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Ukraine
"Tschüß, Jungs, haut ab!"

Die Demonstranten in Kiew feierten einen Zwischenerfolg: Sie vertrieben die Polizei vom Rathaus und dem Unabhängigkeitsplatz. Die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton und Polens Ex-Präsident Alexander Kwaśniewski zeigten sich jedoch enttäuscht. Und die Demonstranten trauen dem Frieden nicht.

Von Sabine Adler |
    Polizisten mit einem Demonstrenten am 11. Dezember 2013 in Kiew
    Polizisten mit einem Demonstrenten am 11. Dezember 2013 in Kiew (dpa / picture-alliance / Iliya Pitalev)
    "Tschüß, Jungs, haut ab!", rufen die Demonstranten den Berkut-Einsatzkräften in den Bussen hinterher. Die waren am Morgen vor das Kiewer Rathaus aufgefahren, das die Europa-Befürworter seit zehn Tagen belagern. Eine Erstürmung des Gebäudes wurde bereits in der Nacht befürchtet, nach dem die Stromversorgung gekappt worden war.
    Mehrere Tausend Ukrainer harrten vor der Administration aus, unablässig riefen sie "Banditen weg!", pfiffen die Sicherheitskräfte aus, immer in der bangen Erwartung, dass die Polizisten aussteigen und das Gebäude einnehmen würden. Doch es kam anders, plötzlich setzte ein Bus zurück und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die anderen Busse folgten.
    Sie kämpfen weiter
    "Das ist ein erster Erfolg, wir haben erreicht, dass der Überfall der Berkut-Leute abgewehrt wurde. Das ist ein wichtiges erstes Signal, wir sehen, was wir erreichen, wenn unser Volk gemeinsam handelt."
    Ein anderer Mann ist vorsichtiger:
    "Von Erfolg kann man erst sprechen, wenn wir gesiegt haben."
    "Zum Maidan, zum Maidan!", rufen sie. Sie kämpfen weiter, die Menge kehrt vom Rathaus zum Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz, zurück, feiert dort einen weiteren Zwischenerfolg, denn auch vom Unabhängigkeitsplatz fuhren Polizeibusse ab.
    In der Nacht bei Temperaturen von rund zehn Grad minus waren Sicherheitskräfte immer dichter auf den Maidan vorgestoßen. Die befürchtete Räumung des Platzes blieb aber aus.
    Ashton und Kwaśniewski enttäuscht
    Die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton, die seit gestern in Kiew ist, zeigte sich empört. Dreieinhalb Stunden hatte sie mit Präsident Janukowitsch gesprochen. Die Regierung sollte nicht im Schutz der Nacht und unter Anwendung von Gewalt den Kontakt mit der Gesellschaft suchen, mahnte sie per Twitter um halb vier nachts.
    Auch Polens Ex-Präsident Alexander Kwaśniewski, einer der EU-Sonderbeauftragten für die Ukraine, zeigte sich enttäuscht. Der Polizei-Einsatz in der Nacht habe gezeigt, welche Art von Lösung sich Präsident Janukowitsch vorstellt.
    Die Demonstranten trauen dem Frieden noch längst nicht. Nachdem sie die Polizeibusse passieren ließen, errichteten sie neue Absperrungen - wie hier, wo ein Dutzend Männer einen Betonklotz auf die Straße hievt.