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Sportwelt zum Krieg in der Ukraine
Hilferufe und Flucht-Berichte

Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mehrere Sportlerinnen und Sportler aus Russland und der Ukraine haben sich über die sozialen Netzwerke zu Wort gemeldet. Neben Aufrufen zum Frieden gibt es auch Hilferufe. Tennisspielerin Dajana Jastremska berichtet von ihrer Flucht.

Von Jutta Heeß |
Kiew: Blick auf ein nach einem Raketenangriff beschädigtes Wohnhaus.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist ein Häuserblock durch russischen Beschuss beschädigt worden. (Emilio Morenatti/AP/dpa)
Anfang März wird er die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste sein: Daniil Medvedev. Seit 2004 ist damit zum ersten Mal ein Spieler jenseits der Big Four – Federer, Nadal, Djokovic und Murray - Spitzenreiter der Tennis-Elite. Und erst zum dritten Mal ein Russe, nach Yevgeny Kafelnikov und Marat Safin.
Höchstes verhaltene Freude bei Daniil Medvedev. Er wird zwar die Nummer 1 der Tennis-Welt, der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine trübten aber auch seine Stimmung. Vor dem Halbfinale des ATP-Turniers in Acapulco sagte er bei Eurosport:  "In diesen Momenten versteht man, dass Tennis manchmal nicht so wichtig ist. Als ich aufwachte, war ich voller Emotionen angesichts des Krieges. Ich wusste vor meinem Match gar nicht, dass ich die Nummer eins werden kann, wenn Novak sein Match verliert. Dann habe ich viele Nachrichten bekommen, ich habe verstanden, was passiert ist, dann hatte ich etwas bessere Gefühle, ja das war irgendwie ein Achterbahn-Tag.“

Rublev: "No war please"

Auch Medvedevs Landsmann Andrey Rublev setzte beim Turnier in Dubai ein Zeichen: Nach seinem Halbfinalsieg gegen den Polen Hubert Hurkacz schrieb er „No war please“ auf die Linse einer Fernseh-Kamera am Spielfeldrand. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, welche Strafen Demonstranten und Aufständischen sowie ihren Familien unter Wladimir Putins Regime drohen.
Nichtsdestotrotz äußert sich danach auch auf der Pressekonferenz: "In diesen Momenten realisierst du, dass mein Match nicht wichtig ist, es geht also nicht darum, wie das mein Match beeinflusst hat. Was dort geschieht, ist viel schrecklicher. Man versteht, wie wichtig es ist, Frieden auf der Welt zu haben und einander zu respektieren, egal was passiert. Das Wichtigste ist: Wir müssen auf die Welt und aufeinander aufpassen."

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Man spürt die Betroffenheit in Rublevs Stimme. Das ist mehr als nachvollziehbar, denn in der vergangenen Woche hatte der 24-Jährige den Doppel-Titel beim ATP-Turnier in Marseille gewonnen – gemeinsam mit dem Ukrainer Denys Molchanov.
„Mein Herz blutet – eine weitere schlaflose und schreckliche Nacht für das ukrainische Volk. Bitte helft uns den Krieg zu stoppen", twittert Elina Switolina-Monfils. Ähnlich emotional wie sie äußern sich viele Sportlerinnen und Sportler in den sozialen Netzwerken.

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Tennisspielerin Jastremska auf der Flucht

Besorgniserregend sind die Instagram-Nachrichten von Dajana Jastremska. Die Tennisspielerin schrieb am Donnerstag, dass sie mit ihrer Familie in ihrer Heimatstadt Odessa sei. Am Freitag postete sie Handy-Videos von ihrer Flucht mit einer Fähre. „Nachdem ich zwei Nächte in der Tiefgarage verbracht hatte, trafen meine Eltern die Entscheidung, mich und meine kleine Schwester um jeden Preis aus der Ukraine zu schicken! Mama, Papa, wir haben euch sehr lieb, passt auf euch auf!!! Ich liebe dich, mein Land! Ukrainer, passt auf euer Leben auf!“

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Im rumänischen Fernsehen wurde Freitagabend die Ankunft der 21-Jährigen und ihrer jüngeren Schwester an einem Hafen in Rumänien gezeigt, Dajana Jastremska äußerte sich kurz: „Es ist so traurig, dass Land verlassen zu müssen. Irgendwo da drüben sind jetzt unsere Eltern.“

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Am Samstag bestätigte sie auf Twitter, dass sie sicher in Frankreich angekommen sei.

Säbelfechterin Kharlan: "ich zitterte, weinte"

Dramatisch auch das, was die Säbelfechterin Olga Kharlan bei Instagram veröffentlichte. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin berichtet von Telefonaten mit ihrer Familie, die im Keller ihres Hauses Schutz vor den russischen Bomben suchen: „Die russische Armee kam mit drei Flugzeugen, Raketen und Gewehren. Und es war wirklich beängstigend, weil meine Familie die ganze Zeit auf dem Boden war und sie hörten jedes verdammte Geräusch von Explosionen. Alles. Ich blieb einfach auf der Couch sitzen und konnte mich nicht bewegen, ich zitterte, weinte und unterhielt mich mit meiner Schwester.“
Eine deutliche Botschaft aus ihrer Heimat sendet Anna Rizatdinova, rhythmische Sportgymnastin und Bronze-Medaillengewinnern bei den Olympischen Spielen 2016 über Instagram: „Sie (Die Russen) sagen, dass sie in der Ukraine keine Zivilisten angreifen und wir vor Nationalisten geschützt werden. Wir haben nicht darum gebeten, geschützt zu werden. Wir greifen niemanden an,  wir dringen nicht in das Land anderer Leute ein. Aber in der zweiten Nacht schlafen wir nicht mehr nachts. Wir verstecken uns in einem Luftschutzkeller. Lasst uns in Ruhe, bitte.“

Andriy Shevshenko sendet Hilferuf

Auch der ehemalige ukrainische Fußball-Nationalspieler Andriy Shevshenko sendet einen Hilferuf. Bis heute wie ein Volksheld verehrt, hat seine Stimme immer noch viel Gewicht in der Ukraine. Auf Instagram schreibt er: „Ich bitte Sie, unser Land zu unterstützen und die russische Regierung aufzufordern, ihre Aggression und Verletzung des Völkerrechts zu beenden. Wir wollen nur Frieden. Krieg ist nicht die Antwort.“

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Ebenfalls auf Instagram wendet sich der ukrainische Schwimmer und Weltrekordhalter über 50 Meter Schmetterling an die Sportpolitik: Andrii Govorov fordert ein Verbot von sportlichen Wettkämpfen in Russland und sogar eine Sperre aller russischen Athleten: „Wenn du die Nationalfahne auf der deiner Brust trägst, unterstützt du dein Land. Wenn du es unterstützt, bist du im Grunde einverstanden mit dem, was dein Land tut, du bringst es in die Welt. Deshalb würde ich gerne, dass Athleten aufhören, ihr Land zu repräsentieren. Russland muss für die Gewalt zahlen.“

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Fußballspieler Smolov: "Nein zum Krieg"

Angesichts der Solidarität, die russische Sportler geäußert haben, ist das eine harte Forderung. Denn nicht nur die Tennisspieler Medvedev und Rublev zeigen sich betroffen, auch der russische Fußball-Nationalspieler Fedor Smolow bekundet seine Trauer. Hinter einer schwarzen Kachel schreibt der Stürmer von Dynamo Moskau: "Nein zum Krieg!“

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Und ergänzt ein gebrochenes Herz und die ukrainische Flagge.