Ost-Ukraine
Ukrainische Armee zieht sich aus Awdijiwka zurück

Die ukrainische Armee gibt die seit Monaten umkämpfte Stadt Awdijiwka im Osten des Landes auf. Der neue Oberkommandierende Syrskyj und der für den Frontabschnitt zuständige General Tarnawskij teilten mit, die Soldaten hätten sich auf zuvor vorbereitete Stellungen zurückgezogen. Die Einnahme hat vor allem symbolische Bedeutung.

    Ein ukrainischer Soldat vor einem zerstörten Gebäude in Awdijiwka (Archivfoto vom 10.04.2023)
    Ein ukrainischer Soldat vor einem zerstörten Gebäude in Awdijiwka (Archivfoto vom 10.04.2023) (AFP / GENYA SAVILOV)
    Syrskyj und Tarnawskij erklärten, angesichts der operativen Lage um Awdijiwka sei entschieden worden, eine Einkreisung zu vermeiden und das Leben und die Gesundheit der eigenen Soldaten zu schützen. In der Folge würden die Einheiten den Verteidigungskampf auf strategisch günstigeren Frontlinien fortsetzen. Man werde in die Stadt zurückkehren, hieß es. Zuvor hatte Tarnawskij bereits den Rückzug aus einigen Stellungen und die Gefangennahme mehrerer ukrainischer Soldaten durch die russischen Invasoren gemeldet.

    Ukrainische Brigade meldete "unmenschliche Bedingungen" der Verteidiger

    Awdijiwka liegt in der ostukrainischen Region Donezk, die eine von insgesamt vier Regionen ist, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte. Russische Truppen versuchen seit Oktober 2023 unter hohen Verlusten, die ehemalige Industriestadt zu erobern. In den vergangenen Tagen war die Lage für die ukrainischen Verteidiger in der Stadt immer schwieriger geworden. Die Soldaten wehrten sich unter "unmenschlichen Bedingungen", schrieb der Pressedienst der in Awdijiwka eingesetzten 110. Brigade gestern auf Facebook.
    Vom Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington hieß es, russische Truppen seien von mehreren Seiten vorgerückt. Im Süden der Stadt sei eine wichtige befestigte Verteidigungsanlage der Ukrainer erobert worden. 

    Einnahme hat vor allem symbolischen Wert

    Die Eroberung von Awdijiwka wird von Beobachtern als der größte Rückschlag für die Ukraine seit dem Rückzug der Truppen aus Bachmut angesehen. Die Einnahme der Stadt durch russische Truppen sei zwar strategisch nicht bedeutend, sie habe für den Kreml aber vor der russischen Präsidentschaftswahl im März propagandistischen Wert, analysiert das ISW.
    Awdijiwka war bereits 2014 von pro-russischen Separatisten eingenommen worden. Ukrainische Einheiten brachten sie jedoch wenig später wieder unter ihre Kontrolle. Laut der Organisation Centre for Information Resilience wurden in Awdijiwka, wo vor Kriegsbeginn rund 33.000 Menschen lebten, fast alle Gebäude beschädigt oder zerstört.

    Ukrainischer Armee fehlt es an Munition

    Der Ukraine mangelt es derzeit vor allem an Munition. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, Kirby, betonte, dringend benötigte Artilleriegeschosse könnten nicht geliefert werden, da die Republikaner im US-Repräsentantenhaus weitere Ukraine-Hilfen blockierten.
    Gestern hatte der ukrainische Präsident Selenskyj Sicherheitsabkommen mit Deutschland und Frankreich unterzeichnet, die seinem Land langfristige Unterstützung sichern sollen.
    Diese Nachricht wurde am 17.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.