumen.
Die Schotten haben es nicht leicht, gegen die klar verteilten Sympathien anzuspielen. Aber wenn es los geht im Glasgower Hampden Park, will die heimische Nationalmannschaft sich ganz aufs Spiel konzentrieren. Schottlands Mittelfeldspieler Callum McGregor:
"Das ist schon in Ordnung. Natürlich hat jeder eine Meinung. Aber das macht uns gar nichts aus. Als Profis haben wir einen Job zu erledigen. Genau wie die Ukrainer. Sie werden genau wie wir den Lärm ausblenden und sich auf ihr Spiel konzentrieren. Beide Mannschaften werden das tun."

Ausreise aus der Ukraine nur mit Sondererlaubnis

Ob das wirklich so ist? Seit Anfang Mai trainiert die ukrainische Elf in Slowenien. Die meisten der Spieler sind mit einer Sondererlaubnis aus der Ukraine dorthin gereist. Nur wenige sind außerhalb ihrer Heimat verpflichtet.
Zu ihnen gehört Oleksandr Zinchenko von Manchester City. Das Match gegen Schottland spielen er und sein Team vor allem für ihre Landsleute zu Hause, daran lässt er keinen Zweifel.
"Ich schwöre allen Ukrainern, dass jeder einzelne von uns alles tun wird, um das Spiel zu gewinnen. Damit sie stolz auf uns sein können. Wenigstens für ein paar Sekunden möchten wir ein Lächeln auf ihre Gesichter zaubern."

Sportlich im Nachteil

Dieses Selbstverständnis und jubelnde Ukrainer im Glasgower Stadion dürften die ukrainische Elf stärken. Sportlich ist sie derzeit eher im Nachteil. Wegen des Kriegs sind viele Spieler monatelang nicht gegen andere Mannschaften angetreten.
Am Wochenende hat der ukrainische Kader deshalb ein internes Kampftraining abgehalten, bei der eine Seite im Stil der schottischen Nationalmannschaft spielte.

Schottland will erstmals seit 1998 wieder zur WM

Die Schotten auf der anderen Seite haben etwas zu beweisen. Seit 1998 haben sie sich nicht mehr für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Ihre Motivation das zu ändern, ist stark. Wer am Mittwoch in Glasgow gewinnt, trifft am Sonntag in Cardiff auf Wales. Oleksandr Zinchenko hofft, dass dann wieder die ukrainische Nationalhymne gespielt wird. So wie am Mittwochabend in Hampden.
"Ich vermute, jeder wird weinen und sehr stolz sein, ein Ukrainer zu sein. Sogar jetzt, wo ich nur daran denke, zittere ich innerlich."